Japan, 1988
Wie überall ist auch in Japan die Schule das Spiegelbild der Gesellschaft. Die Lerninhalte wurden zwar von Europa und den USA übernommen, die Verhaltensweisen aber blieben japanisch. Im Unterricht zum Beispiel sind Meinungsäußerungen, Nachfragen oder gar Kritik verpönt. Die Furcht aufzufallen ist größer als der Wunsch nach persönlicher Profilierung. Schüler können nicht sitzenbleiben. Entscheidend ist nämlich nicht, was man weiß, sondern, daß man in der Lage ist, sich in die Gruppe zu integrieren, zu der man gehört, und die Ordnung akzeptiert, die sie gliedert. Das gilt vom Kindergarten bis zur Universität und setzt sich auch später im Berufsleben fort. Doch Kinder und Jugendliche streben immer mehr auch nach der Durchsetzung der Inhalte der westlichen Zivilisation, nämlich der Anerkennung persönlicher Leistung. Dadurch wird die streng hierarchisch gegliederte japanische Gesellschaft auf Dauer in Frage gestellt.
Gordian Troeller
Mitarbeit: Ingrid Becker-Ross
Kamera: Gordian Troeller
Ton: Ingrid Becker-Ross, Jürgen Kauffels
Schnitt: Ingeburg Forth
Länge: 43 Minuten
Erstausstrahlung: RB 11.01.1988
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