Marie-Claude Deffarge, 1924 in Paris geboren, 1984 in der Nähe von Paris gestorben, war Fotografin, Journalistin und Filmemacherin. Während der deutschen Besatzungszeit studierte sie an der Sorbonne in Paris Ethnologie und Archäologie.
Sie beschäftigte sich mit der Kunst des spanischen Flamencos und bekam so Kontakt zu spanischen Anarchisten und zu linken Widerstandsgruppen gegen die Nazis. 1948, als sie in Amsterdam als Flamencotänzerin auftrat, traf sie auf den politisch gleichgesinnten Gordian Troeller. Ab Beginn der 1950er Jahre lebten und arbeiteten beide zusammen. Die zahlreichen gemeinsam produzierten Zeitungsreportagen und Dokumentarfilme zeichnen sich durch eine realistische Bildsprache und dezidiert politische Botschaften aus. 1974 beendeten sie ihr Zusammenleben.
Marie-Claude Deffarge zog von Hamburg nach Paris, beteiligte sich jedoch weiterhin bis zu ihrem Tod 1984 an der Konzeption und Entstehung der Filme. In der Zeitschrift cinéma resümierte Marie-Claude Deffarge im April 1977 ihre Gedanken: „Und das wollten wir zusammen zum Ausdruck bringen: dass die Unterentwicklung kein ’natürlicher‘ Zustand ist. Die Länder, die sich angeblich auf dem ‚Weg der Entwicklung’ befinden, sind keineswegs Länder, die auf dem Weg zum Fortschritt zurückgeblieben sind – und sich nun anschicken, diese Verspätung aufzuholen -, und es handelt sich auch nicht um arme Länder. Sie sind die Opfer des Weltwirtschaftssystems, das seit Jahrhunderten von den herrschenden Nationen errichtet wurde.
Die Unterentwicklung ist ein Prozess, der darin begründet ist, dass die reichen Länder die wirtschaftlich schwächeren Länder für ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen nutzen. Die abhängigen Länder arbeiten damit nicht mehr für ihren eigenen Profit, sondern für das Wachstum derer, die sie beherrschen. Dieser Prozess hat mit den kolonialen Eroberungen der großen europäischen Mächte begonnen und beschleunigt sich in dem Maße, in dem der ‚Fortschritt‘ in die unterdrückten Länder Einzug hält. (…) Es wird wohl keine Lösung geben, solange die Länder, auf deren Kosten die Reichen immer reicher werden, nicht das Entwicklungsmodell in Frage stellen können, das von den Industrienationen geschaffen wurde, und solange sie nicht Nein sagen zu diesem ‚Fortschritt‘.“
Gemeinsam mit Gordian Troeller veröffentlichte Marie-Claude Deffarge zwei Bücher: Yemen 62-69. De la révolution « sauvage » à la trêve de guerriers (Robert Laffont, Paris 1969) und Frauen der Welt (Verlag Zweitausendeins, Frankfurt M. 1984 sowie weitere Auflagen), das auf der 12-teiligen Filmserie „Frauen der Welt“ basiert.