Honduras, 1987
Wie viele Straßenkinder es in Lateinamerika gibt, kann nur geschätzt werden. Die Zahlen schwanken zwischen 20 und 40 Millionen. Auch in Honduras steigt die Zahl der Kinder, die verlassen wurden oder aus zerrütteten Familien kommen. Etwa die Hälfte der Frauen sind alleinstehende Mütter mit durchschnittlich sechs Kindern, die kaum in der Lage sind, die Familien zu ernähren. Verantwortlich dafür ist neben der Armut der Wahn der Männer, immer wieder alle Bindungen zu kappen, um sich als Mann aufs Neue zu bestätigen. So werden Tausende von Kindern täglich in Tegucigalpa auf die Straße geschickt, um zu betteln, im Abfall nach verwertbaren Resten zu suchen oder um zu stehlen. Auch die Landflucht steigt, da der größte Teil des Landes in den Händen einiger weniger Großgrundbesitzer liegt und Produkte für den Export angebaut werden.
Durch staatliche und nichtstaatliche Hilfsprogramme kann nur einem kleinen Teil der Kinder geholfen werden. Selbst wer eine Schule besucht hat, hat kaum Chancen, eine Arbeit zu finden. Ein anderes Bild: die Kinder der Reichen werden schon im Kindergarten auf ihre Zukunft in den USA vorbereitet. Sie sollen das Land verlassen können, wenn aus den Millionen armer Kinder arbeitslose Erwachsene geworden sind und die Unterentwicklung nicht mehr aufzuhalten sein wird.
Gordian Troeller
Mitarbeit: Ingrid Becker-Ross
Kamera: Gordian Troeller
Ton: Ingrid Becker-Ross, Jürgen Kauffels
Schnitt: Annerose Koop
Länge: 43 Minuten
Erstausstrahlung: RB 31.08.1987
- Die Verlassenen15,00 €