{"id":54150,"date":"2017-03-11T14:18:09","date_gmt":"2017-03-11T13:18:09","guid":{"rendered":"http:\/\/www.troeller-deffarge.com\/?page_id=54150"},"modified":"2020-05-08T01:58:45","modified_gmt":"2020-05-07T23:58:45","slug":"wie-sie-getaeuscht-werden","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/zeitungsreportagen\/vietnam\/wie-sie-getaeuscht-werden\/","title":{"rendered":"Wie Sie get\u00e4uscht werden"},"content":{"rendered":"

 \u201edeutsches panorama\u201c , Mai 1966 <\/em><\/p>

Die deutsche Presse blickt nur selten hinter die Kulissen des Krieges in Vietnam. Was spielt sich in Vietnam wirklich ab? \u201edeutsches panorama\u201c befragte einen der wenigen Experten: den gerade vom Kriegsschauplatz zur\u00fcckgekehrten \u201estern“-Reporter Gordian Troeller.<\/strong>
Das Gespr\u00e4ch f\u00fchrt der Chefredakteur Gert von Paczensky.<\/strong>
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panorama:<\/em><\/strong> In Kriegszeiten h\u00e4ufen sich die Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit. Wie steht es damit in Vietnam?<\/p>

Troeller:<\/em><\/strong> Es gibt viele Faktoren, die eine objektive Berichterstattung unm\u00f6glich machen. Dazu geh\u00f6ren in erster Linie die Barriere der Sprache, die Unkenntnis der asiatischen Mentalit\u00e4t, die Beschr\u00e4nkung des Milieus, zu dem ein ausl\u00e4ndischer Journalist Zutritt hat und nat\u00fcrlich die Gefahr, der er sich aussetzen mu\u00df, wenn er mehr erfahren will als das, was offizielle Stellen ihm mitteilen wollen.<\/p>

Es ist nahezu unm\u00f6glich, mit Vietnamesen ins Gespr\u00e4ch zu kommen, die nicht zum b\u00fcrgerlichen, westlich orientierten Milieu der gro\u00dfen St\u00e4dte geh\u00f6ren. Was man dort erf\u00e4hrt, sind die Wunschtr\u00e4ume einer Klasse, deren Existenz ausschlie\u00dflich vom Schutz der amerikanischen Streitkr\u00e4fte abh\u00e4ngt. Der ausl\u00e4ndische Korrespondent befindet sich somit in einer Art Spiegelkabinett, in dem ihm das von der amerikanischen Propaganda gezeichnete Bild tausendfach zur\u00fcckgeworfen wird.
Wenn er sich im Inneren des Landes umsehen will, ist er auf amerikanische Hilfe angewiesen. Die meisten D\u00f6rfer sind nur im Hubschrauber zu erreichen, denn es geht \u00fcber Vietcong-Gebiet, das man auf dem Landwege nicht durchqueren kann. Im Dorf findet er Menschen, die ebenfalls unter amerikanischem Schutz stehen und sich entsprechend verhalten. Meist handelt es sich um Fl\u00fcchtlinge aus der Kampfzone, die in ruhigeren Gegenden neu angesiedelt werden.
Lehnt der Journalist es ab, sich auf D\u00f6rfer zu beschr\u00e4nken, die zur Regierungstreue verpflichtet sind, dann mu\u00df er feststellen, da\u00df die St\u00e4dte und amerikanischen St\u00fctzpunkte belagerte Festungen sind, aus denen er nur unter Lebensgefahr und gegen den Willen der Regierung heraus kann.
Zum Beispiel: In Saigon gibt es ein ausgezeichnetes vietnamesisches Restaurant. Es liegt am Rande der Stadt. Wer dort essen will, mu\u00df vor der D\u00e4mmerung wieder verschwinden. Nach sechs Uhr abends herrscht dort der Vietcong.
Die Kaiserstadt Hu\u00e9 ist stolz auf ihre alten Gr\u00e4ber. Das erste befindet sich 3 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Man kann es besuchen. Das zweite liegt nur einen Kilometer weiter. Es ist f\u00fcr Touristen gesperrt, denn dort beginnt bereits das Gebiet der Rebellen.
So ist es im ganzen Land.
Wer aus den belagerten St\u00e4dten herauskommen will, mu\u00df heimlich die Sperren der s\u00fcdvietnamesischen Armee umgehen. Vietnamesen und Amerikaner sehen es nicht gern, wenn Journalisten ins Niemandsland vordringen oder sogar Gebiete erreichen wollen, in denen der Vietcong und seine Nationale Befreiungsfront (FNL) Herr und Meister sind. Gelingt es doch, dann wird der Betreffende bei seiner R\u00fcckkehr stundenlang verh\u00f6rt und tut besser daran, das Land zu verlassen.
Gew\u00f6hnlich mu\u00df ein Journalist sich also mit jenen Informationen zufriedengeben, die er in Saigon oder anderen gr\u00f6\u00dferen St\u00e4dten erhalten kann.<\/p>

panorama:<\/em><\/strong> Welche Informationsquellen gibt es, und wie zuverl\u00e4ssig sind sie?<\/p>

Troeller:<\/em> <\/strong>Die Pressedienste der vietnamesischen Regierung und der Vereinigten Staaten sind die Hauptinformationsquellen.
Auf milit\u00e4rischer Ebene gibt es keine anderen, es sei denn, man ist mit vietnamesischen oder amerikanischen Offizieren befreundet, deren heimliche Gest\u00e4ndnisse oder offenen Verzweiflungsausbr\u00fcche nicht selten zu den offiziellen Nachrichten im Widerspruch stehen.
Auf politischer Ebene gibt es nat\u00fcrlich die \u00fcblichen Kontakte: katholische W\u00fcrdentr\u00e4ger, Studentenf\u00fchrer, buddhistische M\u00f6nche, Leute der Regierung usw. Mit ihnen kann man ohne Schwierigkeiten ins Gespr\u00e4ch kommen, obwohl alle, die nicht mit dem Regierungschef General Ky einverstanden sind, streng \u00fcberwacht werden.<\/p>

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Gordian Troeller im Gespr\u00e4ch mit dem Rektor der Universit\u00e4t Hu\u00e9, einem der wichtigsten Buddhistenf\u00fchrer<\/em><\/figcaption><\/figure><\/div>


Weit wichtiger als die Informationsquellen scheint mir die Einstellung der meisten Journalisten zu sein. Sie akzeptieren widerspruchslos die These, mit der die Vereinigten Staaten ihr milit\u00e4risches Engagement in Vietnam zu rechtfertigen versuchen, n\u00e4mlich: im Namen eines nach Freiheit strebenden Volkes (S\u00fcdvietnam) einen Angriffskrieg aus Nordvietnam abzuschlagen.
Nur Journalisten, die einen so gro\u00dfen Namen haben wie Walter Lippmann, scheinen es sich erlauben zu k\u00f6nnen, die Dinge ins rechte Licht zu r\u00fccken Lippmann schrieb in dem amerikanischen Nachrichten-Magazin Newsweek:
\u201eDie blinde Annahme, da\u00df der Vietnamkonflikt eine Aggression aus dem Norden sei, die mit Hitlers Einmarsch in Polen und den Niederlanden zu vergleichen w\u00e4re, hat die Regierung zu dem unerkl\u00e4rten, rechtswidrigen und strategisch nutzlosen Bombenkrieg gegen Nordvietnam getrieben.\u201c Oder denken wir an Hans Fleigs Artikel \u201eWeltkrieg, damit das Weltbild stimmt?\u201c in deutsches panorama<\/em>.<\/p>

Vergleichen wir doch einmal die Zahlen: Amerikanische Quellen in Vietnam behaupten, da\u00df rund 20 000 Mann nordvietnamesischer Truppen im Laufe der letzten Jahre nach S\u00fcdvietnam geschleust worden seien. (Im Gegensatz zu den aufgebl\u00e4hten Zahlen, die Washington verbreitet.) Gleichzeitig aber sind nahezu 140 000 s\u00fcdvietnamesische Soldaten zu den Vietcong \u00fcbergelaufen. Im \u00fcbrigen verf\u00fcgt die FNL (nationale Befreiungsfront) \u00fcber mehr als 400 000 Partisanen s\u00fcdvietnamesischer Herkunft.
Auf Seiten des Vietcong sind somit \u00fcber f\u00fcnfhunderttausend Menschen in diesen Kampf verwickelt und nur 20 000 davon sollen aus dem Norden kommen. Dieser Prozentsatz ist so gering, da\u00df es grotesk ist, von einem nordvietnamesischen Angriff zu sprechen.
Aus den Verh\u00f6ren nordvietnamesische Soldaten geht hervor, da\u00df sie in Gruppen von zehn bis f\u00fcnfzehn Mann marschieren und drei Monate ben\u00f6tigen, um nach S\u00fcdvietnam zu gelangen. Waffen- und Munitionstransporte dauern noch l\u00e4nger.
Bei diesem Schneckentempo d\u00fcrfte es die Nordvietnamesen schwerfallen, \u201eentscheidend in den Krieg einzugreifen“ – wie die amerikanische Propaganda behauptet. Und wenn ich nicht selbst amerikanische Waffen auf dem Schwarzmarkt gesehen h\u00e4tte, k\u00f6nnte ich mir kaum vorstellen, woher die Vietcong ihrer modernen Ausr\u00fcstung beziehen.<\/p>

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Wann h\u00f6rt endlich der Krieg auf?<\/em><\/figcaption><\/figure><\/div>

Kurzum: In Vietnam haben wir es weder mit einem Angriffskrieg aus dem Norden noch mit einer Kabale des internationalen Kommunismus zu tun. Dort tobt ein Krieg, sicherlich \u2013 aber es ist einerseits ein Befreiungskrieg gegen fremde Einmischung, andererseits eine Revolte gegen korrupte F\u00fchrung, soziale Ungerechtigkeit und milit\u00e4rische Willk\u00fcr.
Selbst wenn der Norden darin verstrickt ist, so ist das sein gutes Recht, denn legal sind Nord- und S\u00fcdvietnam nach wie vor eine Nation. Washington hingegen kann sich kaum auf eine Klausel des internationalen Rechtes st\u00fctzen, um die amerikanischen Bombenteppiche zu rechtfertigen, es sei denn, die Zustimmung der Milit\u00e4rdiktatur in Saigon, die \u201emade in USA\u201c ist.<\/p>

Verschwiegene Wahrheit<\/strong><\/p>

Revolutionen werden nicht immer in Moskau oder Peking organisiert. Es gibt soziale Situationen und geschichtliche Momente, in denen ein Volk seine Revolution machen mu\u00df, wenn es nicht untergehen will. Die Vereinigten Staaten haben es auch einmal getan und m\u00fc\u00dften eigentlich wissen, da\u00df es B\u00fcrgerkriege gibt, f\u00fcr die kein \u201eKommunist\u201c verantwortlich zu sein braucht.
Im Gegenteil, verantwortlich sind einzig und allein jene Herren, die durch Gewalt zur Macht kamen und sich durch Terror halten. Sie sind es, die revolution\u00e4re Erhebungen herausfordern. Sie aber genie\u00dfen nur zu oft den Schutz der USA.
In den letzten Jahren hat es gen\u00fcgend Beispiele gegeben, von Guatemala \u00fcber Brasilien, San Domingo, Ghana, Indonesien bis nach Vietnam. Und immer werden die Diktatoren gesch\u00fctzt oder sogar geschaffen, um die \u201eGefahr des Kommunismus\u201c zu bannen.
Fr\u00fcher eroberte man die Welt im Namen Christi gegen die Heiden und metzelte die Bev\u00f6lkerung ganzer Kontinente nieder. Heute schenkt der \u201eAntikommunismus\u201c dem christlichen Gewissen das n\u00f6tige Alibi zum Morden.
Aber ich komme vom Thema ab. Was ich sagen wollte, ist dies:
Ein Journalist, der widerspruchslos die amerikanischen Thesen hinnimmt, kann nat\u00fcrlich nicht mehr objektiv berichten. Viele scheinen \u00e4hnlich zu reagieren wie ein Offizier des amerikanischen Geheimdienstes, mit dem ich in Vietnam lange Gespr\u00e4che f\u00fchrte. Er war zu der \u00dcberzeugung gekommen, da\u00df die USA nur noch eine winzige Minderheit der Bev\u00f6lkerung hinter sich haben und deshalb Vietnam so schnell wie m\u00f6glich verlassen sollten, um wenigstens ihr moralisches Prestige wieder herzustellen. <\/p>

Als ich ihn fragte, wie Washington auf solche Berichte reagiere, blickte er mich verst\u00e4ndnislos an.
\u201eAber so etwas berichte ich doch nicht nach Washington\u201c, meinte er.
\u201eWarum nicht?\u201c wollte ich wissen.
\u201eWeil ich dann sofort versetzt w\u00fcrde.\u201c
Als ich immer noch nicht begreifen wollte, fuhr er fort: \u201eVerstehen Sie denn nicht?
Meine ganze Karriere w\u00fcrde darunter leiden. Ich kann doch keine Informationen weiterleiten, die den Zielen unserer Kriegf\u00fchrung widersprechen. Wie w\u00fcrde ich dastehen? Wie ein Verr\u00e4ter. Ein Zweifler zumindest. Ein Def\u00e4tist.“<\/p>

panorama:<\/em> <\/strong>Haben Sie deutsche Kollegen getroffen \u2013 welche? Wie arbeiten sie?<\/p>

Troeller:<\/strong><\/em> Ja, einen \u2013 den Vertreter der Deutschen Presse-Agentur.
W\u00e4hrend der letzten schweren Krise war er der einzige Vertreter der deutschen Presse in Vietnam.
Ich traf ihn in Saigon. Er konnte nicht in die umk\u00e4mpften St\u00e4dte des Nordens gehen, um von dort aus eigener Sicht zu berichten, weil deutsche Hilfsaktionen in Saigon eingeweiht werden mu\u00dften. Der Rummel um ein paar Kisten aus der Bundesrepublik war nat\u00fcrlich wichtiger als der Kampf der Buddhisten um freie Wahlen.<\/p>

Ich m\u00f6chte nichts gegen die beruflichen Qualit\u00e4ten dieses Mannes sagen. Ganz im Gegenteil: Er arbeitet sich buchst\u00e4blich zu Tode. Eigentlich ist sein Hauptsitz Hongkong. Von dort mu\u00df er ganz S\u00fcdostasien bearbeiten.
Stellen Sie sich vor: Ein Mann, ganz allein, in der explosivsten Gegend der Welt.
Vor Monaten wurde er nach Vietnam beordert, und da sitzt er nun in einem Hotelzimmer und soll \u00fcber diesen Krieg berichten. Wenn seine Frau nicht wie eine Besessene jeden Tag zehn Stunden helfen w\u00fcrde, w\u00e4re dieser Mann wahrscheinlich schon unter der Erde. Und seine Frau erh\u00e4lt keinen Pfennig daf\u00fcr, nicht einmal das Gehalt einer Sekret\u00e4rin, obwohl sie die Arbeit eines zweiten Korrespondenten mit viel Sachkunde verrichtet.<\/p>

Die Amerikaner, Engl\u00e4nder, Franzosen, Japaner usw. haben riesige B\u00fcros mit einem Haufen Personal und Informanten in allen Ecken des Landes. Es w\u00e4re unfair, die dpa englischen oder amerikanischen Agenturen zu vergleichen.
Aber nehmen wir Frankreich, das wirtschaftlich schw\u00e4cher ist als die Bundesrepublik und wo weit weniger Zeitungen gelesen werden:
Die AFP (Agence France Presse) besch\u00e4ftigt in Saigon f\u00fcnf Franzosen und ein Dutzend Vietnamesen. Anzahl und Qualit\u00e4t des Personals entspricht der internationalen Bedeutung des Vietnamkonfliktes.
Um informiert zu sein und berichten zu k\u00f6nnen, brauchen die Franzosen sich nicht mit der amerikanischen Propaganda abzufinden. Wenn sie t\u00e4glich einen Mann zu den Pressekonferenzen der Amerikaner schicken, so geschieht dies nicht, um \u201einformiert\u201c zu sein, sondern um unter anderem auch den offiziellen Standpunkt Washingtons zu kennen.
Der DPA-Mann h\u00e4ngt jedoch ausschlie\u00dflich vom Nachrichtendienst der Vereinigten Staaten ab. Da er allein ist, bleibt ihm gar nichts anderes \u00fcbrig, als brav das amerikanische Material zu sammeln und anschlie\u00dfend nach Hause zu kabeln.
Das erkl\u00e4rt vielleicht, warum die Berichterstattung \u00fcber Vietnam in vielen deutschen Zeitungen so aussieht, als habe man die amerikanische Propaganda mit der Lupe gelesen.<\/p>

Touristen des Todes<\/strong><\/p>

Die Presse anderer L\u00e4nder berichtet viel objektiver. Ich glaube kaum, in Japan, England, Frankreich oder Schweden gefragt zu werden, wie viele Rotchinesen ich in Vietnam gesehen habe. Das aber ist mir in Hamburg passiert. Als ich dem Fragesteller klarmachte, da\u00df es \u00fcberhaupt keine Rotchinesen in Vietnam gibt, fragte er mich ganz verbl\u00fcfft, auf wen die USA denn ihre Bomben werfen. Und dieser Mann liest regelm\u00e4\u00dfig zwei Tageszeitungen.
\u201eAber warum wollen die Amerikaner mit Peking und Hanoi \u00fcber den Frieden verhandeln\u201c, fragte er mich weiter, \u201ewenn sie mit denen gar nicht im Krieg sind?\u201c
Ja, das geh\u00f6rt auch ins Kapitel der amerikanischen Propaganda. Die USA tun so, als ob es die FNL gar nicht g\u00e4be.
Auch die Franzosen haben seinerzeit dieses Spiel gespielt. W\u00e4hrend des Algerienkrieges sprachen sie den Freiheitsk\u00e4mpfern jede Autonomie ab. Paris behauptete damals, der Kampf der Algerier werde von Kairo aus gesteuert. Er sei keineswegs ein Streben nach nationaler Unabh\u00e4ngigkeit, sondern lediglich der getarnte Versuch Nassers, ganz Nordafrika unter seine Fuchtel zu bringen.<\/p>

Genau so operieren heute die Amerikaner. Sie lancieren ihre \u201eFriedensoffensiven\u201c in Richtung Hanoi und Peking und erwecken so den Eindruck, da\u00df dort die eigentlichen Unruhestifter am Werk sind, obwohl sie genau wissen, da\u00df der einzig entscheidende Gespr\u00e4chspartner in S\u00fcdvietnam sitzt und \u201eNationale Befreiungsfront\u201c hei\u00dft. Gegen wen m\u00fc\u00dften sie sonst eine Million Soldaten ins Feld f\u00fchren (eigene und fremde), um sich m\u00fchsam in den St\u00e4dten halten zu k\u00f6nnen?
Ich wollte hiermit nur zeigen, wie l\u00fcckenhaft die deutsche Berichterstattung ist \u2013 wie provinziell sie ist, mag aus folgendem Beispiel hervorgehen:
Als ich nach der Niederlage von Da Nang wieder in Saigon eintraf, fand ich den DPA-Vertreter und seine Frau v\u00f6llig ersch\u00f6pft vor. Sie waren nicht etwa durch Kugelhagel oder Gasbomben gerannt. Nein. Sie waren zwei Tage lang auf allen M\u00e4rkten der Hauptstadt herumgelaufen, um ausfindig zu machen, ob deutsche Medikamente unter der Hand verkauft w\u00fcrden.
Ja, Sie haben richtig geh\u00f6rt:
W\u00e4hrend in Da Nang Buddhisten ermordet wurden, w\u00e4hrend in Hu\u00e9 das amerikanische Konsulat in Flammen aufging, w\u00e4hrend es in Saigon um die Zukunft General Kys und den Verbleib der USA ging, forderte man aus der Bundesrepublik dringend Nachricht, ob deutsche \u201eLiebesgaben\u201c auf dem Schwarzmarkt verschachert w\u00fcrden, und dies nur, weil die \u201eBildzeitung\u201c es behauptet hatte.
Die Bedeutung einer Nachricht wird am \u201edeutschen Aufh\u00e4nger\u201c gemessen und nicht an ihrem Informationswert f\u00fcr Menschen, die sich eine Meinung \u00fcber das Weltgeschehen bilden m\u00f6chten.<\/p>

Um nochmals Frankreich zum Vergleich anzuf\u00fchren: W\u00e4hrend der gleichen Krise waren au\u00dfer den st\u00e4ndigen AFP-Leuten mehr als zwanzig franz\u00f6sische Journalisten in Vietnam. Aus der Bundesrepublik werden sie erst dann in Scharen anr\u00fccken, wenn das Lazarettschiff \u201eHelgoland\u201c im Hafen von Saigon anlegt. Dann besteht endlich ein \u201edeutsches Interesse\u201c, dann wird endlich dieser Krieg, dessen Ausweitung eines Tages jeden von uns unmittelbar angehen kann, auch f\u00fcr die deutsche Presse wichtig genug sein, aus n\u00e4chster N\u00e4he betrachtet zu werden.
Und wie das aussehen wird, kann ich Ihnen genau sagen. Die Journalisten werden in amerikanischen Flugzeugen einige Minuten \u201eTouristen des Todes\u201c spielen. Das ist die Gratisattraktion, so eine Art Riesenrad im Zirkus des Krieges. Man darf beim Feindflug dabei sein und zusehen, wie Bomben und Napalm auf Menschen geworfen werden. Wer das Gl\u00fcck hat, neben einem netten Piloten zu sitzen, darf sogar selbst auf den Knopf dr\u00fccken, der Tod und Verderben ausl\u00f6st. So etwas ist anscheinend noch aufregender als der Anblick eines brennenden Buddhisten.
Im Hubschrauber oder Geleitzug kann man auch noch ein regierungstreues Dorf besuchen und einige Gefangene ausfragen. Prominente d\u00fcrfen General Ky, Botschafter Lodge oder General Westmoreland ein paar Fragen stellen, die schon tausendmal beantwortet wurden \u2013 und die Rundfahrt ist zu Ende. Es gibt dann ein paar Vietnamspezialisten mehr.<\/p>

panorama:<\/em> Gibt es noch andere Deutsche in Vietnam, und wie denken diese \u00fcber den Krieg?<\/p>

Troeller:<\/em> <\/strong>Ich habe \u00c4rzte getroffen, die an Universit\u00e4ten lehren und gleichzeitig kleine Krankenstationen im Niemandsland betreuen \u2013 dort werden sie fast wie Heilige verehrt.
F\u00fcr das Ansehen der Bundesrepublik ist ein solcher Arzt nat\u00fcrlich wertvoller als zehn Lazarettschiffe. Von ihm wei\u00df die Bev\u00f6lkerung, da\u00df seine Hilfe selbstlos geschenkt wird und nicht zum Schaugesch\u00e4ft der Politik geh\u00f6rt.
Da diese M\u00e4nner nicht nur im Cocktailgetto der gro\u00dfen St\u00e4dte zu Hause sind, sondern buchst\u00e4blich den Puls des Volkes f\u00fchlen, weichen ihre Anschauungen \u00fcber diesen Krieg nat\u00fcrlich weit von der offiziellen Propaganda ab. Was sie wirklich denken, darf ich Ihnen leider nicht mitteilen, denn es ist ihnen laut Vertrag nicht gestattet, ihre politischen Erfahrungen der \u00d6ffentlichkeit anzuvertrauen.
panorama:<\/strong> Zensieren die Amerikaner oder die Ky-Regierung die Berichte der Korrespondenten?
Troeller : <\/strong>Nein, f\u00fcr ausl\u00e4ndische Journalisten gibt es keine Zensur. Nur die
Berichterstattung der inl\u00e4ndischen Presse wird von der Regierung kontrolliert.<\/p>

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Saigon: General Kys Truppen in Bereitstellung gegen Demonstranten, die freie Wahlen fordern<\/em><\/figcaption><\/figure><\/div>

Kritischer in Amerika<\/strong><\/p>

Ich m\u00f6chte unterstreichen, da\u00df die Amerikaner in ihrem Bereich den Journalisten keine Hindernisse in den Weg legen. Im Gegenteil, sie unterst\u00fctzen die Arbeit der Presse. Sie sind hilfsbereit, wie ich es selten in einem Krieg erlebt habe.<\/p>

panorama:<\/em> <\/strong>Kann man sich im Gro\u00dfen und Ganzen auf die amerikanischen Berichte \u00fcber den Krieg verlassen? Werden die Verluste, die eigenen und die des Vietcong, ann\u00e4hernd richtig wiedergegeben?<\/p>

Troeller:<\/em> <\/strong>Ich habe bereits die \u201eSicht\u201c erw\u00e4hnt, aus der die USA \u2013 und in ihrem Gefolge der Gro\u00dfteil der westlichen Journalisten \u2013 den Krieg betrachten. Aus dieser Sicht ist eine objektive Berichterstattung unm\u00f6glich.
Man kann dies am besten beurteilen, wenn man selbst Augenzeuge von Ereignissen war und hinterher die Berichte der Zeitungen liest: Die Rolle der USA wird gesch\u00f6nt, die Aktion der Gegner, selbst der Buddhisten und Studenten, abgewertet oder l\u00e4cherlich gemacht. Tatsachen werden entstellt oder einfach unterschlagen.
Ich m\u00f6chte jedoch nicht verallgemeinern. Es gibt amerikanische Zeitungen, die sich um v\u00f6llige Objektivit\u00e4t bem\u00fchen, und je l\u00e4nger dieser Krieg dauert, desto mehr werden es. In den USA wird heute weit kritischer \u00fcber Vietnam berichtet als zum Beispiel in der Bundesrepublik.<\/p>

Was die Verluste angeht, so wird nat\u00fcrlich geschwindelt. Zum Beispiel: Ein Dorf im Vietcong-Gebiet wird zun\u00e4chst mit Bomben belegt und dann widerstandslos genommen. Die Leichen der Frauen und Kinder werden schnell verscharrt. Es kann sich ja nicht um Rebellen handeln, und ihre Erw\u00e4hnung im Kriegsbericht w\u00fcrde nur Unheil anrichten.
Man z\u00e4hlt also nur die toten M\u00e4nner.
In einem Fall, den ich kenne, waren es neunzig. Diese Zahl wird ver\u00f6ffentlicht, unter der Rubrik: get\u00f6tete Vietcong. Im ganzen Dorf aber wurden nur zw\u00f6lf Gewehre gefunden. Wahrscheinlich waren also nur zw\u00f6lf Rebellen anwesend, als die Bomber zum Todessto\u00df ansetzten. Die \u00fcbrigen Toten sind einfache Bauern, deren Schicksal es wollte, da\u00df sie auf diesem ungl\u00fccklichen Flecken der Erde zur Welt kamen. Sie werden trotzdem als Vietcong \u201everkauft\u201c. So beruhigt man sein Gewissen und kann Siege feiern.<\/p>

panorama:<\/strong><\/em> Wie denkt der einfache Vietnamese \u00fcber die Amerikaner, die Franzosen, die Deutschen – macht er wesentliche Unterschiede? Warum glaubt er, da\u00df die Amerikaner diesen Krieg f\u00fchren?<\/p>

Troeller:<\/strong><\/em> Der einfache Vietnamese ha\u00dft die Amerikaner, achtet die Franzosen und wei\u00df nicht genau, wo Deutschland liegt. Also lassen wir die Deutschen aus dem Spiel.<\/p>

Man ha\u00dft die Amerikaner, weil sie Bomben werfen, die Verwandten t\u00f6ten und Gift streuen, die W\u00e4lder entbl\u00e4ttern und den Reis zerst\u00f6ren; weil sie den Krieg verl\u00e4ngern, reich sind und sich entsprechend benehmen. Die Antipathie ist so allgemein, da\u00df selbst kleine Kinder hinter amerikanischen Soldaten herlaufen und ihnen in den Hintern treten. Sie \u00fcbersetzen durch diese unzweideutige Geste, was sie zuhause t\u00e4glich erfahren: den Ha\u00df auf die USA.
Und was soll ein baumlanger Soldat machen, der von einem vierj\u00e4hrigen Knirps getreten wird? Er schaut verlegen zur Seite, geht schneller oder kauft sich mit Kaugummi frei.<\/p>

Man achtet die Franzosen, weil man sie eines Tages besiegt hatte, weil sie nicht mehr die Herren sind – aber vor allem, weil sie schon damals, als sie noch kommandierten, den \u201eReis mit Vietnamesen teilten\u201c, das hei\u00dft, sich an denselben Tisch setzten, was die Amerikaner nicht tun. Sie stehen abseits, in ihren Lagern, ihren Hotels, ihren Kasernen.<\/p>

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Die h\u00fcbschesten M\u00e4dchen der Welt (sagt Gordian Troeller) im traurigsten Land der Welt<\/em><\/figcaption><\/figure>

Nachts kommen die Vietcong<\/strong><\/p>

Der einfache Vietnamese versteht \u00fcberhaupt nicht, warum die USA in seinem Land Krieg f\u00fchren. Er wei\u00df weder, was Kommunismus ist, noch was Freiheit im westlichen Sinn bedeutet. Er wei\u00df nur, da\u00df dieser Krieg, der als reiner Befreiungskrieg gegen fremde Herrschaft vor mehr als 20 Jahren begann, ohne den Abzug der fremden Truppen nie beendet sein wird. F\u00fcr ihn haben die Amerikaner nur die Franzosen abgel\u00f6st; das hei\u00dft, abermals ma\u00dfen Ausl\u00e4nder sich an, \u00fcber das Schicksal Vietnams zu bestimmen.<\/p>

Ein normaler Vietnamese kann sich nicht vorstellen, da\u00df die USA in seinem Land die \u201eFreiheit\u201c verteidigen. Welche Freiheit? Sicherlich nicht die seine. F\u00fcr ihn bedeutet Freiheit die Befreiung von fremder Vormundschaft und die Vertreibung jener herrschenden Schicht, die nur dank des fremden Besch\u00fctzers an der Macht ist.
Bezeichnenderweise sprechen die einfachen Leute nie von \u201eVietcong\u201c oder von der \u201e Nationalen Befreiungsfront\u201c. Sie nennen die Partisanen nach wie vor \u201eVietminh\u201c – so bezeichnete man die Freiheitsbewegung, die damals gegen Frankreich k\u00e4mpfte und siegte.<\/p>

panorama:<\/strong><\/em> Auch solche Amerikaner, die den Krieg Johnsons – und die Art wie er gef\u00fchrt wird – scharf verurteilen, meinen, ein R\u00fcckzug der amerikanischen Truppen w\u00fcrde heute zu einem Blutbad f\u00fchren. Die Vietcong w\u00fcrden an allen \u201eKollaborateuren\u201c furchtbare Rache nehmen. Ist diese Furcht berechtigt?<\/p>

Troeller:<\/strong><\/em> Das ist nat\u00fcrlich v\u00f6lliger Unsinn. Heute bereits kontrollieren die Vietcong zwei Drittel des Landes. Wenn sie dort \u201efurchtbare Rache\u201c nehmen wollten, w\u00e4re das bereits geschehen.
Ein Beispiel: Ich war in einem Dorf im Niemandsland. Tags\u00fcber laufen dort ein paar Regierungssoldaten herum. Des Nachts kommen die Vietcong, trommeln die Bauern zusammen und erkl\u00e4ren ihnen die Ziele ihres Kampfes.<\/p>

Die Rebellen k\u00f6nnten die Soldaten mitnehmen oder sie einfach erschie\u00dfen. Das w\u00e4ren immerhin vierzehn Feinde weniger, und schlie\u00dflich ist Krieg. Aber nein. Solange die Soldaten nicht schie\u00dfen, werden sie auch nicht erschossen, und bevor sie nicht von den Thesen des Vietcong \u00fcberzeugt sind, werden sie auch nicht mitgenommen.
Das habe ich selbst erlebt. Am Tage gehen die Soldaten wohlweislich unbewaffnet einher. So riskieren sie nichts.
Ich will damit nicht sagen, da\u00df es keine \u201eAbrechnung\u201c geben w\u00fcrde. Jede Revolution bringt sie mit sich. Ich m\u00f6chte jedoch behaupten, da\u00df weit weniger Menschen aus Rache umgebracht werden, als heute an manchen Tag unter den Bomben der amerikanischen Luftwaffe sterben.
Wer die amerikanische Besetzung mit der Angst vor einem Blutbad zu rechtfertigen versucht, der geht von der Voraussetzung aus, da\u00df der wei\u00dfe Mann automatisch f\u00fcr die \u201egute Sache\u201c k\u00e4mpft und somit das Recht zum T\u00f6ten hat, der Farbige hingegen nicht reif genug ist, um zwischen \u201egut“ und \u201eb\u00f6se\u201c zu unterscheiden.
Das hie\u00dfe, die USA m\u00fcssen in Vietnam bleiben – obwohl sie dort Tod und Verderben bringen – mit der seltsamen Begr\u00fcndung, da\u00df es Tote geben k\u00f6nnte, wenn die Vietnamesen allein gelassen werden.
Ich habe mich immer \u00fcber die fantastische Dehnbarkeit unserer \u201ewei\u00dfen Moral\u201c gewundert, und noch mehr, da\u00df es keinem aufzufallen scheint, wie heuchlerisch dumm sie ist.<\/p>

Ein Afrikaner sagte mir einmal: \u201e Wenn bei uns und zwei St\u00e4mme streiten und es ein paar Hundert Tote gibt, dann schimpfen uns die Wei\u00dfen Barbaren und kommen herbeigeeilt, um die Ordnung im Namen einer h\u00f6heren Zivilisation wiederherzustellen.
Wenn aber der wei\u00dfe Mann Krieg f\u00fchrt, dann werden gleich viele Millionen niedergemacht. Unschuldige, die nicht einmal wissen, warum sie sterben m\u00fcssen. Und das ist dann nicht barbarisch. Das ist dann zivilisiert – wahrscheinlich, weil der anonyme Massenmord durch Wunder der Technik vollbracht wird. Im Gegensatz zum \u201abarbarischen\u2018 Streit mit Pfeil und Bogen.“<\/p>

panorama:<\/strong><\/em> Sehen Sie einen Weg, diesen Krieg zu beenden?<\/p>

Troeller:<\/strong> Man m\u00fc\u00dfte mit Blindheit geschlagene sein, wenn man ihn nicht sehen w\u00fcrde.
Dieser Weg f\u00fchrt \u00fcber die Buddhisten und ihre Forderung nach freien Wahlen, \u00fcber jenes Prinzip der Freiheit also, da\u00df die USA in Vietnam verteidigen wollen.
Die Buddhisten werden oft als eine kleine Gruppe von Fanatikern gestellt, deren Hauptziel es sei, die Vorherrschaft der vom Westen gef\u00f6rderten katholischen Minderheit zu brechen. (1,5 Millionen Katholiken auf insgesamt 18 Millionen Einwohner)
Das ist nicht so. Mit \u201eBuddhisten\u201c bezeichnet man heute in Vietnam nicht mehr eine religi\u00f6se Gemeinschaft, sondern eine politische Bewegung. Selbst die Anh\u00e4nger von Konfuzius und die Mitglieder der Gemeinschaft der Animisten nennen sich pl\u00f6tzlich so. Sie haben wahrscheinlich keine Ahnung, wer Buddha war, trotzdem  verehren sie die Bonzen und klatschen Beifall, wenn Ky oder die Amerikaner angegriffen werden.
Kurzum: Das Wort \u201eBuddhismus\u201c ist zum Synonym f\u00fcr \u201ePatriotismus“ geworden und die Mehrheit der S\u00fcdvietnamesen bekennt sich heute zu ihm.
Somit sind die Buddhisten zu der einzigen politischen Kraft geworden, die das n\u00f6tige Vertrauen des Volkes besitzt, um eines Tages den unvermeidlichen Dialog mit den Vietcong zu f\u00fchren. Sie sind bereit, den Kommunisten die ihrer Bedeutung entsprechende Beteiligung am politischen Geschehen des Landes einzur\u00e4umen. Der einzige Weg hierzu f\u00fchrt \u00fcber freie Wahlen.
Aber davor wollen Ky und die Amerikaner nichts wissen. Sie scheinen weniger einen Sieg des Vietcong zu f\u00fcrchten, als vielmehr eine buddhistische Sturmflut, die Ky und seine Gener\u00e4le davonsp\u00fclt und den USA jede Rechtfertigung entzieht, weiterhin im Land bleiben.
Die Buddhisten sind andererseits \u00fcberzeugt, da\u00df eine Koexistenz mit den Kommunisten nicht zu einer Macht\u00fcbernahme durch extreme Elemente f\u00fchren wird. Sie glauben, da\u00df diese Koexistenz zu einem neutralen Sozialismus f\u00fchren kann.
Sie hoffen sogar, da\u00df Nordvietnam sich dann von russischer und chinesischer Vormundschaft freimachen kann, um gemeinsam mit dem S\u00fcden eine neutrale und fortschrittliche Nation zu werden.<\/p>

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Hungerstreik und Demonstrationen \u2013 die Hauptwaffen der Buddhisten<\/em><\/figcaption><\/figure><\/div>
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Wenn die USA ein f\u00fcr alle Teile annehmbares Ende dieses Krieges w\u00fcnschen und nicht unbedingt einen Sieg, wenn sie den Vietnamesen wirklich zu Frieden und Freiheit verhelfen wolle, dann m\u00fc\u00dften sie die neutralistischen Bestrebungen unterst\u00fctzen – und entspr\u00e4chen damit dem Willen des Volkes.
Wenn Vietnam jedoch nur – wie einige amerikanische Gener\u00e4le zu verstehen geben – ein ideales \u00dcbungsfeld ist, auf dem die USA sich in Wirklichkeit f\u00fcr die gro\u00dfen Auseinandersetzungen in S\u00fcdamerika vorbereiten, oder wenn es – wie andere verlauten lassen – nur eine Vor-Etappe zum Pr\u00e4ventivkrieg gegen China ist, dann bleibt den Amerikanern nichts anderes \u00fcbrig, als diesen Krieg immer mehr in einen regelrechten Kolonialkrieg zu verwandeln.
Das hei\u00dft, sie werden einem Volk gegen seinen Willen mit Waffengewalt ihren Willen aufzwingen. Und heute sind sie auf dem besten Wege dazu.<\/p>

panorama:<\/em> <\/strong>K\u00f6nnen die Amerikaner denn gewinnen?<\/p>

Troeller:<\/strong> Selbstverst\u00e4ndlich k\u00f6nnen die Amerikaner gewinnen. Es fragt sich nur, was dann noch von Vietnam \u00fcbrig bleibt.
Sie k\u00f6nnen ohne weiteres den Gro\u00dfteil Vietnams zerst\u00f6ren und den Rest lebensunf\u00e4hig machen. Dazu haben sie die n\u00f6tigen Mittel, ohne Atomwaffen einsetzen zu m\u00fcssen. Die \u201eEskalation\u201c bedeutet letztlich nichts anderes.
Immer mehr D\u00f6rfer werden ausradiert, Reisernten vernichtet, W\u00e4lder zerst\u00f6rt, H\u00e4user verbrannt, Menschen get\u00f6tet. Endlich wird nichts mehr da sein, um die Vietcong zu ern\u00e4hren und kaum jemand, um ihnen zu helfen.
Wenn die USA nicht vor einem gro\u00dfangelegten V\u00f6lkermord zur\u00fcckschrecken, k\u00f6nnen sie sicherlich eines Tages auf verbrannter Erde einsame Sieger sein.<\/p>","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

 \u201edeutsches panorama\u201c , Mai 1966 Die deutsche Presse blickt nur selten hinter die Kulissen des Krieges in Vietnam. Was spielt sich in Vietnam wirklich ab? \u201edeutsches panorama\u201c befragte einen der wenigen Experten: den gerade vom Kriegsschauplatz zur\u00fcckgekehrten \u201estern“-Reporter Gordian Troeller. Das Gespr\u00e4ch f\u00fchrt der Chefredakteur Gert von Paczensky. panorama: In Kriegszeiten h\u00e4ufen sich die Schwierigkeiten…<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":62508,"parent":54149,"menu_order":0,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","template":"","meta":{"_seopress_robots_primary_cat":"","_seopress_titles_title":"","_seopress_titles_desc":"","_seopress_robots_index":"","footnotes":""},"categories":[588],"tags":[],"class_list":["post-54150","page","type-page","status-publish","has-post-thumbnail","hentry","category-vietnam","entry","has-media"],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54150"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=54150"}],"version-history":[{"count":5,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54150\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":62534,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54150\/revisions\/62534"}],"up":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54149"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media\/62508"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=54150"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=54150"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=54150"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}