SÜDJEMEN 1973
Als wir im Südjemen einmal einen Minister fragten, warum sozialistische Ideen ausgerechnet in diesem Teil der arabischen Welt so leicht Fuß fassen konnten, antwortete er: „Weil wir seit 1000 Jahren Kommunisten sind. Meine Mutter gehört zu den Karmathen.“ Diese Karmathen hatten uns schon fasziniert, als wir in Persien lebten. Sie bildeten die erste politische Bewegung, die sich für die Sozialisierung der Produktionsmittel einsetzte, die Gleichheit aller Menschen forderte – auch der Frauen – und für soziale Gerechtigkeit kämpfte. Diese Urkommunisten hatten sich bereits zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert in der gesamten arabischen Welt heimlich organisiert. Die letzte der karmathischen Volksrepubliken, die von islamischen Truppen zerstört wurde, lag im Südjemen. Viele Karmathen konnten in die Berge fliehen, wo sie sich unter die Stämme mischten und ihrer politischen Überzeugung im Untergrund bis heute treu geblieben sind. Wir reisten in den Upper Yaffa, ein nahezu unzugängliches Hochland, das nie von Fremden erobert werden konnte. Dort trafen wir die Nachkommen der Karmathen. Wir konnten ihre Geschichte nachverfolgen und sie bewegen, über ihr politisches Credo zu sprechen. Ein weißer Fleck auf der Landkarte entpuppte sich als die politisch und menschlich entwickelteste Gegend der arabischen Welt.
Gordian Troeller und Marie-Claude Deffarge
Mitarbeit: Didier Baussy, Rosy Rouleau
Kamera: Gordian Troeller
Schnitt: Walter Schultes
Länge: 45 Minuten
Farbe
Erstausstrahlung: NDR 08.06.1973
- Kommunisten seit 1000 Jahren15,00 €