{"id":54088,"date":"2017-03-11T14:10:25","date_gmt":"2017-03-11T13:10:25","guid":{"rendered":"http:\/\/www.troeller-deffarge.com\/?page_id=54088"},"modified":"2024-02-11T12:37:17","modified_gmt":"2024-02-11T11:37:17","slug":"unser-nachbar-frankreich-vi","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/zeitungsreportagen\/unser-nachbar-frankreich\/unser-nachbar-frankreich-vi\/","title":{"rendered":"Unser Nachbar Frankreich VI"},"content":{"rendered":"
Stern, Heft 31, 5. August 1962 Kein Volk hat im zwanzigsten Jahrhundert so lange Krieg gef\u00fchrt wie die Franzosen. Seit 1939 ohne Unterbrechung. Jetzt ist der Krieg zu Ende. Zum ersten Mal seit dreiundzwanzig Jahren kann Frankreich sich unbeschwert seinem dringendsten Problem zuwenden: sich selbst. Was andere V\u00f6lker in Angriff nehmen konnten, als sie 1945 die Waffen niederlegten \u2013 den Versuch einer wirtschaftlichen und sozialen Anpassung an die technische Entwicklung \u2013 kann jetzt auch Frankreich in vollem Ma\u00dfe beginnen. Gr\u00f6\u00dfe mi\u00dft sich nicht an Bomben<\/strong><\/p>\n \u201eSchon gut\u201c, seufzen die Franzosen. \u201eWir wissen: das Atomwerk von Pierrelatte kostet drei Milliarden Mark nur f\u00fcr den Anfang, vier weitere, um in Schwung zu kommen, und wahrscheinlich noch mal so viel, um zu produzieren. Wenn uns der Atem ausgeht, werden die Deutschen ein wenig mitmachen. Auch jenseits des Rheins gibt es Atomfanatiker. Schon gut, schon gut. Wir sollen wiederum das Notwendigste dem Imperativ der Gr\u00f6\u00dfe opfern. In Indochina ging es um die Gr\u00f6\u00dfe. In Algerien auch. Jedes Mal hie\u00df es: \u201aIhr m\u00fc\u00dft durchhalten. Es geht um unsere Existenz. Wer widerspricht, ist ein Antifranzose, kein echter Sohn unserer Nation.\u2018 Viele widersprachen zwar, aber wir meuterten nicht. Und die Gr\u00f6\u00dfe ging trotzdem fl\u00f6ten. Wenigstens in Indochina, Madagaskar und Algerien, an denen sie scheinbar hing. Und jetzt h\u00e4ngt sie pl\u00f6tzlich an der Atombombe und unserer europ\u00e4ischen Mission. Erkl\u00e4rt uns doch mal, wie die Gr\u00f6\u00dfe aussieht.\u201c Die Vergangenheit geh\u00f6rt ins Familienalbum<\/strong><\/p>\n Auf den ersten Blick sieht es so aus, als w\u00fcrden sich \u2013 wie immer und \u00fcberall \u2013 die \u201erechten\u201c und die \u201elinken\u201c Tendenzen gegen\u00fcberstehen. Das ist nur bedingt richtig. Aus allen Kreisen und Klassen sind M\u00e4nner hervorgegangen, die nicht mehr in das herk\u00f6mmliche Schema passen. Katholische Priester k\u00e4mpfen zusammen mit Arbeitern und f\u00fchren Bauernrevolten. Industrielle fordern Verstaatlichung. Gro\u00dfgrundbesitzer wollen kollektiveren. Lehrer wollen neue Tugenden. Professoren neue B\u00fccher. In jeder Schicht wird man sich bewu\u00dft, da\u00df die traditionellen Strukturen unf\u00e4hig sind, die Zukunft zu tragen. Kommunisten k\u00e4mpfen um Trinkgelder<\/strong><\/p>\n Jetzt geht’s los. Der Bauer mu\u00df sich \u201ebemerkbar machen\u201c. Das hei\u00dft, er mu\u00df dem Aufk\u00e4ufer ein Trinkgeld zustecken, wenn er nicht bis zum Abend dastehen will, ohne etwas verkauft zu haben. Sobald man \u201ebemerkt\u201c worden ist, beginnt das Feilschen, das wiederum mit Zigaretten und Wein in Schwung gehalten werden mu\u00df. Nachdem der Handel abgeschlossen ist, kommen die Verpacker. Sie haben nat\u00fcrlich ebenfalls recht auf einen Liter Wein und zehn Mark Trinkgeld. <\/strong><\/p>\n Saint-Pol de L\u00e9on in der Bretagne wird jeden Sommer zum Schlachtfeld des Artischockenkrieges. Wenn der hei\u00dfe Wind \u00fcber die Felder weht, werden die Pflanzen \u00fcber Nacht reif. Das Angebot steigt. Die Preise fallen ins Bodenlose. Die H\u00e4ndler wollen wegen der geringeren Gewinnspanne nichts mehr abnehmen. Die Bauern stampfen ihre Artischocken ein \u2013 oder werfen sie auf die Stra\u00dfe, um gegen ein verkalktes Marktsystem, gegen die veralteten Strukturen der franz\u00f6sischen Landwirtschaft zu protestieren. Sie schlagen Krach und wollen Reformen. In ganz Frankreich revoltieren die jungen Bauern gegen die Vergangenheit<\/em><\/p>\n Professoren verkaufen Gem\u00fcse<\/strong><\/p>\n So lebten sie bis vor zwei Jahren. Da kamen sie pl\u00f6tzlich auf die Idee, doch selbst einmal nach Paris zu fahren, um nachzusehen, ob der Markt wirklich \u00fcbers\u00e4ttigt ist. Bretonen sind impulsiv. Gedacht, getan. Sie luden 15 Lastwagen voll Artischocken und machten sich auf den Weg. Besitz verliert die alte Bedeutung<\/strong><\/p>\n Das Unwahrscheinliche ist geschehen: Die konservativste Gruppe der Franzosen, die Bauern, stellen das Recht auf Besitz infrage und verlangen nationale Planung. M\u00e4nner, die noch vor wenigen Jahren energisch jeden Quadratmeter Boden verteidigten \u2013 wenn es sein mu\u00dfte, mit dem Gewehr \u2013, erwachen pl\u00f6tzlich zum Bewu\u00dftsein unserer Epoche und ziehen mutig Konsequenzen. Frankreich \u2013 die Vorhut Europas<\/strong><\/p>\n Ich k\u00f6nnte tausend Beispiele nennen von Studiengruppen, Diskussionsgemeinschaften, Arbeiteraussch\u00fcssen und christlichen Gewerkschaften, die in allen St\u00e4dten Frankreichs au\u00dferhalb der Parteien und hoch \u00fcber dem Mythos von rechts und links die neuen Strukturen suchen, die der Gesellschaft erlauben, den Fortschritt zum Nutzen und Vorteil des Menschen zu organisieren. Stern, Heft 31, 5. August 1962 Kein Volk hat im zwanzigsten Jahrhundert so lange Krieg gef\u00fchrt wie die Franzosen. Seit 1939 ohne Unterbrechung. Jetzt ist der Krieg zu Ende. Zum ersten Mal seit dreiundzwanzig Jahren kann Frankreich sich unbeschwert seinem dringendsten Problem zuwenden: sich selbst. Was andere V\u00f6lker in Angriff nehmen konnten, als sie 1945…<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":61867,"parent":54081,"menu_order":5,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","template":"","meta":{"_seopress_robots_primary_cat":"","_seopress_titles_title":"","_seopress_titles_desc":"","_seopress_robots_index":"","footnotes":""},"categories":[503],"tags":[],"class_list":["post-54088","page","type-page","status-publish","has-post-thumbnail","hentry","category-frankreich","entry","has-media"],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54088"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=54088"}],"version-history":[{"count":5,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54088\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":61881,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54088\/revisions\/61881"}],"up":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54081"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media\/61867"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=54088"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=54088"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=54088"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}
\n<\/em><\/p>\n
\nDie franz\u00f6sischen Nachz\u00fcgler krempeln die \u00c4rmel hoch. \u201eAlso los\u201c, sagen sie, \u201enun wollen wir endlich das Geld, das wir bis jetzt in Indochina, Madagaskar und Algerien verpulvert haben, dort anlegen, wo es am n\u00f6tigsten fehlt. \u2013 Wir m\u00fcssen schnellstens einen Teil unserer Industrie von Paris in die Provinz verlegen, sonst stirbt das Hinterland. Wir m\u00fcssen unsere M\u00e4rkte neu organisieren, die Landwirtschaft von Grund auf neu ordnen und Lehrer, Beamte, Angestellte besser bezahlen. Nie haben wir einen solchen Bev\u00f6lkerungszuwachs gekannt. Innerhalb von drei Jahren werden zus\u00e4tzlich eine Million Menschen Arbeit fordern und wohnen wollen. Zehn Millionen Franzosen gehen zur Schule. Das hat es noch nie gegeben. Aber seit Jahren schon fehlen Schulen und Lehrer. Das Problem wird zur Lebensfrage. Es geht um unseren kostbarsten Besitz: das \u201aKapital Gehirn‘. Wir werden den Vorsprung Amerikas und Ru\u00dflands nie mehr einholen k\u00f6nnen, wenn wir nicht sofort zehn Millionen Quadratmeter Schulraum bauen und viele Tausend Lehrer ausbilden. Und wir brauchen H\u00e4user. Nur f\u00fcnf Prozent aller jungverheirateten Franzosen haben richtige Wohnungen. Alle anderen leben in Einzelzimmern oder bei den Eltern. Und wir brauchen Autobahnen. Wir haben ja jetzt das Geld. Gott sei Dank. Es ist eine Minute vor zw\u00f6lf. Und wir brauchen\u2026\u201c
\n\u201eMoment mal\u201c, sagt de Gaulle, \u201eihr verge\u00dft die Hauptsache: unsere Gr\u00f6\u00dfe. Wir brauchen eine eigene atomare Bewaffnung. Wir basteln bereits an H-Bomben und Atom-U-Booten. Unsere Armee braucht wieder eine gro\u00dfe Mission, die Frankreichs w\u00fcrdig ist. Wir m\u00fcssen m\u00e4chtig werden, um eigene Politik treiben zu k\u00f6nnen, als die F\u00fchrer einer dritten Weltmacht: das Europa der Vaterl\u00e4nder. Dazu brauchen wir Geld, und vor allem gute Patrioten. Wir brauchen\u2026\u201c<\/p>\n
\n\u201eAber erlaubt mal\u201c, spricht der Chor der Patrioten (Die Stimme der OAS ist am lautesten vernehmbar). \u201eEure Frage beweist bereits, da\u00df ihr dekadent seid und nur noch an bezahlten Urlaub und K\u00fchlschr\u00e4nke denkt. Es ist h\u00f6chste Zeit, da\u00df wir euch zwingen, eure Mission neu zu entdecken. Die Gr\u00f6\u00dfe, verehrte Herren, wird geboren aus dem Respekt vor den heiligen Prinzipien, als da sind: Patriotismus, Stolz, Opferbereitschaft, Gehorsam, moralische Integrit\u00e4t, Liebe zur Arbeit und zu den \u00fcberlieferten Pflichten, Verehrung der Tradition und Bereitschaft, f\u00fcr diese ewigen Werte zu k\u00e4mpfen und zu sterben.\u201c
\nUnd der Dialog geht weiter:
\n\u201eLa\u00dft uns doch mal I-Punkte machen\u201c, sagen die \u2019Antifranzosen‘. \u201eDekadenz? Was bedeutet dieses Wort, das ihr uns unentwegt an den Kopf werft? Soviel wir wissen, ist sie die Karikatur der Vergangenheit. Die h\u00e4\u00dfliche Fratze, die ein Volk zieht, wenn es sich unaufhaltsam selber kopieren und nach Prinzipien leben will, die ihren Sinn verloren haben. \u2013 Der Militarismus, der Kolonialismus, die Machtpolitik, die Herrschaft des B\u00fcrgertums und seine Tugenden, der Klassenkampf \u00e0 la Marx, der Patriotismus Stil 1914. All das geh\u00f6rt einer Epoche an, die endg\u00fcltig abgeschlossen ist. Es ist ein Zeichen von Dekadenz, verehrte Herren, wenn man in \u00fcberlebten Normen denkt und lebt. I h r seid dekadent, nicht wir. Hinter eurer Arroganz versteckt sich Fantasielosigkeit, hinter eurem nationalen Stolz nur Routine. Ihr habt einmal Pferde gez\u00fcchtet und gute Gesch\u00e4fte damit gemacht. Mittlerweile wurden Autos und Traktoren erfunden. Aber ihr wollt immer noch mit H\u00fc und Hott regieren.\u201c
\nIn diese beiden Lager spaltet sich Frankreich heute. Mit Nuancierungen auf jeder Seite und einer gro\u00dfen uninteressierten Masse in der Mitte.
\nZwischen den Fronten steht auch General de Gaulle. Mehr oder weniger. Das hei\u00dft, er ist zwar bereit, vieles \u201eneu zu denken\u201c, jedoch nur mit R\u00fccksicht auf die Gr\u00f6\u00dfe. Sein Hauptziel \u2013 die atomare Bewaffnung und das Europa der Vaterl\u00e4nder \u2013 gehorchen machtpolitischen \u00dcberlegungen alten Stils.
\nSeine ganze Haltung wird in erster Linie vom Prestige bestimmt. Prestige f\u00fcr seine Person. Prestige f\u00fcr Frankreich. Koste es, was es wolle. Eine solche Politik verschlingt Unsummen. Die prunkvollen Empf\u00e4nge fremder Staatsoberh\u00e4upter kosten jedes Mal den Preis von vielen neuen Schulen. F\u00fcr die Verschw\u00f6rung von Paris (Putz der H\u00e4userfronten) k\u00f6nnten ganze Siedlung gebaut werden. Um nur das zu nennen.
\nDe Gaulle wird deshalb von vielen als Hindernis f\u00fcr eine gesunde Entwicklung angesehen und bek\u00e4mpft. Denn heute wird entschieden, wie Frankreich morgen aussieht. Die Zukunft des Landes und das Leben eines jeden h\u00e4ngen davon ab, wie die Energien Frankreichs in den n\u00e4chsten Jahren eingesetzt werden, wo das Geld der Steuerzahler hingeht und was aus Europa wird.
\nNat\u00fcrlich liebt das Volk die gro\u00dfen Schauspiele. Es umjubelt Kraftmeier und Stars. \u201eGeben wir ihnen Brot und Spiele\u201c, sagten schon die alten R\u00f6mer.
\n\u2013 \u201eAuch das geh\u00f6rt zum alten Stil\u201c, sagen die neuen M\u00e4nner. \u201eWir vergehen uns an der W\u00fcrde eines Volkes, wenn wir es verdummen. Es mu\u00df wissen, da\u00df es um s e i n Geld geht und um s e i n e Zukunft. Wir m\u00fcssen es informieren. St\u00e4ndig. Es mu\u00df teilnehmen an allen Entscheidungen. Die Regierenden behaupten immer: Alles geht gut. Macht euch keine Sorgen. Am\u00fcsiert euch nur. Wir sind ja da\u2026
\n\u2013 Je mehr die Schwierigkeiten vertuscht werden, umso n\u00f6tiger wird ein regelrechter Kreuzzug gegen die Verdummung. Die Gr\u00f6\u00dfe einer Zivilisation mi\u00dft sich heute nicht mehr an Bomben, Kolonien, falschen Helden und roten Teppichen. Sie mi\u00dft sich an der Aufrichtigkeit der Information, an den Kenntnissen und der Beteiligung eines jeden. Das ist unserer Auffassung von Gr\u00f6\u00dfe\u201c, sagen sie. \u201eNur ein wissendes Volk ist gro\u00df und demokratisch.\u201c<\/p>\n
\n\u201eAlle Ideologien sind \u00fcberholt\u201c, sagen sie. \u201eSie wurden w\u00e4hrend der ersten Phase der industriellen Revolution gepr\u00e4gt. Damals entsprachen sie den Gegebenheiten. Heute aber stecken wir tief in der zweiten Phase. Die ‚wissenschaftliche Explosion‘ ist in vollem Gange. Hier sind die alten Ideen wertlos. Ob es sich um die liberalen Theorien des neunzehnten Jahrhunderts handelt oder um Marx \u2013 sie sind die geistigen Kinder einer Zeit, wo traditionelle Landwirtschaft, junge Industrie und neues Proletariat sich gegen\u00fcberstanden. Dieses Bild der Vergangenheit geh\u00f6rt ins Familienalbum, aber nicht auf den Tisch von Politikern. Wer heute noch ernsthaft die Doktrinen des neunzehnten Jahrhunderts in die Gegenwart \u00fcbertragen will, beweist nur, da\u00df er nichts begriffen hat. Die Voraussetzungen sind nicht mehr die gleichen.
\nNur weil wir stehengeblieben sind, ist der technische Fortschritt im Begriff, den Menschen zu erdr\u00fccken. Wir m\u00fcssen neue Strukturen erfinden, um den Fortschritt zu beherrschen und ihn in den Dienst der Menschen zu stellen. Alle Schichten der Gesellschaft m\u00fcssen sich zu diesem gemeinsamen Werk zusammenfinden. Es gibt keine Klassenschicksale mehr. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Sobald diese Notwendigkeit bewu\u00dft wird, gibt es keine Krise der westlichen Welt mehr. Und keine ‚kommunistische Gefahr‘. Diese ber\u00fchmte Krise ist nur das Ergebnis der Fantasielosigkeit. Sie ist ausschlie\u00dflich der Weigerung zuzuschreiben, unsere inneren Strukturen der neuen Umwelt anzupassen. Sobald wir das erkannt haben, k\u00f6nnen wir voller Zuversicht in die Zukunft blicken.\u201c
\nSo sprechen nicht nur Intellektuelle und Politiker.
\n\u201eWeg mit den alten Strukturen\u201c, verlangen die Bauern der Bretagne und werfen ihre Artischocken in die Fenster der Rath\u00e4user.
\nWas ist geschehen? Warum revoltieren sie? \u2013 Sie erleben, was die Theoretiker aussprechen: die t\u00f6dliche Tyrannei eines verkalkten Marktsystems. Der vor einigen Jahren entfachte \u201eKrieg der Artischocken\u201c zeigt am besten, was mit Strukturwandel gemeint ist:
\nViele Bauern der Bretagne leben von Artischocken, die in Paris gegessen werden. Bevor die Artischocken aus der Hand des Produzenten in den Mund des Parisers wandern, gehen sie durch viele H\u00e4nde: vom Aufk\u00e4ufer \u00fcber eine Versandfirma und ein Transportunternehmen zum Gro\u00dfverteiler. Der wiederum beliefert die Gro\u00dfh\u00e4ndler, der Gro\u00dfh\u00e4ndler die Zwischenh\u00e4ndler auf dem Gro\u00dfmarkt. Dort endlich kauft der Einzelh\u00e4ndler, der sich durch den Nahtransport die Ware bringen l\u00e4\u00dft. Und jeder verdient an den Artischocken. Der Bauer erh\u00e4lt im Durchschnitt 15 Pfennig f\u00fcr ein Pfund. Der Verbraucher zahlt eine Mark in Paris. Im \u00fcbrigen macht der Zwischenhandel mit den Erzeugern, was er will.
\nEs f\u00e4ngt in Saint-Pol de L\u00e9on an, dem gro\u00dfen Markt der Bretagne. Die Bauern pfl\u00fccken ihre Artischocken vor Sonnenaufgang, damit sie sch\u00f6n frisch sind, und bringen sie auf den Markt in die Stadt. Meistens sind sie schon vor acht Uhr da. Sie wissen nat\u00fcrlich nicht, wie die Nachfrage ist, ob in Paris viel verlangt wird, wie hoch der Preis sein mag. Nichts. Sie stehen und warten. Manchmal bis mittags. Dann kommen die Angestellten der gro\u00dfen H\u00e4ndler: die Aufk\u00e4ufer. Sie spazieren zwischen den Karren herum, als h\u00e4tten sie nichts zu tun.<\/p>\n
\nUnd der Bauer mu weitere Zugest\u00e4ndnisse machen: drei Prozent, wenn bar bezahlt wird. Zehn bis zwanzig Prozent f\u00fcr sogenannte Unreinheiten (lange St\u00e4ngel, trockene Bl\u00e4tter). Alles nach Gutd\u00fcnken der H\u00e4ndler, nat\u00fcrlich. \u2013 Zum Schlu\u00df wird gewogen. Ein paar Bauern, die zu Hause das Gewicht ihrer Ladung kontrolliert hatten, mu\u00dften zu ihrem Erstaunen feststellen, da\u00df die Waagen der H\u00e4ndler anderer Meinung sind: 2300 kg sind pl\u00f6tzlich nur noch 1600 kg.
\nHiermit fing der Krieg an. Die Bauern verlangten eine \u00f6ffentliche Waage auf dem Markt von Saint-Pol.
\n\u201eKommt gar nicht in Frage\u201c, erkl\u00e4rten H\u00e4ndler und Beh\u00f6rden. \u201eDies ist ein Markt mit Tradition. Er ist immer gut genug gewesen. Warum sollten wir pl\u00f6tzlich die guten alten Gewohnheiten \u00e4ndern?\u201c
\nDie Bauern wurden b\u00f6se. Eine Woche lang brachten sie keine Artischocken mehr und belagerten das Rathaus von Saint-Pol.
\n\u201eWir stecken es in Brand\u201c, drohten sie, \u201ewenn wir keine Waage bekommen.\u201c
\nMan h\u00e4tte sie gern Kommunisten genannt und das Milit\u00e4r gerufen. Aber das war leider nicht m\u00f6glich. Die Kommunisten standen n\u00e4mlich auf der Seite der H\u00e4ndler. Die Einpacker, Angeh\u00f6rige der kommunistischen Gewerkschaften, bangten um ihre Trinkgelder. Und im \u00dcbrigen geh\u00f6rte der junge Klerus der Bretagne zu den Wortf\u00fchrern der Revolte.
\nDie Bauern erhielten ihre Waage. Ein kleines St\u00fcckchen Struktur des Marktes von Saint-Pol war verwandelt worden.
\nUnd wieder fahren die Bauern ihre Karren und Wagen auf den gro\u00dfen Platz zwischen Kirche und Rathaus. Je n\u00e4her der Sommer r\u00fcckt, umso l\u00e4nger m\u00fcssen sie warten. Manchmal bis abends.
\nMittlerweile h\u00e4ngen die H\u00e4ndler am Telefon. Sie vergleichen die Angebote in anderen St\u00e4dten mit der Nachfrage in Paris. Und sie machen ihre Preise. Der Bauer wei\u00df von nichts. Er hat kein Telefon. Er mu\u00df warten und annehmen, was ihm geboten wird.
\nWenn im Juni der hei\u00dfe Wind \u00fcber die Artischocken weht und sie \u00fcber Nacht zur Reife bringt, mu\u00df sofort geerntet werden. Das Angebot steigt. Jetzt braucht der H\u00e4ndler nur noch zu sagen: \u201eParis ist mit Artischocken \u00fcberschwemmt\u201c, um den Preis auf ein Zehntel des Wertes zu dr\u00fccken.
\nWas sollen die Bauern tun? Sie verdienen nicht einmal mehr die Trinkgelder, die sie verteilen m\u00fcssen, um verkaufen zu k\u00f6nnen. Sie geben ihre Ware ab, oder sie lassen sie auf den Feldern verfaulen. Warum pfl\u00fccken, wenn nicht einmal der Transport zum Markt sich auszahlt?<\/p>\n
\nIn Paris fanden sie sich nat\u00fcrlich nicht zurecht. Einbahnstra\u00dfen wurden verstopft, der Verkehr kam durcheinander. Ihre Aktion schien zu scheitern. Im letzten Moment fanden sie unerwartete Hilfe: Die Studentengewerkschaften und die PSU (Vereinigte Sozialistische Partei \u2013 Mend\u00e8s France) forderten ihre Mitglieder auf, den Bauern zu helfen. \u201eGeleitet sie durch Paris\u201c, hie\u00df es. \u201eSch\u00fctzt sie vor den Kommandos der H\u00e4ndler. Helft verkaufen.\u201c
\nDie drei ersten Pariser, die Artischocken ausriefen, waren ein bekannter Maler, ein Philologieprofessor und ein hoher Beamter des Finanzministeriums. Bald folgten Hunderte. Neger, w\u00fcrdige Herren, Postboten in Uniform und Damen der Gesellschaft zogen durch die Stra\u00dfen und riefen: \u201eArtischocken, kauft Artischocken. Direkt vom Erzeuger an den Verbraucher. Artischocken, bitte\u2026\u201c
\nAuch diesmal konnte man die Bauern nicht als Kommunisten verschreien. Die Partei der Proletarier aller L\u00e4nder und so weiter.\u2026 stand wiederum auf der Seite der dicken H\u00e4ndler. Junge Kommunisten, die schon lange gegen die wahlpolitischen Man\u00f6ver der Partei meuterten, benutzten diese Gelegenheit, um endg\u00fcltig auszubrechen. \u201eKauft Artischocken, revisionistische Artischocken\u201c, riefen sie vor den Fenstern der Parteib\u00fcros und halfen den Bauern. Ganz Paris machte mit. Wenn Polizei den illegalen Verkauf der Artischocken unterbinden wollte, zwangen Hausfrauen die Polizisten zum R\u00fcckzug.
\nDie Bauern waren \u00fcberw\u00e4ltigt. Und sie hatten endlich begriffen: Paris brauchte wirklich Artischocken. Der Markt war gar nicht \u00fcbers\u00e4ttigt. Den Zwischenh\u00e4ndlern pa\u00dfte es einfach nicht, bei einem gro\u00dfen Angebot kleine Gewinne einzustecken. Das war alles. Eine Gruppe von wenigen H\u00e4ndlern kann willk\u00fcrlich \u00fcber Arbeit und Verdienst der Bauern einer ganzen Region entscheiden. W\u00e4hrend Paris Artischocken verlangt und Millionen Pflanzen auf den Feldern verfaulen, falten diese Herren ihre H\u00e4nde \u00fcber dem Bauch, weil das Gesch\u00e4ft nicht interessant genug ist. F\u00fcr sie.
\nWas k\u00f6nnen die Bauern dagegen unternehmen? Nichts. Die \u201eStrukturen\u201c sind nun einmal so: Eine Mafia beherrscht die M\u00e4rkte der Provinz, den Zentralmarkt in Paris und s\u00e4mtliche Zwischenstationen. \u2013 Und Produzenten d\u00fcrfen laut Gesetz nicht direkt an Verbraucher verkaufen.
\nWas bleibt den Bauern \u00fcbrig? Weiterhin die \u201eTradition\u201c zu achten und die Spielb\u00e4lle der Mafia zu bleiben \u2013 oder Krach zu schlagen, damit die Gesetze ge\u00e4ndert werden, die die alten Strukturen sch\u00fctzen.
\nDas taten sie dann auch. Sie schlugen so lange Krach, bis die Regierung sie einlud, ihre Forderungen vorzutragen.
\n\u201eWir sind nicht gegen das Gesetz von Angebot und Nachfrage\u201c, sagten sie. \u201eWir verlangen jedoch, da\u00df es nicht willk\u00fcrlich von ein paar Leuten manipuliert wird. Wir brauchen einen Zentralmarkt f\u00fcr ganz Frankreich, mit Fernschreibern. Eine richtige B\u00f6rse, damit wir wissen, wie viel wir pflanzen und verkaufen und was wir verlangen k\u00f6nnen. Wir wollen auch, da\u00df die Gewinnspannen der Zwischenh\u00e4ndler gesetzlich festgelegt und kontrolliert werden.\u201c
\nDie Regierung versprach, die n\u00f6tigen Schritte zu unternehmen. Bis heute blieb es bei den Versprechungen. Die Mafia der H\u00e4ndler ist m\u00e4chtig. Sie beherrscht nicht nur den Artischockenmarkt. Sie kontrolliert die Lobbys von Obst und Fleisch, von Wein und Fisch. Ihre Hochburgen sind die Hallen und Schlachth\u00e4user von Paris. Schon seit Jahren will die Regierung diese M\u00e4rkte dezentralisieren. Allein die Verkehrsstaus, die sie in Paris verursachen, rechtfertigen ihre Verlegung. Es gibt sogar ein Gesetz in diesem Sinne. Aber selbst de Gaulle hat es bis heute nicht fertiggebracht, sich gegen die Mafia der H\u00e4ndler durchzusetzen.
\nUnd jedes Jahr, wenn der warme Wind \u00fcber die Felder der Bretagne weht, graben die Bauern das Kriegsbeil aus. \u2013 Mittlerweile haben sie viel dazu gelernt. Sie haben sich zusammengeschlossen und mithilfe von Fachleuten systematisch ihre Lage studiert. Nicht nur in der Bretagne. In ganz Frankreich laufen die jungen Bauern heute Sturm gegen die alten Strukturen. Sie erkl\u00e4ren:
\n\u2013 der individuelle Betrieb ist zum Untergang verurteilt.
\n\u2013 die Freiheit des allein auf sich gestellten Erzeugers ist eine Utopie.
\n\u2013 der \u00dcbergang von der herk\u00f6mmlichen zur industriellen Landwirtschaft ist unvermeidlich.
\n\u2013 f\u00fcr die kleinen und mittleren Bauern gibt es mithin nur eine Alternative: die freiwillige Zusammenlegung ihrer Arbeit und ihrer Produktion \u2013 oder die \u00dcbergabe der Kontrolle an das gro\u00dfe Agrarkapital und an industrielle Unternehmen; das hei\u00dft, Proletarisierung der Bauern.
\nLetzteres lehnen sie ab. Sie ziehen es vor, sich freiwillig zu Gro\u00dffl\u00e4chenbetrieben zusammenzuschlie\u00dfen. Und sie fordern: Beschr\u00e4nkung des Bodenbesitzes \u2013 obligatorische Flurbereinigung \u2013 Kontrolle der M\u00e4rkte durch die Erzeuger \u2013 Planung der landwirtschaftlichen Produktion auf nationaler Ebene.<\/p>\n
\n\u201eDie franz\u00f6sischen Bauern sind heute die einzige wirklich revolution\u00e4re Kraft der westlichen Welt\u201c, erkl\u00e4rte vor kurzem der franz\u00f6sische Landwirtschaftsminister Pisani und legte dem Parlament einen Gesetzesentwurf vor, der in mancher Hinsicht revolution\u00e4r ist und die Forderungen der Bauern weitgehend ber\u00fccksichtigt.
\nDer junge Bauer ist zu der gleichen Einsicht gekommen, wie Professoren, Arbeiter, Gelehrte, Studenten, Geistliche und viele M\u00e4nner aus allen Schichten des franz\u00f6sischen Volkes. Er betrachtet sich nicht mehr als ein isolierter Mensch in einer durch gegens\u00e4tzliche Interessen zerrissenen Gesellschaft, sondern als Glied einer Gemeinschaft, die zusammen nach dem Wohlergehen aller strebt.
\nUnd nicht anders denken die jungen Unternehmer. Sie haben sich zu einer Gesellschaft zusammengeschlossen, dem CJP (Zentrum der jungen Unternehmer), das bereits heute 4000 Mitglieder z\u00e4hlt.
\n\u201eWir haben keine Zeit mehr zu verlieren\u201c, sagen sie. \u201eIn zehn Jahren wird die H\u00e4lfte aller Franzosen j\u00fcnger als 25 Jahre sein. Wenn unsere Generation bis dahin keine neuen Strukturen geschaffen hat, kann alles passieren. Wir sind die letzten Reformatoren. Wenn wir scheitern, kommt nach uns die Revolution.\u201c
\nDas CJP will die unternehmerische Entscheidungsfreiheit retten. Um das zu erreichen, wollen seine Mitglieder zun\u00e4chst das Unternehmertum reformieren. Unternehmergewerkschaften sollen gegr\u00fcndet werden, um das Grunds\u00e4tzliche zu erhalten: die unternehmerische Verantwortung in Leitung und Entscheidung. Aber sie sind bereit, alles andere aufzugeben \u2013 selbst den Besitz, wenn es sein mu\u00df.
\n\u201eDer Besitz der Produktionsmittel interessiert uns nicht\u201c, sagen sie. \u201eWas uns wichtig scheint, ist die Leistung des Unternehmens. Ob es verstaatlicht ist, einer Familie oder einer Aktiengesellschaft geh\u00f6rt, verliert immer mehr an Bedeutung. Entscheidend f\u00fcr die Zukunft ist die aktive Beteiligung, die Partnerschaft der Arbeiter.\u201c
\nSie verlangen nicht nur eine nationale Planung, wie sie in Frankreich bereits zum Teil durchgef\u00fchrt wird. Sie fordern die Aufteilung des Landes in zehn Bezirke, in denen Wirtschaftsr\u00e4te in Zusammenarbeit mit Gewerkschafts- und Industrievertretern die regionalen Planziele des nationalen Planes ausarbeiten und durchf\u00fchren. Und sie denken schon an Europa. Sie stellen sich ein Europa vor, das in 20 bis 30 Zonen eingeteilt ist und wo die \u00e4rmeren Bezirke (Sizilien, Bayern, die Auvergne und andere) ihre gemeinsamen Interessen vor den supranationalen Instanzen vertreten \u2013 gegen solche Gegenden, wie die Ruhr, Luxemburg und Lothringen.
\nDiese Jungen werfen die alten Tabus der traditionellen Unternehmer \u00fcber Bord und konzentrieren sich auf das Wesentliche: die Zukunft. Der Bruch der Generationen, der durch ganz Frankreich geht, ist bei ihnen am st\u00e4rksten zu sp\u00fcren.<\/p>\n
\nEs sind die bewu\u00dften Kinder unserer Zeit. F\u00fcr sie sind der algerische Krieg, die OAS, Kommunisten und Nationalisten die tragischen Gestalten eines Nachhutgefechtes, welches sich die \u00fcberlebten Ideen liefern, bevor sie von der B\u00fchne der Geschichte verschwinden.
\nDieses ist keineswegs nur das Problem Frankreichs. Der gleiche Kampf, die gleiche Krise durchzieht alle hochentwickelten Nationen des Westens. Die Auseinandersetzung ist in Frankreich nur deshalb dramatischer, weil die langen Kolonialkriege zu Stellungnahmen zwangen und einen Proze\u00df zur Reife brachten, der in anderen L\u00e4ndern zun\u00e4chst noch als Unbehagen empfunden wird. \u2013 Nur weil sie zum Untergang verurteilt sind, werden die Kr\u00e4fte der Vergangenheit zu jenen Verzweiflungstaten getrieben, die wir im ersten Teil dieser Berichtserie beschrieben haben. Gleiches kann sich morgen in allen Provinzen Europas wiederholen, wenn dort die Krise zum Ausbruch kommt.
\nFrankreich ist unsere Vorhut. Der dynamische Teil des franz\u00f6sischen Volkes hat resolut die Aufgabe \u00fcbernommen, unsere Welt im Hinblick auf die Zukunft zu verstehen. Er verweigert sich, der allgemeinen Tendenz zu verfallen, die nur aus Faulheit und Einfallsarmut die Vergangenheit verl\u00e4ngern will. Er will nicht \u201er\u00fcckw\u00e4rts in die Zukunft schreiten\u201c, wie Paul Val\u00e9ry es ausdr\u00fcckte.
\nHier, scheint mir, liegt das echte Genie des franz\u00f6sischen Volkes. Seine Gro\u00dfmut, seine Weitsicht, seine Intelligenz, seine Weisheit, sein Mut. Sein Anspruch auf Originalit\u00e4t. Sein Recht, der Wortf\u00fchrer des werdenden Europas zu sein.
\nDie Verbr\u00fcderung aller V\u00f6lker Europas, an der diese M\u00e4nner arbeiten, vollzieht sich nicht im Gleichschritt der Truppen. Sie bedarf keiner Milit\u00e4rmusik, keiner feierlichen Absprachen alten Stils.
\nSie verwirklicht sich, wenn immer mehr Europ\u00e4er es diesen Franzosen gleichtun und verstehen, da\u00df wir am Beginn einer neuen Phase der Entwicklung stehen, die ein neues Denken erfordert. Wenn wir, B\u00fcrger Europas, aufh\u00f6ren, eine Welt nachzuahmen, die es nicht mehr gibt. Wenn wir uns f\u00fcr die neue Epoche begeistern, die der menschlichen Gro\u00dfmut und unserer westlichen Welt unendliche M\u00f6glichkeiten bietet \u2013 und unserer Jugend endlich ein Ziel.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"