Senegal, 1996
Geschockt und voller Unverständnis registrieren Regierung und westliche Entwicklungsexperten die unter der Bevölkerung sich ausbreitende Tendenz, die Kinder nicht mehr in die Schule zu schicken. Immer mehr Eltern stellen fest, daß das von der Kolonialmacht eingeführte und nach wie vor dem französischen Lehrplan entsprechende Erziehungssystem die Kinder ihrer Kultur entfremdet und sie somit unfähig macht, im unaufhaltsamen Verarmungsprozess der senegalesischen Gesellschaft zu überleben. Denn überall – selbst in Großstädten – ermöglicht nur die Wiederbelebung der traditionellen Solidarität – das Geben und Empfangen, das Teilen und Verteilen – in würdevoller Genügsamkeit das gesellschaftlich erträglich und menschlich reich zu gestalten, was wir als Armut bezeichnen. Etwa 70% der Bevölkerung kann sich nur so über Wasser halten: Eine alternative Gesellschaft, eine Absage an den Kapitalismus. Der Film untersucht, wie eine solche Gesellschaft funktioniert, und warum die Kinder mit einer für europäische Verhältnisse konzipierten Schulbildung dort nur Versager sein können.
Gordian Troeller
Mitarbeit: Sylvia Perez-Vitoria
Kamera: Gordian Troeller
Ton: Sylvia Perez-Vitoria, Brigitte Dahm-Bauchwitz, Elmar Schmidt
Schnitt: Dietlind Frank, Kersten Jakobeit
Länge: 42 Minuten
Erstausstrahlung: RB 1996