{"id":54148,"date":"2017-03-11T14:18:09","date_gmt":"2017-03-11T13:18:09","guid":{"rendered":"http:\/\/www.troeller-deffarge.com\/?page_id=54148"},"modified":"2020-07-07T14:05:24","modified_gmt":"2020-07-07T12:05:24","slug":"die-revolte-der-sklaven-dhofaroman","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/zeitungsreportagen\/aufstande-und-freiheitskampfe\/die-revolte-der-sklaven-dhofaroman\/","title":{"rendered":"Die Revolte der Sklaven (Dhofar\/Oman)"},"content":{"rendered":"

Stern, Heft 31, 3. August 1969<\/em><\/p>

<\/h2>

Rote Revolution\u00e4re k\u00e4mpfen mit befreiten Frauen gegen S\u00f6ldner und Sultane.<\/strong><\/p>

Im unzug\u00e4nglichen Teil der arabischen Halbinsel tobt ein unbekannter Krieg. Guerillas k\u00e4mpfen in der Gluthitze S\u00fcdarabiens gegen feudale Stammesf\u00fcrsten, Sklavenhalter und britische S\u00f6ldnertruppen. Das Ziel der Rebellen: die Eroberung des Persischen Golfes mit chinesischen Waffen. Als erste Europ\u00e4er konnten sich die Sternreporter Gordian Troeller und Claude Deffarge ins Rebellengebiet durchschlagen.<\/strong><\/p>

Der jemenitische Prinz weinte. In seinen Armen lag ein englischer S\u00f6ldner, dem auch die Tr\u00e4nen herunterkullerten. Sie hatten jahrelang zusammen gek\u00e4mpft und sich in der Bar unseres Hotels in Beirut zuf\u00e4llig wiedergefunden. Mit dem Prinzen waren auch wir einmal durch die Berge des Jemen gezogen. Er hatte seinen Krieg verloren und lebt jetzt im Libanon im Exil. Der S\u00f6ldner hatte einen neuen Krieg gefunden \u2013 im Dhofar.
Dort, im unzug\u00e4nglichen Teil der arabischen Halbinsel, k\u00e4mpfen starke Guerilla-Verb\u00e4nde seit vier Jahren erfolgreich gegen die Engl\u00e4nder, die diese Gebiete halten. Die Rebellen wurden in China ausgebildet und k\u00e4mpfen mit chinesischen Waffen. Sie wollen den Persischen Golf aufrollen, wenn die Engl\u00e4nder sich 1971, wie vorgesehen, zur\u00fcckziehen. Es geht um eines der reichsten Erd\u00f6lgebiete der Welt, um die Energiequellen Europas.
\u201eMan wei\u00df nichts von diesem Krieg, weil England eine Nachrichtensperre verh\u00e4ngt hat\u201c, erkl\u00e4rte uns der englische S\u00f6ldner. \u201eUnd wer wagt sich schon zu Rebellen, um von dort zu berichten. Wir haben eine S\u00f6ldnertruppe aufgebaut. Mit Kerlen aus Belutschistan. Die schneiden den Gefangenen die Zunge heraus und die Hoden ab. Das wirkt wenig einladend, und ich wette meinen Monatssold von 200 Pfund (2000 Mark), da\u00df auch ihr es nicht wagen werdet.<\/p>

\"\"
Ihre erste Station war die Hafenstadt Al Mukalla im S\u00fcdjemen<\/em><\/figcaption><\/figure>
\"\"<\/figure><\/div>

Um zu den Rebellen im Dhofar zu gelangen, mu\u00dften Gordian Troeller und Claude Deffarge durch den geheimnisvollen Hadramaut \u2013 mit seinen maskierten Frauen. Nur Mann und Mutter d\u00fcrfen ihre Gesichter sehen. Mit zw\u00f6lf Jahren schon werden sie verheiratet \u2013 an einen Vetter: Der Besitz soll zusammenbleiben. Und damit nicht der Trieb ein M\u00e4dchen in die Arme eines Fremden f\u00fchrt, wird es kurz nach der Geburt beschnitten. Von allen Festen sind die Frauen ausgeschlossen. Die M\u00e4nner tanzen allein \u2013 wie diesen Stocktanz. Familienstruktur und Tradition sind die \u00e4rgsten Feinde des neuen Regimes in der Volksrepublik S\u00fcdjemen<\/em><\/p>

\"\"<\/figure><\/div>

Er hat seine Wette verloren. Wir haben uns vier Wochen lang durch den Dhofar gek\u00fc\u00dft. Buchst\u00e4blich. Halbnackten M\u00e4nnern und uniformierten Partisanen mu\u00dfte ich bei jeder Begegnung eine Hand auf die Schulter legen und einen Ku\u00df auf die Wange geben.<\/p>

\"\"
Wenn Freunde oder Fremde sich in den s\u00fcdarabischen Bergen treffen, k\u00fcssen sie sich. So will es die alte Sitte<\/em><\/figcaption><\/figure><\/div>


So will es die Sitte. Selbst in gef\u00e4hrlichen Situationen. Als ein Kampf in unserer N\u00e4he im Gange ist, kommt ein Riese auf mich zu, und ich mu\u00df mich hochrecken. Dabei gibt das Ger\u00f6ll nach. Ich rutsche den Abhang herunter. Unten steht ein unbekannter Krieger vor mir, den ich auch wieder k\u00fcssen mu\u00df, bevor ich in Deckung gehen darf.
\u201eDich schickt der Himmel!\u201c meint der \u2013 wahrscheinlich weil ich von oben komme \u2013 und h\u00e4lt mir ein Walkie-Talkie entgegen. \u201eDen haben wir den Engl\u00e4ndern abgenommen. Wenn Du auf den Knopf dr\u00fcckst, h\u00f6rst Du, was sie sagen.\u201c
Ich mache aus, da\u00df wir umzingelt werden. Der Krieger strahlt und k\u00fc\u00dft mich nochmals.
\u201eDie sind in die Falle gegangen. Auf dem einzigen Pfad, auf dem sie uns umgehen k\u00f6nnen, liegen unsere Leute im Hinterhalt.\u201c
Zur Best\u00e4tigung bollern Granatwerfer und schwere Maschinengewehre los. Dann ist es still wie nach einem Gewitter. Nur die Steine, die ich bei meinem Aufstieg ins Rollen bringe, h\u00fcpfen ins Tal. Oben wollen 20 siegreiche Rebellen gek\u00fc\u00dft werden. Auf einem Pfad, der h\u00f6chstens 30 Zentimeter breit ist. Ich w\u00fcnsche mir fast eine Frau zu sein wie meine Kollegin Claude Deffarge, die nur H\u00e4nde zu sch\u00fctteln braucht und nicht k\u00fcssen darf.
Diese Ku\u00dfreise durch einen Krieg hatte in Aden begonnen. Um in den Dhofar zu gelangen, mu\u00dften wir f\u00fcnfzehnhundert Kilometer nach Osten reisen. Quer durch den S\u00fcdjemen.
\u00dcber kahle, rot-braune Berge erreichten wir gro\u00dfe St\u00e4dte, die in Europa nahezu unbekannt sind. Seyun mit seinen Pal\u00e4sten, Tarim mit seinen 366 Moscheen und Shibam, das Chicago des Hadramaut, mit seinen Wolkenkratzern aus Quadersteinen. Hier formierten sich bereits zu Christi Zeiten die Karawanen, die Weihrauch, Gew\u00fcrze und die \u201eD\u00fcfte Arabiens\u201c nach Europa brachten.
Wir m\u00fcssen mit wackeligen Flugzeugen, per Jeep und zu Fu\u00df nach Osten ziehen, bis un\u00fcberwindliche Berge uns zwingen, im Boot die K\u00fcste entlang zu rudern. Durch ein Meer, in dem es ebenso viele Haifische gibt wie Heringe in der Nordsee. Wir vertrauen unser Leben sieben M\u00e4nnern an, die wie Piraten aussehen. Nach 18 langen Stunden kommen wir in Hauf an \u2013 der \u00f6stlichsten Stadt des S\u00fcdjemen. Es ist Nacht. Eine Hand mit Pistole winkt uns heran.
\u201eSeid ihr Journalisten?\u201c
\u201eJa.\u201c<\/p>

\u201eEuer Bett wird die Erde sein<\/strong><\/p>

\u201eHerzlich willkommen im Namen der \u201aFront f\u00fcr die Befreiung des Golfes\u2018\u201c, sagt der Mann. Die Uniform mit kurzer Hose sieht sehr englisch aus. Das Gesicht hat feine intelligente Z\u00fcge. Er spricht ein nahezu akzentfreies Englisch.
\u201eWillkommen\u201c, schallt es jetzt auch hinter uns auf englisch. Sieben junge Guerilleros in tadelloser Uniform starren uns an. \u201eWir wu\u00dften nicht, da\u00df einer der Journalisten eine Frau ist. Willkommen, Madam! Sie werden die erste Europ\u00e4erin sein, die je den Dhofar betrat.\u201c
Ich erkl\u00e4re, da\u00df der Dhofar bis morgen warten kann und wir zun\u00e4chst einmal schlafen m\u00f6chten.
\u201eEuer Bett wird von jetzt an die Erde sein und der Himmel Eure Decke\u201c, hei\u00dft es.
Am n\u00e4chsten Morgen entdecken wir Hauf. Etwa 100 H\u00e4user aus Quadersteinen. Obwohl wir noch im S\u00fcdjemen sind, benehmen sich die Partisanen wie in ihrem eigenen Land. Hauf ist ihre Nachschubbasis. Mao Tse-tungs Portrait ziert die Brust der meisten Partisanen, und das rote B\u00fcchlein ragt aus vielen Taschen. Am Strand formieren sich Karawanen, die den Rebellen Lebensmittel und Waffen in den Dhofar bringen. Die Kamele fressen getrocknete Langusten und Fische. Ihre Milch schmeckt wie Fischsuppe.<\/p>

M\u00e4nner mit geschminkten Augen<\/strong><\/p>

Die eigentliche \u00dcberraschung erwartet uns, als wir von sieben bewaffneten Partisanen begleitet, in den Dhofar marschieren: Berge, W\u00e4lder, Gras, K\u00fche. Wenn wir nicht f\u00fcnfzehnhundert Kilometer W\u00fcste hinter uns h\u00e4tten, w\u00fcrden wir uns niemals in S\u00fcdarabien d\u00fcnken. Dieses ist das \u201eArabia Felix\u201c, das \u201eGl\u00fcckliche Arabien\u201c, von dem die R\u00f6mer erz\u00e4hlten.
Die sogenannten \u201ewilden St\u00e4mme\u201c: M\u00e4nner, die wie Hippies aussehen, mit langen Haaren und geschminkten Augen. Jedesmal, wenn wir an einem Wasserloch halt machen, pr\u00e4sentieren sie uns Kamel- oder Kuhmilch. Manchmal sogar eine Ziege, die wir auf hei\u00dfen Steinen grillen.
Und die Frauen! Nicht die fette vulg\u00e4re Araberin, wie Filme sie uns anbieten. Nein, Gazellen mit gr\u00fcnen Augen \u2013 mit feinen Z\u00fcgen und zierlichen Gelenken und doch gro\u00df und wohlgeformt. Ohne Schleier oder Maske. V\u00f6llig frei. Genau wie die M\u00e4nner.<\/p>

\"\"
Im Rebellengebiet zeigen sich die Frauen unverschleiert<\/em><\/figcaption><\/figure><\/div>

So etwas haben wir noch nie in einem arabischen Land erlebt, und ich will wissen, ob die Revolution diese Menschen so verwandelt hat.
\u201eWir lebten schon immer freier als die \u00fcbrigen Araber\u201c, erkl\u00e4rt der Anf\u00fchrer unserer Eskorte. \u201eDeshalb konnte die Revolution hier so leicht Fu\u00df fassen. Wir tun jetzt alles, um diese Freiheit auszubauen. Die H\u00e4lfte unserer Truppen ist st\u00e4ndig unterwegs, um der Bev\u00f6lkerung zu erkl\u00e4ren, da\u00df Revolution sich nur durch bessere menschliche Beziehungen verwirklichen l\u00e4\u00dft.\u201c
Auch wir geh\u00f6ren von jetzt an zu einer Art \u201aAufkl\u00e4rungskommando\u2019. Unterwegs, an jeder Wasserstelle, und abends, bevor wir schlafen gehen, gibt es politischen Unterricht f\u00fcr die Dorfbewohner. Das rote Buch Mao Tse-tungs ist immer dabei. Vor allem aber wird \u00fcber die Ziele des Kampfes gesprochen, der den Engl\u00e4ndern gilt, die diese Gebiete halten, und den Sultanen, die von ihnen gest\u00fctzt werden. In den Worten der Partisanen: \u201eDem Imperialismus und den Feudalherren\u201c.<\/p>

\"\"
Tief versunken in das rote Buch Mao Tse-tungs bereitet sich dieser Guerilla auf den Angriff vor. Das Foto machte Sternreporterin Claude Deffarge zwei Kilometer vom n\u00e4chsten englischen Posten entfernt<\/em><\/figcaption><\/figure><\/div>

In den Gebieten, die die \u201aFront\u2018 kontrolliert, gibt es kaum noch Analphabeten. Jeder Guerillak\u00e4mpfer mu\u00df lesen und schreiben lernen. Die meisten Bauern und Hirten melden sich freiwillig zum Unterricht. Ein gewaltiger Fortschritt, wenn man bedenkt, da\u00df es im gesamten Dhofar bisher nur eine Volksschule gab \u2013 in der Hauptstadt Salalah.<\/p>

\"\"<\/figure><\/div>

Teil der Guerillaausbildung: das Abc. Ihre neuen Kenntnisse geben die Rebellen an die Bauern weiter<\/em><\/p>

<\/p>

<\/p>


Die Hitze macht uns zu schaffen. Wir k\u00f6nnen nur morgens zwischen f\u00fcnf und zehn und nachmittags erst wieder nach vier Uhr marschieren. Als ich eine chinesische M\u00fctze auf rundem Sch\u00e4del im Geb\u00fcsch entdecke, renne ich trotz der Mittagsglut den Berg hinauf. Das ist die Sensation: chinesische Instrukteure.
Der Mann k\u00fc\u00dft mich sofort, und ich mu\u00df entt\u00e4uscht feststellen, da\u00df ich mich an echt arabischen Bartstoppeln sto\u00dfe.
\u201eIhr versteckt Eure Chinesen verdammt gut. Wo sind Eure Instrukteure?\u201c
\u201eIn China\u201c, sagt der Guerillero. Er ist barfu\u00df wie alle anderen und sehr h\u00f6flich.
\u201eAber Eure Waffen \u2013 die kommen doch aus China?\u201c
\u201eJa, \u00fcber Aden und Mukalla\u201c, informiert er mich bereitwillig. China hilft uns \u2013 ohne Bedingungen zu stellen. Gott sei Dank. Alle anderen haben uns im Stich gelassen, die Araber genauso wie die Russen. Moskau unterst\u00fctzt in der arabischen Welt leider nur das nationale B\u00fcrgertum gegen die Arbeiter und Bauern.\u201c
So sprechen junge Burschen, denen ich zun\u00e4chst weder Lesen noch Schreiben zugetraut hatte. Viele Rebellen wurden in China ausgebildet, einige in Kuba. Ihre milit\u00e4rischen Chefs haben Akademien in den arabischen L\u00e4ndern absolviert. Einige sind von den Engl\u00e4ndern ausgebildet worden und dann desertiert.
Von jetzt an begleitet uns Mohammed Ahmad, ein Mitglied des Zentralkomitees der \u201aFront\u2018. Ingenieur, weitgereist, in China ausgebildet. Bart und Augen erinnern an Che Guevara. W\u00e4hrend er spricht, st\u00fctzt er sich l\u00e4ssig auf sein Gewehr, das er laut Guerilla-Vorschrift nie aus der Hand legen darf.<\/p>

Wir leben genau, was wir sagen<\/strong><\/p>

\u201eDer Guerillakampf ist die beste kritische Universit\u00e4t\u201c, meint er. \u201eWir kennen keine Existenzangst in Eurem Sinne. Ein Partisan besitzt nichts au\u00dfer seiner Uniform und einem Tuch, mit dem er sich nachts zudeckt. Es gibt keinen Sold. Auch keine Bef\u00f6rderung. Das Leben hat nur noch seine nackte Bedeutung, und jeder hat gen\u00fcgend Mu\u00dfe, \u00fcber seine Existenz nachzudenken. Und weil das Erlernte nicht Theorie bleibt, sondern aus der revolution\u00e4ren Praxis heraus verwirklicht wird, leben wir genau, was wir sagen.\u201c
W\u00e4hrend vier Wochen k\u00f6nnen wir uns \u00fcberzeugen, da\u00df die Partisanen nach diesen Worten leben. Insgesamt treffen wir 460 K\u00e4mpfer.
\u201eMit besseren Augen h\u00e4ttet ihr mindestens f\u00fcnfmal so viele entdeckt\u201c, erkl\u00e4rt uns Mohammed Ahmad. \u201eSie liegen auf den Berggipfeln und besetzen alle Pfade, damit euch nichts passiert. Die Engl\u00e4nder haben geschworen, euch nicht lebend aus dem Dhofar herauszulassen. Sie wollen euch umbringen. Wir wissen davon. Die Welt soll nicht erfahren, was sie hier tun.<\/p>

Die Macht der Stammesf\u00fcrsten ist gebrochen \u2013 sie fl\u00fcchten in die St\u00e4dte<\/strong><\/p>

Wir erfahren es t\u00e4glich aus dem Mund de Fl\u00fcchtlinge, denen wir begegnen. Die S\u00f6ldnertruppen der Engl\u00e4nder haben ihre D\u00f6rfer niedergebrannt und die Brunnen mit Zement ausgegossen. Die M\u00e4nner werden einfach niedergemacht oder ins Gef\u00e4ngnis der Hauptstadt verschleppt. Die Frauen, die uns davon erz\u00e4hlen, jammern nicht, sie schildern einfach die Grausamkeiten des Feindes, die an V\u00f6lkermord grenzen.
\u201e Das Volk ist auf unserer Seite, weil wir ihm die Wahrheit nicht verschweigen\u201c, erkl\u00e4rt uns Mohammed Ahmad. \u201eWir bekennen uns offen zum Sozialismus.\u201c Das unterscheidet uns radikal von den F\u00fchrern der anderen arabischen Staaten. Sie sind sie Treuh\u00e4nder kleinb\u00fcrgerlicher Interessen geworden \u2013 weil sie den Klassenkampf ablehnen. Wir hingegen haben ihn sogar bis in die St\u00e4mme getragen. Damit haben wir die Instrumente der Macht aller Kolonial- und Feudalherren zerschlagen.
Zum erstenmal scheint es Revolution\u00e4ren in der Tat gelungen zu sein, die alten Stammesstrukturen zu sprengen, jenes Blut-und-Boden und Ehr-Ethos, da\u00df letztlich f\u00fcr die R\u00fcckst\u00e4ndigkeit des arabischen Hinterlandes verantwortlich ist.
Die Stammesf\u00fcrsten verstecken sich heute in den St\u00e4dten, von den Engl\u00e4ndern bezahlt und gesch\u00fctzt. Ihre Macht ist gebrochen, ihre L\u00e4ndereien werden von den Rebellen verwaltet. Ihre Sklaven sind frei.<\/p>

\"\"<\/figure><\/div>

Zun\u00e4chst wollen Die Rebellen das Gebiet am Golf aufrollen, von Oman bis nach Kuweit. Dann m\u00f6chten sie die Revolution auf ganz Arabien ausdehnen. Die Chinesen liefern ihnen die Waffen<\/em><\/p>

<\/p>

<\/p>

<\/p>


Die Sklaven revoltieren \u2013 sie wollen nicht l\u00e4nger wie das Vieh sein
Ja, Sklaven gibt es auch in diesem Land. Wirkliche Sklaven, so wie es in alten B\u00fcchern steht; Sklaven, die ihren Herren geh\u00f6ren wie Kuh und Kalb.
Der Guerillero Salmin, der f\u00fcr meine pers\u00f6nliche Sicherheit verantwortlich ist, war auch noch vor drei Monaten Sklave eines Gro\u00dfgrundbesitzers in der Hauptstadt Salalah. Wenn seine Schwestern heirateten, wurden ihre Kinder automatisch die Sklaven ihres Herrn. Mit seiner j\u00fcngsten Schwester schwamm er eine ganze Nacht, um sich zu den Rebellen zu schlagen und so frei zu werden. Hunderte haben es ihm gleich gemacht. Kein Wunder, da\u00df viele diese Revolution \u201edie Revolte der Sklaven\u201c nennen:
Die Rebellen wollen uns durchs ganze Land f\u00fchren \u2013 bis an die Grenze von Saudiarabien. Wir sollen mit eigenen Augen sehen, wieviel Gebiet sie kontrollieren. Aber das w\u00fcrde mindestens drei Monate in Anspruch nehmen. Wir m\u00fcssen uns mit einem Drittel des Dhofar begn\u00fcgen. In diesem westlichen Teil halten die S\u00f6ldnertruppen nur noch einige befestigte Stellungen und die n\u00f6rdliche Stra\u00dfe am Rand der W\u00fcste. Im \u00fcbrigen Gebiet leben die Revolution\u00e4re in v\u00f6lliger Harmonie mit den Bauern und Hirten.
Unterwegs treffen wir M\u00e4nner aus allen Teilen rund um den Persischen Golf. Sie k\u00e4mpfen hier, und sie best\u00e4tigen: vom Dhofar bis nach Kuweit kontrolliert die \u201eFront f\u00fcr die Befreiung des Golfes\u201c bereits alle Arbeitsorganisationen der Erd\u00f6lindustrie und gro\u00dfe Teile der Bev\u00f6lkerung.<\/p>

Ihr Lehrbuch ist die Mao-Bibel \u2013 ihr Held hei\u00dft Guevara<\/strong><\/p>

Die \u201eFront\u201c vertritt die gleiche Tendenz wie jener radikale Fl\u00fcgel der \u201eVolksfront f\u00fcr die Befreiung Pal\u00e4stinas\u201c, der israelische Verkehrsmaschinen auf europ\u00e4ischen Flugh\u00e4fen beschie\u00dft, Pipelines in die Luft sprengt und f\u00fcr die schweren Attentate in Jerusalem, Tel Aviv und Haifa verantwortlich ist. Auch er bekennt sich offen zum Marxismus-Leninismus guevaristischer F\u00e4rbung. Auch er klagt die \u201efortschrittlichen\u201c arabischen Regime des Verrats am Sozialismus an. Selbst die pal\u00e4stinensische Widerstandsgruppe El Fatah ist f\u00fcr diese M\u00e4nner nur eine b\u00fcrgerlich-nationalistische Bewegung ohne revolution\u00e4ren Inhalt.
Diese Revolution\u00e4re wissen, da\u00df die arabischen Massen es satt haben, von Demagogen an der Nase herumgef\u00fchrt zu werden. die Araber sehnen sich nach M\u00e4nnern, die endlich ihre Ziele klar definieren und den Sozialismus nicht nur im Munde f\u00fchren. Es ist deshalb kein Zufall, da\u00df selbst die arabischen Zeitungen ihren Lesern vorenthalten, was die Revolution\u00e4re im Dhofar wollen und vollbringen. Sie bef\u00fcrchten, da\u00df diese M\u00e4nner sogar den pal\u00e4stinensischen Widerstandsk\u00e4mpfern den Rang ablaufen und die Auseinandersetzung im arabischen Raum radikalisieren.
Die einzige \u201ehei\u00dfe Front\u201c zwischen \u201erevolution\u00e4rem Arabismus\u201c und den konservativen Kr\u00e4ften der arabischen Welt l\u00e4uft heute durch den Dhofar. Dort unten, am \u00e4u\u00dfersten Zipfel der arabischen Halbinsel, r\u00fcsten sich M\u00e4nner f\u00fcr einen langen Kampf, der 1971 bereits den Persischen Golf entflammen wird. Ihr Leitfaden ist das rote Buch des Vorsitzenden Mao-Tse-tung. Ihre Helden sind Fidel Castro und Che Guevara.<\/p>","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Stern, Heft 31, 3. August 1969 Rote Revolution\u00e4re k\u00e4mpfen mit befreiten Frauen gegen S\u00f6ldner und Sultane. Im unzug\u00e4nglichen Teil der arabischen Halbinsel tobt ein unbekannter Krieg. Guerillas k\u00e4mpfen in der Gluthitze S\u00fcdarabiens gegen feudale Stammesf\u00fcrsten, Sklavenhalter und britische S\u00f6ldnertruppen. Das Ziel der Rebellen: die Eroberung des Persischen Golfes mit chinesischen Waffen. Als erste Europ\u00e4er konnten…<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":62479,"parent":54136,"menu_order":6,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","template":"","meta":{"_seopress_robots_primary_cat":"","_seopress_titles_title":"","_seopress_titles_desc":"","_seopress_robots_index":"","footnotes":""},"categories":[],"tags":[],"class_list":["post-54148","page","type-page","status-publish","has-post-thumbnail","hentry","entry","has-media"],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54148"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=54148"}],"version-history":[{"count":5,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54148\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":62665,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54148\/revisions\/62665"}],"up":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54136"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media\/62479"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=54148"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=54148"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=54148"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}