{"id":54117,"date":"2017-03-11T14:16:15","date_gmt":"2017-03-11T13:16:15","guid":{"rendered":"http:\/\/www.troeller-deffarge.com\/?page_id=54117"},"modified":"2019-06-17T11:09:58","modified_gmt":"2019-06-17T09:09:58","slug":"ein-kriegsbericht-aus-dem-mittelalter-turban-knackt-panzer","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/zeitungsreportagen\/jemen\/ein-kriegsbericht-aus-dem-mittelalter-turban-knackt-panzer\/","title":{"rendered":"Ein Kriegsbericht aus dem Mittelalter: Turban knackt Panzer"},"content":{"rendered":"
Stern, Heft 22, 2. Juni 1963\u00a0<\/em><\/p>\n
Zu Fu\u00df, auf Kamelen und Eseln durchquerten die STERN-Reporter Gordian Troeller und Claude Deffarge das Kriegsgebiet im n\u00f6rdlichen Jemen. Aus dem benachbarten Saudi-Arabien kabelte Gordian Troeller einen ersten Bericht \u00fcber den Kampf zwischen Truppen des zwanzigsten Jahrhunderts und Partisanen des Mittelalters.<\/em><\/p>\n
Der Krieg im Jemen ist immer noch nicht beendet. Der Waffenstillstand, von dem die Weltpresse schon in gro\u00dfen Schlagzeilen zu berichten wu\u00dfte, ist nicht geschlossen worden. Unterst\u00fctzt von ann\u00e4hernd 25 000 \u00e4gyptischen Soldaten, von Fallschirmj\u00e4gern und D\u00fcsenbombern, k\u00e4mpfen die nasserfreundlichen Republikaner jetzt schon sieben Monate gegen den gest\u00fcrzten jemenitischen K\u00f6nig El Badr, der zugleich geistlicher Herrscher (Imam) des Landes war.<\/p>\n
Die Vermittlungsaktion der UNO im jemenitischen B\u00fcrgerkrieg konnte die Waffen nicht zum Schweigen bringen. Einziger Erfolg: UNO-Beobachter wurden an der Grenze zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien stationiert, um weitere Hilfeleistungen des K\u00f6nigs Saud f\u00fcr die K\u00f6nigstreuen zu unterbinden.<\/p>\n
Die \u00e4gyptische Propagandamaschine behauptete bis vor kurzem, der Imam k\u00f6nne sich lediglich noch an der n\u00f6rdlichen Grenze halten, und dies auch nur dank der Hilfe von saudi-arabischen Truppen. Die K\u00f6nigstreuen hingegen versichern, da\u00df sie die H\u00e4lfte des Landes kontrollieren und t\u00e4glich neue Stellungen erobern.<\/p>\n
Es ist schwierig, hinter diesem L\u00e4rm der Propagandafanfaren dem wahren Sachverhalt auf den Grund zu kommen. Um so mehr, als Journalisten gewaltige Hindernisse zu \u00fcberwinden haben, um den n\u00f6rdlichen Jemen zu erreichen, geschweige denn zur Front vorzudringen. Meiner Kollegin Claude Deffarge und mir gelang es unter uns\u00e4glichen Strapazen. Der gebirgige und \u00f6de Jemen hei\u00dft nicht umsonst das \u201eTibet am Roten Meer\u201c.<\/p>\n