Sumatra, 1979
Die meisten Gesellschaften werden von Männern beherrscht. Sie haben den Frauen eine untergeordnete RoIle zugeteilt und rechtfertigen ihren Herrschaftsanspruch mit religiösen, mythischen oder biologischen Argumenten. Bei den Minangkabau auf der indonesischen Insel Sumatra ist das anders. Den Frauen kommt in dieser Gesellschaft eine ähnliche Rolle zu, wie sie nach unseren Vorstellungen die Männer einnehmen, was Einfluss in der Gesellschaft, Besitz oder Erbrecht angeht. Die Töchter tragen den Namen der mütterlichen Linie und sie werden als Stammhalterinnen angesehen, ohne die die Familie nicht weiterbestehen könnte. Diese scheinbare Umkehrung der Verhältnisse führt jedoch nicht dazu, daß den Männern innerhalb der Gesellschaft eine untergeordnete Rolle zukäme. Die Männer nehmen als Bruder oder Onkel die Vertretung der mütterlichen Familie nach außen wahr, so wie es den Männern in einer vornehmlich islamischen Gesellschaft zukommt. Zunehmend ist dieses traditionelle Wertesystem westlichem Einfluß ausgesetzt und das Modell der Kleinfamilie in den Mittelpunkt gerückt, in der der Mann das Sagen hat. Doch ist das Adat, die traditionelle Gesetzgebung durch die das alltägliche Leben geregelt wird, immer noch auch für die Minangkabau von Bedeutung, die nicht mehr auf Sumatra leben.
Gordian Troeller und Marie-Claude Deffarge
Kamera: Gordian Troeller
Ton: Stanislas Choko, Elmar Schmidt
Schnitt: Ingeburg Forth
Länge: 43 Minuten
Erstsendung: RB 04.11.1979
- Männerherrschaft unbekannt15,00 €