Singapur, 1987
Eine radikale staatliche Bevölkerungspolitik hat in Singapur dazu geführt, die Geburtenrate so zu senken, daß nun wieder staatliche Anreize notwendig sind, um die Bevölkerungszahlen zu steigern.
Interessiert ist die Regierung jedoch nur an Nachwuchs aus Familien mit hohem Bildungsgrad. Akademiker erhalten für jedes Kind materielle und gesellschaftliche Vergünstigungen. Ungebildete hingegen verlieren, wenn sie mehr als zwei Kinder haben, das Kindergeld und andere Vorteile. Ziel dieser Auslesepolitik ist die Schaffung einer nationalen Elite zur Sicherung der Zukunft Singapurs, die auf hochentwickelten Technologien basiert. Doch vor allem die Frauen haben von der zu Zeiten der Überbevölkerung verordneten Gleichberechtigung profitiert.
Durch gute Ausbildungsmöglichkeiten und die Chance, Karriere zu machen, ist es für viele attraktiver geworden, ledig zu bleiben. Die Bevölkerungspolitik in Singapur ist ein Musterbeispiel gesellschaftlicher Manipulation. Ministerpräsident Lee lässt keinen Zweifel aufkommen, wer hier bestimmt, wenn er sagt, daß kein wirtschaftliches Wachstum erreicht worden wäre, wenn der Staat nicht selbst in die persönlichsten Angelegenheiten jedes Einzelnen eingegriffen hätte.
Gordian Troeller
Mitarbeit: Ingrid Becker-Ross
Kamera: Gordian Troeller
Ton: Ingrid Becker-Ross, Elmar Schmidt
Schnitt: Annerose Koop
Länge: 43 Minuten
Erstausstrahlung: RB, 21.12.1987
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