Indien, 1984
Kleinkinder gelten im Hinduismus, als gottähnliche Geschöpfe, denen alles erlaubt ist und die im Zentrum vieler Zeremonien stehen. Vor allem in ländlichen Gebieten prägt der Hinduismus das Leben in der Gemeinschaft. Frauen stehen dabei auf der untersten Stufe. Schon die Geburt eines Mädchens wird als Unglück erlebt, da die Familie eine hohe Mitgift bezahlen muß, um sie zu verheiraten. Offiziell ist die Mitgift zwar verboten, doch würde kein Mann sich ohne sie zur Ehe bereit erklären. Auch Kinderarbeit darf es eigentlich nicht geben. Ein Regierungsbeamter, der die Dreharbeiten ständig begleitete, hatte Order, darauf zu achten, daß arbeitende Kinder nicht gefilmt wurden. Es wurde auch die Erlaubnis verweigert, bei dem Volk der Muria im Norden Indiens zu filmen, da dort schon die Kinder sexuelle Beziehungen hätten, was als moralisch verwerflich gilt und dem Ansehen Indiens schaden könnte.
Fotos, die während einer früheren Reise entstanden sind, vermitteln jedoch einen Eindruck der Gemeinschaftshäuser, in denen die Kinder nach ihren eigenen Vorstellungen zusammenleben. Diese Form des Nicht – Erziehens steht im Gegensatz zur indischen Realität in der – geprägt vom Hinduismus – die Kleinsten zwar alles dürfen, um dann jedoch in ein umso strengeres Gefüge aus Regeln und Verboten hineinzuwachsen.
Gordian Troeller
Mitarbeit: Ingrid Becker-Ross
Kamera: Gordian Troeller
Ton: Ingrid Becker-Ross, Jürgen Kauffels
Schnitt: Ingeburg Forth
Länge: 43 Minuten
Erstausstrahlung: RB 26.11.1984
- Im Schatten der Götter15,00 €