{"id":54270,"date":"2017-03-11T22:15:55","date_gmt":"2017-03-11T21:15:55","guid":{"rendered":"http:\/\/www.troeller-deffarge.com\/?page_id=54270"},"modified":"2017-03-11T22:15:55","modified_gmt":"2017-03-11T21:15:55","slug":"gordian-troeller-im-gespraech","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/biographie\/zur-person\/gordian-troeller-im-gespraech\/","title":{"rendered":"Gordian Troeller im Gespr\u00e4ch"},"content":{"rendered":"

Aus: Kein Respekt vor heiligen K\u00fchen. Gordian Troeller und seine Filme. Bremen, 1992<\/p>\n

Gordian Troeller, Luxemburger, wurde am 16. M\u00e4rz geboren. Das Jahr verschweigt er. „Nicht etwa aus Eitelkeit, sondern weil dann alle denken, so und so alt, aha – und sich einbilden, meine Arbeit in eine vorgefertigte Schublade stecken zu k\u00f6nnen.“
\nIn der S\u00fcddeutschen Zeitung ist er 65, im Spiegel 67 und in der Weltb\u00fchne hat er mittlerweile die siebzig erreicht.
\n„Die haben sich gesagt, wenn er mit 17 von zu Hause weglief, um im Spanischen B\u00fcrgerkrieg zu k\u00e4mpfen, dann muss er jetzt etwa 70 sein – vielleicht war er damals aber auch erst 16 oder 15 …“<\/p>\n

Im Spanischen B\u00fcrgerkrieg<\/h3>\n

Jedenfalls war er \u00fcberzeugt, da\u00df auch Luxemburger sich mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen und ihn bek\u00e4mpfen m\u00fcssen, und er entschlie\u00dft sich, Kommunist zu werden. „Ich kam erst gegen Ende des B\u00fcrgerkrieges in Spanien an, aber es war fr\u00fch genug, die Kommunisten am Werk zu sehen. Und das hat mir gereicht. Ich habe erlebt, wie die UdSSR Menschen gegen Waffen ausspielte und ihre Gegner ermorden lie\u00df, vor allem Trotzkisten und Anarchisten, die den Monopolanspruch der Partei in Frage stellten. Br\u00fcderlichkeit, Menschlichkeit fand ich bei den Anarchisten. Deshalb ist meine Grundhaltung auch heute noch eine libert\u00e4re. Aber wenn man das sagt, provoziert man nichts als Mi\u00dfverst\u00e4ndnisse, denn wer kennt heute noch die Ideen der spanischen Anarchisten, ihre Vorstellungen von einer gerechteren Gesellschaft und was sie geschaffen haben? Das hat nichts mit dem zu tun, was man landl\u00e4ufig unter Anarchismus versteht. Wie dem auch sei, ich habe mich keiner Theorie, keiner Ideologie verschrieben. Wenn \u00fcberhaupt, dann kann man mir ein gest\u00f6rtes Verh\u00e4ltnis zur Macht in dem Sinne nachsagen, da\u00df ich gegen das Recht des St\u00e4rkeren bin. Die Aufteilung der Welt in Herrscher und Beherrschte scheint mir das Grund\u00fcbel. Nicht die ideologischen Gegens\u00e4tze sind es, die uns in den Abgrund f\u00fchren, sondern ein system\u00fcbergreifendes Prinzip patriarchalischer Selbstherrlichkeit. F\u00fcr mich bedeutet diese Erkenntnis, da\u00df ich keiner herk\u00f6mmlichen Ideologie das Wort rede, sondern mich einem – wahrscheinlich utopischen – Humanismus verpflichtet f\u00fchle. Wenn diese Idee sich in meinen Filmen wiederfindet, dann habe ich etwas erreicht.“<\/p>\n

In Portugal<\/h3>\n

Unversehrt aus Spanien zur\u00fcck in Luxemburg, flieht Troeller 1940 vor der anr\u00fcckenden Wehrmacht und schl\u00e4gt sich zu den Alliierten durch. In Portugal baut er f\u00fcr sie eine Organisation auf, die die Aktivit\u00e4ten des deutschen Geheimdienstes beobachtet und sowohl rassisch wie politisch Verfolgte aus den von den Deutschen besetzten Gebieten Europas nach Portugal bringt.
\nUnter anderem geht der luxemburgische Historiker Henri Koch-Kent in seinem Buch Ann\u00e9e d’Exil (Luxemburg 1986) auf die Aktivit\u00e4ten Troellers im Widerstand ein, und Suzanne Chantal widmet ihm ihren Roman La Cha\u00eene et la Trame (Paris 1950), in dem sie seine Arbeit beschreibt.<\/p>\n

Nach dem Zweiten Weltkrieg: Erste journalistische Erfahrungen<\/h3>\n

Nach dem Ende des Krieges gr\u00fcnden Troeller und Norbert Gomand die Zeitung L’Ind\u00e9pendant, in der sie versuchen, die luxemburgische Kriegsvergangenheit aufzuarbeiten und die Verantwortlichen – vor allem die amtierenden Minister – zur Rechenschaft zu ziehen. Doch jene sind m\u00e4chtiger und prozessieren so lange, bis der Ind\u00e9pendant finanziell am Ende ist.
\nTroeller l\u00e4sst sich als Korrespondent bei der kanadischen Armee in Deutschland akkreditieren, bereist das befreite Europa und berichtet \u00fcber die N\u00fcrnberger Prozesse. Gleichzeitig kn\u00fcpft er Kontakte zu regionalen Zeitungen in Kanada und verschiedenen L\u00e4ndern Europas, die sich keinen Auslandsberichterstatter leisten k\u00f6nnen, aber stolz sind, ihren Lesern einen solchen zu pr\u00e4sentieren. Etwa 60 Zeitungen waren bereit, seine Artikel zu kaufen.
\nAls Korrespondent geht er 1946 nach Spanien, um \u00fcber den Untergang des letzten faschistischen Regimes in Europa – das damals in gro\u00dfer Bedr\u00e4ngnis war – zu berichten.
\nFranco bleibt an der Macht und Troeller landet 1948 im Gef\u00e4ngnis, weil er einem F\u00fchrer der baskischen Untergrundbewegung zur Flucht nach Frankreich verholfen hatte.
\n„Eigentlich hatte ich wenig Sympathie f\u00fcr den baskischen Untergrund, aber Sabin Barrena war halt mein Freund. Als ich nach dreimonatiger Einzelhaft dem Milit\u00e4rrichter vorgef\u00fchrt wurde, beschuldigte er mich, einem Feind des Regimes geholfen zu haben. ‚Nein, ich habe einen Freund in Not in Sicherheit gebracht‘, sagte ich. Damals hatten gerade die Kommunisten in der Tschechoslowakei die Macht \u00fcbernommen und ich fragte den Richter: ‚Wenn Sie heute in Prag Journalist w\u00e4ren und ein Freund w\u00fcrde nachts an ihre T\u00fcr klopfen und sagen: Ich bin in gro\u00dfer Gefahr, bitte hilf mir – was w\u00fcrden Sie tun?‘ ‚Hombre, ich w\u00fcrde ihn retten!‘ – ‚Nichts anderes habe ich getan. Ich habe einem Freund die Freiheit, vielleicht sogar das Leben gerettet. Mit Politik hat das nichts zu tun.‘ Und wie aus der Pistole geschossen antwortete der Richter: ‚Hombre, daf\u00fcr kann ich Sie nicht verurteilen. Ich werde Sie aber ausweisen m\u00fcssen, denn die internationale Presse hat Ihren Fall so hochgespielt, da\u00df wir das Gesicht wahren m\u00fcssen. Sonst k\u00f6nnten Sie hierbleiben‘.“ Das, so meint Troeller, ist – oder war – typisch spanisch.
\nEr wird nach Holland abgeschoben, weil er auch Korrespondent des Algemeen Handelsblad war. In Amsterdam lernt er Marie-Claude Deffarge kennen.<\/p>\n

Marie-Claude Deffarge<\/h3>\n

„Ich war so in Spanien vernarrt, da\u00df ich den Portier meines Hotels fragte, wo ich im kalten Norden spanische Atmosph\u00e4re finden k\u00f6nnte. Er empfahl mir ein Theater, in dem Maria de la Cruz auftrat. Ihre T\u00e4nze begeisterten mich und ich wollte sie kennenlernen. Als ich ihr erz\u00e4hlte, da\u00df ich gerade aus einem spanischen Gef\u00e4ngnis kam, setzte sie sich zu mir. Das war sie: Marie-Claude Deffarge. Da sie an der Sorbonne eine wissenschaftliche Arbeit \u00fcber spanischen Tanz schrieb, hatte sie es f\u00fcr notwendig gehalten, selbst zu tanzen und aufzutreten, um ‚das richtige Gef\u00fchl zu bekommen‘. Damals verliebte ich mich in sie und ich konnte sie davon \u00fcberzeugen, fortan mit mir um die Welt zu reisen.“
\nGemeinsam gehen sie 1948 als Wahlbeobachter nach Italien. Gleichzeitig berichtet Troeller \u00fcber die L\u00e4nder des Balkan, in die er sich von Oppositionellen heimlich einschleusen l\u00e4sst.<\/p>\n

Der Verlust der journalistischen Unschuld<\/h3>\n

Als Mossadegh 1952 den Schah aus dem Land jagt, die multinationalen Konzerne enteignet und die Erd\u00f6lvorkommen verstaatlicht, antworten die Westm\u00e4chte mit Sanktionen, die den Iran in die Knie zwingen sollen. Der erste ernsthafte Nord-S\u00fcd-Konflikt scheint sich zu entwickeln und Troeller \/ Deffarge wollen dar\u00fcber berichten.
\n„Wir lernten Mossadegh pers\u00f6nlich kennen und waren oft bei ihm eingeladen. Als er erfuhr, da\u00df Marie-Claude auch Arch\u00e4ologie studiert hatte, schlug er uns vor, im Auftrag der Regierung einen arch\u00e4ologischen F\u00fchrer des Landes zu erstellen. Ein fantastisches Angebot, denn so konnten wir in die entlegensten Gebiete des Iran reisen.“
\nAlso fahren sie 26.000 Kilometer durch Persien und fotografieren alles mehr oder weniger Sehenswerte.
\n„Als wir irgendwo zwischen Isphahan und Shiraz eine alte Festung fotografierten, kam ein Reiter des Weges, ein Stammesf\u00fcrst, dem wir schon bei Mossadegh begegnet waren. Er sah uns eine Weile zu und sagte dann: ‚Ihr seid wie alle anderen Europ\u00e4er, die uns besuchen kommen. Euch interessieren nur die Zeugen einer angeblich gl\u00e4nzenden Vergangenheit. Da\u00df aber all dieser Prunk mit dem Schwei\u00df und dem Blut eines geknechteten Volkes erschaffen wurde, da\u00df Hunderttausende versklavt wurden und viele sterben mu\u00dften, um das hier zu bauen, l\u00e4\u00dft euch kalt. Nach diesen Menschen fragt niemand, sie aber waren das eigentliche Persien. Wenn ihr den Iran verstehen wollt, m\u00fc\u00dft ihr mit der Bev\u00f6lkerung reden, nicht mit den Herrschenden. Dann werdet ihr begreifen, da\u00df die Prunkst\u00e4tten, die ihr fotografiert, nicht die Zeugen einer Hochkultur sind, sondern die Grabsteine eines geknebelten Volkes, die Mahnmale einer barbarischen Zivilisation.‘ Und er lud uns ein, mit seinem Stamm durch Persien zu wandern.
\nSo begleiteten wir die Bassiri, einen Nomadenstamm von etwa 40.000 Menschen, auf ihren Wanderungen. Nach sechs Monaten konnten wir nicht mehr so berichten wie vorher. Wir hatten unsere journalistische Unschuld verloren, wenn man das so nennen kann, die \u00dcberzeugung n\u00e4mlich, da\u00df die in den eingeweihten Kreisen der Hauptst\u00e4dte gesammelten Informationen der Realit\u00e4t entspr\u00e4chen. Unser Weltbild war zwar ersch\u00fcttert, doch der Glaube an die zivilisatorische \u00dcberlegenheit der westlichen Welt, unser Eurozentrismus, war noch nicht \u00fcberwunden. Und im nachhinein wei\u00df ich auch warum. Wer waren wir schon als Journalisten und wer sollte uns ernst nehmen, wenn wir nicht aus der Sicht westlichen \u00dcberlegenheitsanspruchs urteilten und verurteilten? Wir mu\u00dften bekannt werden, Spezialisten der Dritten Welt sozusagen, Autorit\u00e4ten, um ungehindert das sagen zu k\u00f6nnen, was uns langsam zur Gewissheit wurde: die kulturelle und wirtschaftliche Verelendung der sogenannten Entwicklungsl\u00e4nder durch den westlichen Fortschrittsimperialismus. – Das gelang uns sp\u00e4ter beim Stern.“<\/p>\n

F\u00fcr die „Revue“ bei der griechischen K\u00f6nigin<\/h3>\n

Bis 1958 bleiben Troeller und Deffarge im Mittleren Osten. Sie berichten aus dem Irak, aus Syrien, dem Libanon, der T\u00fcrkei und dem Iran. Nachdem ihr „Buch Persien ohne Maske“ (Berlin 1958) erschienen ist, wird Troeller von Peter Boenisch, damals Chefredakteur der Revue, eingeladen, die Auslandsabteilung der Illustrierten zu \u00fcbernehmen.
\n„Wir Deutschen haben noch keine Auslandserfahrung“, sagte Boenisch. „Sie sollen uns beraten und k\u00f6nnen Reportagen machen, wo immer Sie wollen.“
\nTroeller sagt zu. Er besucht Albert Schweitzer, begleitet de Gaulle auf seiner Dekolonisierungsreise durch Afrika, berichtet \u00fcber die Revolution im Irak und die Haifische im Persischen Golf.
\n„Eines Nachts wurde ich um vier Uhr aus dem Bett geholt. Krisensitzung der Redaktion im Beisein Kindlers, des Besitzers der Revue. Die Illustrierte hatte eine Fotomontage mit der griechischen K\u00f6nigin ver\u00f6ffentlicht und diese drohte mit Prozessen. ‚Sie sind unser Auslandsexperte, was schlagen Sie vor?‘ fragte man mich. ‚Wieviel sind Sie bereit zu zahlen?‘ wollte ich wissen. Konsternation bei der gesamten Redaktion. ‚Wollen Sie eine deutschst\u00e4mmige K\u00f6nigin kaufen?‘ – ‚Nicht direkt‘, meinte ich und erkl\u00e4rte, welche Erfahrungen ich mit der Bestechlichkeit hoher und niederer Beamten rund ums Mittelmeer gemacht hatte.“
\nMan l\u00e4sst ihn nach Athen fahren, und mit 30.000 Mark wird die Sache beigelegt. Als er zur\u00fcckkommt, wird er zum stellvertretenden Chefredakteur bef\u00f6rdert.<\/p>\n

Reportagen f\u00fcr den „Stern“<\/h3>\n

Aber der Redaktionsalltag macht ihm zu schaffen. Er will wieder reisen, wieder in den Mittleren Osten. Als ihm die Carnegie Foundation anbietet, im Iran eine Studie \u00fcber internationale Konflikte zu erstellen, packt er seine Koffer.
\n„Am Vorabend meiner Abreise rief Henri Nannen, Chefredakteur des Stern, an und fragte, ob ich nicht f\u00fcr den Stern arbeiten wollte. Wenn ich schon vorh\u00e4tte, per Auto \u00fcber Paris in den Iran zu reisen, w\u00e4re ein Abstecher \u00fcber Hamburg doch kein gro\u00dfer Umweg. – Gesagt, getan.“
\nBis 1970 arbeiten Troeller\/Deffarge als Reporterteam f\u00fcr den Stern. Schwerpunkt: Dritte Welt und die dortigen Befreiungsbewegungen. In zehn Jahren lernen sie fast alle kennen: in Kuba, Vietnam, Kurdistan, Dhofar, Pal\u00e4stina, Biafra, Sudan, Eritrea, Nord- und S\u00fcdjemen, Algerien. Ihre kritischen Berichte und Fotoreportagen tragen zur Auflagensteigerung des Stern bei und bald schon k\u00f6nnen sie von jeder Reise eine Serie, das hei\u00dft vier bis sechs Artikel, ver\u00f6ffentlichen. So berichten sie \u00fcber Sizilien und die Mafia, \u00fcber den Schah von Persien und seine „Wei\u00dfe Revolution“. Aus der Karibik schreiben sie einen sechsteiligen Bericht unter dem Titel „Zwischen Kennedy und Castro“ und ein Bericht aus Brasilien tr\u00e4gt bereits 1962 die \u00dcberschrift „Bauernmord durch Entwicklungshilfe“.
\nIhre kritische Berichterstattung bleibt nicht ohne Folgen. In vielen L\u00e4ndern werden beide zur „persona non grata“ erkl\u00e4rt: Im Iran, in Brasilien, in Nicaragua und Haiti, in Spanien und Gabun, in Madagaskar und Indien. Eine sechsteilige Serie \u00fcber Frankreich w\u00e4hrend des Algerienkriegs f\u00fchrt dort zu einem mehrw\u00f6chigen Auslieferungsverbot des Stern. Daraufhin meint Henri Nannen besorgt, ob sie nicht weniger hei\u00dfe Eisen anfassen k\u00f6nnten.<\/p>\n

\u00dcber journalistische Unabh\u00e4ngigkeit<\/h3>\n

Sie hatten schon oft mit dem Gedanken gespielt, weltweit das System zu untersuchen, dem sie die Verantwortung f\u00fcr alle Unterdr\u00fcckungs- und Ausbeutungsmechanismen geben: die patriarchalische Ordnung.
\n„Wir schlugen Nannen also vor, die Situation der Frau in verschiedenen Kulturen zu untersuchen. Er sagte begeistert zu, denn er hatte immer ein Gesp\u00fcr f\u00fcr den sogenannten Zeitgeist. Damals n\u00e4mlich, Mitte der sechziger Jahre, begann das, was man noch euphorisch die ’sexuelle Revolution‘ nannte, und was heute in Porno-Filmen in Sat.1 und RTLplus seinen traurigen H\u00f6hepunkt erreicht hat. Wir erhielten also gr\u00fcnes Licht f\u00fcr die Serie „Die Frauen dieser Welt“, die mit insgesamt 26 Folgen zum Verkaufsschlager wurde.“
\nAuch andere europ\u00e4ische Zeitungen und Zeitschriften \u00fcbernehmen die Reportagen von Troeller \/Deffarge, wie Le Monde, The Observer, R\u00e9alit\u00e9, Le Monde Diplomatique. Das Team hat erreicht, was es sich vorgenommen hatte: so erfolgreich zu sein, da\u00df es sich nicht mehr an den Vorgaben meinungsbildender Renommierbl\u00e4tter zu orientieren brauchte, um als „gute Journalisten“ zu gelten. Troeller hat selbst erfahren, wie Journalisten und ihre Berichterstattung manipuliert werden k\u00f6nnen.
\n„Wir kamen aus dem Nordjemen zur\u00fcck, wo die Royalisten gegen die Republikaner k\u00e4mpften. Dort hatten wir El Badr, den totgesagten Imam interviewt und waren vier Wochen lang durch royalistisches Gebiet geritten. Wir waren die ersten und lange Zeit die einzigen Journalisten in diesem Gebiet. Der Stern konnte nicht sofort mit der Serie \u00fcber den Nordjemen beginnen, aber der Observer hatte schon einen Artikel von uns ver\u00f6ffentlicht und die Redaktion meinte, man solle wenigstens in einem kurzen Artikel die Brisanz unserer Erfahrungen ank\u00fcndigen. Ich schrieb also den gew\u00fcnschten Artikel und fuhr anschlie\u00dfend nach Paris. Als ich zur\u00fcckkam, traute ich meinen Augen nicht. Der Bericht war v\u00f6llig ver\u00e4ndert worden. Nichts stimmte mehr. Was war geschehen? Der zust\u00e4ndige Redakteur hatte Newsweek und New York Times gelesen, sich mit Reuters, AFP, dpa und den arabischen Agenturberichten, wie er meinte, klug gemacht und genau das Gegenteil dessen zu Papier gebracht, was ich geschrieben hatte, obwohl er wu\u00dfte, da\u00df wir die einzigen waren, die vor Ort recherchiert hatten. Es kam ihm nicht in den Sinn, sich zu fragen, ob diese Medien nicht benutzt w\u00fcrden, um ‚Meinung zu machen‘.“<\/p>\n

Im Jemen: Der erste Film<\/h3>\n

„Warum wir in den Nordjemen kamen, ist eine Erkl\u00e4rung wert. Wir hatten uns im Auto auf den Weg gemacht, um eine Serie \u00fcber den Nahen Osten zu schreiben und waren in Beirut angekommen. In unserem Hotel wohnte auch Eric Rouleau, ein Freund, der f\u00fcr Le Monde arbeitete. Er war mit drei Reportern von Life verabredet, die gerade aus dem Jemen zur\u00fcckgekommen waren, und wir schlossen uns ihm an.
\nDa sa\u00dfen nun diese drei jungen M\u00e4nner und beklagten sich: Sie hatten es ohne Schwierigkeiten bis zur jemenitischen Grenze geschafft, denn Saudiarabien wollte der Welt\u00f6ffentlichkeit unbedingt zeigen, da\u00df der Imam El Badr nicht, wie von den Republikanern behauptet, umgekommen war, sondern pers\u00f6nlich den Kampf der Bergst\u00e4mme anf\u00fchrte. Als die Life-Reporter an der Grenze von Jemeniten in Empfang genommen und in einen Jeep der Royalisten gesetzt worden waren, wollten sie doch erst einmal sehen, wie das Vehikel, dem sie ihr Leben anvertrauen sollten, beschaffen war. Sie stellten fest, da\u00df es technische M\u00e4ngel hatte und da\u00df auch die Reifen ohne Profil waren und wom\u00f6glich nach wenigen Kilometern platzen w\u00fcrden. Daraufhin beschlossen sie, die Reise abzubrechen und nach Beirut zur\u00fcckzukehren. Und hier sa\u00dfen sie nun, im besten Hotel, entt\u00e4uscht, aber \u00fcberzeugt, das einzig Richtige getan zu haben.
\nIhr Versagen gab uns die Chance, in den Nordjemen zu gelangen. Am n\u00e4chsten Tag gingen wir zur saudiarabischen Botschaft. Unsere Argumentation war einfach: ‚Was die Life-Korrespondenten verpatzt haben, k\u00f6nnen wir wieder gutmachen. Der Stern ist ebenso wichtig wie Life; gebt uns ein Visum und wir berichten \u00fcber El Badr und seine Gefolgsleute.‘ In wenigen Minuten hatten wir das Visum. Sogar der Botschafter empfing uns, um uns eine gute Reise zu w\u00fcnschen, und zwei Tage sp\u00e4ter waren wir an der jemenitischen Grenze. Dort warteten 4.000 Krieger auf uns und schrien ‚Long live Life‘. So sollten sie die Amerikaner begr\u00fc\u00dfen, aber wir kl\u00e4rten das Mi\u00dfverst\u00e4ndnis auf. ‚Long live Stern‘, t\u00f6nte es dann aus allen Kehlen.
\nNach vier Wochen kamen wir nicht nur mit einer guten Reportage zur\u00fcck, wir hatten auch einen Film gedreht, unseren ersten. Er lief im franz\u00f6sischen Fernsehen in der Sendereihe Cinq Colonnes a la Une unter dem Titel „Une Fran\u00e7aise chez les Guerriers du Yemen“.“<\/p>\n

Eurozentrismus verlernen<\/h3>\n

Die eurozentrische Sichtweise sei auch f\u00fcr ihre Arbeit lange Zeit bestimmend gewesen, meint Troeller. Einige Erlebnisse aber haben ihr Weltbild entscheidend ver\u00e4ndert und ihnen das Verh\u00e4ngnisvolle am europ\u00e4ischen \u00dcberlegenheitsgef\u00fchl bewu\u00dft gemacht.
\n„Es geschah vor etwa 20 Jahren. Die schwarze Bev\u00f6lkerung des S\u00fcdsudan hatte sich gegen die Herrschaft des arabischen Nordens erhoben. Wir wollten einen Film bei den Rebellen drehen und mu\u00dften heimlich von Uganda in den Sudan geschleust werden. Sieben M\u00e4nner und vier Frauen vom Stamm der Kakua erwarteten uns am Ufer des Flusses, der hier die Grenze bildet. Die Frauen trugen nur Lendenschurze. Der Rest ihrer ‚Bekleidung\u2019 bestand aus rituellen Narben. Wir mu\u00dften durch den Flu\u00df schwimmen. Die Frauen nahmen Marie-Claude in ihre Mitte, die M\u00e4nner schwammen neben mir. Es gab Komplikationen mit Treibholz und Krokodilen, und wir konnten nur mit gr\u00f6\u00dfter Anstrengung ans andere Ufer gelangen. Dort umarmten wir uns. Eine r\u00fchrende Szene, die nach Br\u00fcderschaft aussah. Anschlie\u00dfend wurde im Wald gegessen, aber da waren wir wieder getrennte Gruppen. Wir sa\u00dfen auf einer Zeltbahn und unsere Begleiter hockten 20 Meter entfernt auf dem Boden. Obwohl wir sie immer wieder aufforderten, sich zu uns zu setzen, lehnten sie ab. Am n\u00e4chsten Tag war es nicht anders. Doch diesmal machten wir nicht den Fehler, sie zu bitten, sondern nahmen unser Essen und setzten uns zu ihnen. Die Diskussion, die hierdurch ausgel\u00f6st wurde, dauerte die ganze Nacht.
\nSie hatten uns das Leben gerettet, doch mit uns zu essen, das glaubten sie nicht zu d\u00fcrfen. Einer so intimen Beziehung f\u00fchlten sie sich nicht w\u00fcrdig. Nach langem Gespr\u00e4ch kam es an den Tag: Sie waren \u00fcberzeugt, keine richtigen Menschen zu sein, h\u00f6her entwickelte Affen vielleicht. Aber Menschen nicht. Noch nicht. Das hatten Missionare ihnen gesagt. Dieses ‚Noch-nicht-Sein‘, als Vorbild aufgezwungen, gepredigt oder vorgelebt, diktiert ihr Verhalten. Verinnerlichung der vom Westen geformten und dank seiner materiellen \u00dcberlegenheit akzeptierten \u00dcberzeugung, da\u00df die menschliche Entwicklung nur in eine Richtung gehen k\u00f6nne: in die von Europa vorgezeichnete. Im S\u00fcdsudan wurde dies in dramatischer Weise erlebt und ausgesprochen.
\nWir hatten uns einiges \u00fcber die Kakua angelesen. Ein paar italienische Missionare, ein englischer Ethnologe und zwei wei\u00dfe S\u00f6ldner waren hier gewesen. Die Missionare hatten erkl\u00e4rt, da\u00df alle Schwarzen mit unsichtbaren Affenschw\u00e4nzen auf die Welt k\u00e4men, die erst abfielen, wenn sie sich taufen lie\u00dfen. Erst dann k\u00f6nnten sie sich langsam zu wahren Menschen entwickeln. Auch Lesen und Schreiben m\u00fcssten sie zun\u00e4chst einmal lernen. Die Regierung in Khartum hatte die Missionare vertrieben und die Islamisierung des S\u00fcdens befohlen. Wieder wurde den Kakua gesagt, da\u00df sie keine Menschen seien, solange sie Mohammeds Lehren nicht befolgten. Viele wurden zwangsbekehrt. Auf Widerspenstige wurde Jagd gemacht wie auf wilde Tiere. Die Fragen des Ethnologen waren wie richterliche Verh\u00f6re im Ged\u00e4chtnis haften geblieben. Der Einflu\u00df der S\u00f6ldner hingegen war eher ein guter, denn sie waren gekommen, um diesen Menschen zu helfen, ihre Lebensart zu erhalten. Sie hatten den M\u00e4nnern beigebracht, mit modernen Waffen umzugehen.
\nAll das wurde uns in dieser Nacht erz\u00e4hlt und immer wieder hie\u00df es: Was haben wir nur getan? Welche Schuld haben wir auf uns geladen? Warum haben uns b\u00f6se M\u00e4chte so arg mitgespielt?
\nSolche Fragen waren vor der Ankunft der Araber und Europ\u00e4er nicht gestellt worden. Es hatte Nachbarn gegeben, die anders waren, etwas heller oder dunkler, vielleicht t\u00fcchtiger im Jagen oder weniger vertraut mit den Tieren. Sie hatten ihre T\u00e4nze und Sitten und man hatte seine eigenen. Man konnte von anderen lernen, aber Vorbild waren sie nicht. Mit dieser Arroganz traten erst die Araber und Europ\u00e4er auf. Aus dem ‚Nicht-so-sein‘ wie andere wurde das ‚Noch-nicht-so-sein‘.“<\/p>\n

Scherzverwandtschaft<\/h3>\n

„Was konnten wir mit dieser Erkenntnis anfangen? Worte k\u00f6nnen Situationen kl\u00e4ren, aber Verhalten nicht \u00e4ndern. Durch Zufall hatten wir die einzige Beziehung hergestellt, die das Minderwertigkeitsbewu\u00dftsein aufheben konnte: die ‚Scherzverwandtschaft‘. Sie ist in vielen Kulturen \u00fcblich. Durch Scherze, Bl\u00f6deleien und Schabernacks werden Situationen geschaffen, in denen niemand sich mehr ernst nimmt oder ernst genommen werden will. Wir nennen sie ‚Wilde‘ und ‚Neger‘, sie uns ‚Besserwisser‘ und ‚Imperialisten‘. Alle Vorurteile werden ausgesprochen und direkt auf die Person bezogen. Schon nach wenigen Tagen haben all diese Vorurteile ihren Sinn verloren. Jeder ist gleich viel wert. Der Einfallsreichtum unserer ‚Scherzverwandtschaft‘ wuchs t\u00e4glich. Als wir auch noch L\u00e4use kriegten und uns t\u00e4glich lausten, war der Mythos von der menschlichen \u00dcberlegenheit der Wei\u00dfen dahin. Die Kakua konnten uns als Gleiche in ihre Familie aufnehmen, und geweint haben wir alle, als wir uns nach sechs Wochen trennen mu\u00dften.
\nFast \u00fcberall konnte in traditionellen Gesellschaften ein partnerschaftliches Verh\u00e4ltnis nur dank der scherzhaften \u00dcberspitzung der Vorurteile hergestellt werden. Oft ging die Initiative von ihnen aus, zaghaft immer, aber wenn man einmal ein Gesp\u00fcr daf\u00fcr hat, kann einem die Absicht nicht entgehen. Es ist ein Angebot der Freundschaft und jedesmal geht Erleichterung durch die Gruppe, wenn man zur\u00fcckfrotzelt und damit kundtut, da\u00df die angebotene Verwandtschaft akzeptiert wird.“<\/p>\n

\u00dcber das Filmen<\/h3>\n

„Filmen kann man unter solchen Bedingungen, ohne f\u00fcrchten zu m\u00fcssen, etwas zu verf\u00e4lschen. Die Kamera geh\u00f6rt zum ‚Scherzverwandten\u2019 genauso wie sein Arm und seine Augen. Er nimmt durch das Objektiv am t\u00e4glichen Geschehen teil. Aber stellen darf man keine Szene, wiederholen, was eindrucksvoll und typisch scheint. Dann f\u00fchlen sich die Beteiligten wieder unter Aufsicht, als Objekt, und keine Bewegung stimmt mehr. Ja, es zerst\u00f6rt sogar das Vertrauensverh\u00e4ltnis, das sich langsam entwickelt hat. Pl\u00f6tzlich wird die Kamera eine Autorit\u00e4t, die diktiert, was getan werden soll – und sogar wie. Deshalb lasse ich nie eine Szene stellen. Sie kann die Realit\u00e4t nicht wiedergeben, sie wird zum Theater – nicht nur in traditionellen Gesellschaften, sondern \u00fcberall.
\nIch arbeite mit einer leichten Kamera, die ich unterwegs fast nie aus der Hand lege. Ich bin der ‚Mann mit dem gro\u00dfen Auge‘. Ich benutze auch nie ein Stativ. Es erlaubt vielleicht sch\u00f6ne Bilder und gekonnte Effekte, aber um die Wirklichkeit einzufangen, m\u00fc\u00dften die drei Beine unsichtbar sein und laufen k\u00f6nnen. Ich nehme auch nie Licht mit. Wenn es dunkel wird, setzt man sich gem\u00fctlich hin und plaudert. Dann erf\u00e4hrt man mehr als in gut gef\u00fchrten Interviews.“
\nAuch die Tatsache, da\u00df sie immer nur in einem kleinen Team unterwegs sind und nie als ‚das Fernsehen‘ auftreten, beschreibt Troeller als wichtige Voraussetzung, um Kontakte herzustellen und eine vertrauensvolle Atmosph\u00e4re zu schaffen. Er hat fr\u00fch die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, da\u00df das Team aus einem Mann und einer Frau besteht. „Als Mann“, sagt er, „bekomme ich kaum Kontakt zu den Frauen, so da\u00df mir Einsichten und Erkenntnisse \u00fcber die H\u00e4lfte der Menschheit verborgen bleiben w\u00fcrden.“<\/p>\n

Noch-nicht-so-sein<\/h3>\n

„Unser immer noch schwelender Eurozentrismus wurde durch ein anderes Erlebnis endg\u00fcltig ersch\u00fcttert.
\nWir hatten das Gl\u00fcck, den Jemen zu besuchen, bevor das Land sich der Au\u00dfenwelt \u00f6ffnete. Kontakte zu ihren Nachbarn pflegten die Jemeniten zu haben, doch niemand hatte sie erobert und ihnen seine Kultur als die bessere aufgezwungen. Wir standen Menschen gegen\u00fcber, die keinen Grund hatten, ihre Lebensart zu rechtfertigen. Was sie taten, war richtig und was wir taten, akzeptierten sie als unsere Eigenart. Wir handelten verschieden, doch wir waren Gleiche. Kein Jemenit sch\u00e4mte sich, dem get\u00f6teten Feind die Ohren abzuschneiden, und niemanden erstaunte es, da\u00df wir uns die Z\u00e4hne mit B\u00fcrsten putzten. Wir filmten, sie schossen, wir schrieben, sie bestellten ihre \u00c4cker, tanzten und gingen ihren Gesch\u00e4ften nach.
\nAuch die Scherzverwandtschaft war hier sehr beliebt. Aber sie hatte nicht die gleiche Funktion wie im Sudan. Es ging nicht darum, Minderwertigkeitsgef\u00fchle abzubauen, sondern darum, Unterschiede spielerisch zu \u00fcberbr\u00fccken.
\nFilmen war ein Vergn\u00fcgen. Ich legte an, genau wie sie mit ihren Gewehren. Nur bei mir knallte es nicht. Ich brauchte halt ein gro\u00dfes Auge, um besser sehen zu k\u00f6nnen. Und da die Jemeniten noch nie einen Film gesehen hatten, sich noch nie mit anderen vergleichen mu\u00dften, konnten sie gar nicht anders sein als sie selbst.
\nIm Gegensatz zu den Kakua, die zu Minderwertigen gestempelt worden waren und sich als solche f\u00fchlten, waren die Jemeniten mit sich selbst zufrieden, ja stolz, so gute Krieger, Bauern und Moslems zu sein. Gottes Lieblinge sozusagen, genau wie wir.
\nZehn Jahre sp\u00e4ter kamen wir in den Jemen zur\u00fcck. Das Ergebnis der \u00d6ffnung, der ‚Modernisierung‘, war ersch\u00fctternd. Diesmal mu\u00dften wir Scherzverwandtschaft wie im Sudan spielen, um mit alten Bekannten noch verkehren zu k\u00f6nnen. Filmen war schwer geworden. Wenn wir die Kamera hoben, winkten sie erst einmal ab, verschwanden im Haus und kamen in ihren besten Kleidern zur\u00fcck. Was nach den eingef\u00fchrten Kriterien arm und r\u00fcckst\u00e4ndig wirkte – und das war jetzt ihr ganzes Leben – besch\u00e4mte sie.
\nFr\u00fcher hatten sie keine Armut gekannt, und auch jetzt gab es noch genug zu essen, aber sie f\u00fchlten sich verarmt. Auch ihre Gesten stimmten nicht mehr, und was sie sagten, klang falsch. Bewu\u00dftsein hatte sich eingeschlichen, das Bewu\u00dftsein n\u00e4mlich, ’noch nicht zu sein‘ wie Zivilisierte laut Muster sein sollten.
\nDas hatte die Modernisierung geschafft, die auch wir 1962 noch bef\u00fcrwortet hatten. Damals berichteten wir \u00fcber die Revolution der Milit\u00e4rs und hatten noch alle g\u00e4ngigen Vorurteile im Kopf: ein feudales System, ein mittelalterlicher Herrscher, sein Sturz war nur zu begr\u00fc\u00dfen. Endlich konnte das Land ins 20. Jahrhundert gef\u00fchrt werden und sich der Welt \u00f6ffnen. Selbstverst\u00e4ndlich ergriffen wir Partei f\u00fcr die Revolution\u00e4re und berichteten so \u00fcberzeugend, da\u00df die Bundesrepublik als erster westlicher Staat die Arabische Republik Jemen anerkannte.
\nEin Jahr sp\u00e4ter hatten wir das Gl\u00fcck, anstelle der Life-Reporter zu den Royalisten zu kommen, die die Republik bek\u00e4mpften, und wenige Monate danach wieder zu den Revolution\u00e4ren zur\u00fcckzukehren. Und langsam begannen wir zu begreifen: Wir hatten es keineswegs mit einer r\u00fcckst\u00e4ndigen Gesellschaft zu tun. Die sechs Millionen Einwohner lebten zwar nicht im \u00dcberflu\u00df, aber sie hatten alles, was sie brauchten. Die Architektur war prachtvoll, reiner Luxus. Wir hatten gelesen, da\u00df die meisten Jemeniten Analphabeten seien, doch die kleinsten gesch\u00e4ftlichen Vereinbarungen wurden auf Papier festgehalten. Nur gab es keine Institution, die, wie bei uns die Schule, das Monopol der Wissensvermittlung hat. Man lernte von den Eltern, was man zum Leben brauchte. Es gab keine Armen, keine Bettler, keine Slums. Der Binnenmarkt deckte alle Bed\u00fcrfnisse der Bev\u00f6lkerung. Dennoch hatten wir f\u00fcr die Revolution Partei ergriffen. Wir glaubten an das, was im Westen als Fortschritt gilt.
\nZehn Jahre sp\u00e4ter war die Landwirtschaft ruiniert, \u00fcberall herrschte Korruption, pr\u00e4chtige Bauten waren dem Erdboden gleichgemacht worden, um Stra\u00dfen f\u00fcr die jetzt eingef\u00fchrten Autos zu bauen und moderne Hotels f\u00fcr Touristen. Auch das Berufsethos fiel dem ‚Fortschritt‘ zum Opfer. Fr\u00fcher sorgten strenge Regeln f\u00fcr die Sicherung der Chancengleichheit. Alle Mitglieder eines Berufsstandes hatten die gleichen Rechte und Pflichten. Von jetzt an entschied allein die Konkurrenz. Was wir zun\u00e4chst als Beginn der ‚Entwicklung‘ gefeiert hatten, war in Wirklichkeit der Beginn der Unterentwicklung.“<\/p>\n

Verarmungshilfe<\/h3>\n

„Es fiel uns wie Schuppen von den Augen und wir pr\u00e4gten den Begriff der ‚Vor-Unterentwicklung‘. So bezeichneten wir einen Zustand, in dem die Wirtschaft eines Landes ausschlie\u00dflich auf die Bed\u00fcrfnisse der Bev\u00f6lkerung ausgerichtet ist. Erst wenn ein Land in den Welthandel eingeklinkt wird, wenn seine Wirtschaft den Gesetzen des Weltmarkts ausgeliefert ist, erst dann beginnt jener Proze\u00df, den wir heute Unterentwicklung nennen.
\nDiesem Aspekt der ‚Unterentwicklung durch Modernisierung‘ widmeten wir eine ganze Fernseh-Reihe, der wir den Titel „Im Namen des Fortschritts“ gaben. Die unaufhaltsam fortschreitende kulturelle und wirtschaftliche Verarmung der Massen in den sogenannten Entwicklungsl\u00e4ndern best\u00e4tigt unsere damaligen Analysen.
\nDer real-existierende Sozialismus hat Pleite gemacht. Er war ja nichts anderes als ein Staatskapitalismus, der nicht weniger fortschrittss\u00fcchtig war als der real-existierende Kapitalismus und sich ebensowenig um das Wohl der Menschen k\u00fcmmerte. Da\u00df der Kapitalismus jetzt triumphierend seinen Sieg feiert, ist ein Hohn, denn seinen Erfolg im Norden der Erde zahlen zwei Drittel der Menschheit mit fortschreitender Verarmung und mit Millionen von Hungertoten. Nicht von ungef\u00e4hr sprechen Autoren der Dritten Welt von einem schleichenden Holocaust.“<\/p>\n

Beziehungen und Zusammenarbeit<\/h3>\n

Das Weltbild von Troeller\/Deffarge wurde nicht nur durch eigene Erfahrungen und Recherchen gepr\u00e4gt. Sie hatten auch das Gl\u00fcck, Menschen zu begegnen, die ihnen halfen, diese zu ordnen. Die wichtigsten sind Fran\u00e7ois Partant, Ingrid Becker-Ross, Ivan Illich, Francisco Juli\u00e3o, Silvia Perez Vitoria, Marie-Christine Aulas. Sie waren oft Mitarbeiter und wurden zu Freunden.
\nFran\u00e7ois Partant war entscheidend an den ersten Filmen der Reihe „Im Namen des Fortschritts“ beteiligt. Ingrid Becker-Ross hat alle Filme der Reihen „Frauen der Welt“ und „Kinder der Welt“ mitgestaltet, und bei etlichen Filmen der Reihe „Im Namen des Fortschritts“ war sie ebenfalls beteiligt.
\n1974 trennen sich Troeller\/Deffarge. Marie-Claude Deffarge geht nach Paris, sie arbeiten aber bis zu ihrem Tod 1984 weiter zusammen.
\nMittlerweile ist Ingrid Becker-Ross Troellers Lebensgef\u00e4hrtin geworden und, obwohl Troeller immer behauptet hatte, er habe mit der Ehe wenig im Sinn, heiraten sie 1986.<\/p>\n

„Wir reisen ja nicht, um festzustellen, da\u00df unsere Thesen stimmen“<\/h3>\n

Da\u00df die gemeinsam erarbeiteten Thesen, auf denen die Aussagen der Filme basieren, hinterfragt und korrigiert werden m\u00fcssen, beschreibt Troeller so:
\n„An Ort und Stelle gehen wir davon aus, da\u00df sich vieles ver\u00e4ndert hat, die erarbeitete Dokumentation oder die bisherigen Erfahrungen m\u00f6glicherweise \u00fcberholt sind. Wir gehen ja nicht auf Reisen, um festzustellen, da\u00df unsere Thesen stimmen. Wir k\u00f6nnen durchaus verwirrt sein, wenn unsere Arbeitshypothesen nicht stimmen, aber wir sind nicht ungl\u00fccklich dar\u00fcber. Uns geht es darum, aus neuen Situationen Neues zu lernen.
\nIn Tansania zum Beispiel haben sich unsere Ausgangsthesen nicht best\u00e4tigt. Bei unserem ersten Besuch 1964 hatte uns Tansania begeistert. Zehn Jahre sp\u00e4ter, als wir den Film „Zum Teufel mit der Schule“ drehen wollten, machte es uns traurig. Die wirtschaftliche Lage, die menschlichen Beziehungen, die Korruption – alles war jetzt katastrophal. Daran konnten auch die gutgemeinten Schulversuche in den Ujama-D\u00f6rfern nichts \u00e4ndern. Wir haben daraus gelernt, da\u00df eine soziale Ver\u00e4nderung nicht zu erzielen ist, solange das Wirtschaftssystem nicht ver\u00e4ndert wird. Deshalb mu\u00dfte die Schulreform, die Nyerere in Angriff genommen hatte, scheitern. Wir haben das sehr deutlich gesagt, auch wenn wir dar\u00fcber nicht gl\u00fccklich waren. Nach diesem Film wurden wir von Nyerere-Fans heftig angegriffen. Aber sollten wir einem Mythos aufsitzen? Uns schien es wichtiger, zu zeigen, was wir gelernt hatten: da\u00df eine Gesellschaft sich nicht ver\u00e4ndern kann, wenn das Wirtschaftssystem und die Beziehungen zu den reichen L\u00e4ndern die gleichen bleiben. Nyerere war der Gefangene einer neuen Bourgeoisie geworden, die ihre Privilegien ausbaute, anstatt an das Wohl der Bev\u00f6lkerung zu denken.“<\/p>\n

Erste Filme – erste Probleme<\/h3>\n

Das Filmen begann f\u00fcr Troeller\/Deffarge eigentlich durch Zufall. Sie machten eine Reportage bei den Turkmenen an der sowjetisch-iranischen Grenze. Troeller hatte eine kleine Filmkamera dabei, w\u00e4hrend Marie-Claude Deffarge fotografierte. Als sie die Ergebnisse ihrer Arbeiten verglichen, wurde ihnen klar, da\u00df sie sich mehr aufs Filmen verlegen sollten.
\n„Die Fotos waren sch\u00f6n, ja, hinrei\u00dfend, aber sie unterschlugen die Realit\u00e4t. Der Film hingegen verheimlichte nichts: die Kr\u00f6pfe, das Elend, die aufgetriebenen Leiber. Mit dem Fotoapparat sucht man in erster Linie das \u00e4sthetische Bild, das Besondere, den Reiz des Lichts. Mit der Filmkamera hingegen muss man auch mal die Gesamtheit zeigen, und dann entdeckt man, was sch\u00f6ne Bilder oft verdecken: die Wirklichkeit. Von nun an nahm ich immer eine Filmkamera mit und so entstanden in Zusammenhang mit den Fotoreportagen f\u00fcr den Stern eine ganze Reihe von Filmen.“
\nEinige werden von der BBC ausgestrahlt (Jemen, Dhofar, S\u00fcdsudan), aber Hauptabnehmer ist das franz\u00f6sische Fernsehen. Die Zusammenarbeit l\u00e4uft problemlos, bis Troeller\/ Deffarge 1972 einen Film in Madagaskar drehen, einer fr\u00fcheren franz\u00f6sischen Kolonie. In ihrem Film gehen sie nicht nur auf die aktuelle Situation, sondern auch auf die Folgen der Kolonisation ein und lassen Menschen zu Wort kommen, die direkt davon betroffen waren.
\n„So erz\u00e4hlt ein Mann vom Volk der Antandroy, zu welchen Exzessen die Logik der Kolonisierung f\u00fchren kann. Dank eines Riesenkaktus, dem Rakket, hatten die Antandroy f\u00fcr sich und ihre Rinderherden eine optimale Existenzm\u00f6glichkeit gefunden. Die Menschen ern\u00e4hrten sich von den Fr\u00fcchten der Kakteen und von der Milch und dem Fleisch ihrer Tiere. W\u00e4hrend der Trockenzeit konnten die Rinder dank der saftigen Kakteen \u00fcberleben. Aus der Sicht der Kolonialherren hatte dieses System einen grundlegenden Fehler: die Antandroy hatten es nicht n\u00f6tig, f\u00fcr Fremde zu arbeiten. Und da sie Dickk\u00f6pfe sind, konnte auch die Kopfsteuer sie nicht dazu bewegen. Sie versteckten sich einfach im Labyrinth ihrer Kakteenfelder, aus denen selbst die gef\u00fcrchteten Kolonialtruppen aus dem Senegal sie nicht vertreiben konnten. Daraufhin f\u00fchrten die Franzosen ein Insekt ein, die Schildlaus. Innerhalb von zwei Jahren zerst\u00f6rte sie alle Kakteen der Gegend. 300.000 Rinder starben. Eine Hungersnotbrach aus, die bis heute anh\u00e4lt.
\nIn Frankreich war der amerikanische Einsatz von Entlaubungsmitteln in Vietnam heftig kritisiert worden. Da\u00df aber die Franzosen selbst schon Jahrzehnte vorher \u00e4hnliche Mittel angewandt hatten, um die Lebensgrundlage eines Volkes zu zerst\u00f6ren, durfte im franz\u00f6sischen Fernsehen nicht gesagt werden.“
\nDer Film „Die Revolution der kleinen Leute“, 1972 in Madagaskar gedreht, wird abgelehnt. Troeller\/Deffarge kommen auf eine ‚Schwarze Liste‘ und k\u00f6nnen anschlie\u00dfend keine Filme mehr im franz\u00f6sischen Fernsehen unterbringen.<\/p>\n

Keine Zeit zum Tr\u00e4umen: Film – Bild \u2013 Kommentar<\/h3>\n

Seit 1970 widmet sich Troeller ausschlie\u00dflich dem Film. Damit verbinden sich andere Arbeitsweisen, aber auch andere Anspr\u00fcche und Erwartungen seitens des Publikums.
\n„Ich hatte als schreibender Journalist begonnen, aber sehr bald erkannt, da\u00df die Dritte Welt mit Worten allein nicht darzustellen ist. Bilder sind notwendig. Also begannen wir, unsere Berichte mit Fotografien zu illustrieren und landeten beim Stern.
\nF\u00fcr eine Reportage waren wir meist vier bis sechs Wochen unterwegs und konnten anschlie\u00dfend schreiben, soviel wir wollten: vier bis sieben Folgen, je nachdem, wieviel Material wir mitbrachten. F\u00fcr jede brauchten wir ein paar ’starke Aufmacherfotos‘, um die Leser neugierig zu machen, und mehrere Bilder f\u00fcr den Text. Diese mu\u00dften keineswegs belegen, was im Text stand. Sie waren haupts\u00e4chlich der Beweis, da\u00df wir vor Ort gewesen waren und gewissenhaft recherchiert hatten.
\nDie Fernsehnorm f\u00fcr Dokumentarfilme hingegen stellt mich vor Anforderungen, die kaum zu bew\u00e4ltigen sind. Da soll in 45 – und neuerdings sogar in nur 30 Minuten – schl\u00fcssig belegt werden, was in langen Recherchen ermittelt wurde. Vor allem sollen auch noch die Bilder das beweisen, was im Kommentar gesagt wird. Da ich grunds\u00e4tzlich keine Szene stelle, kommt es schon vor, da\u00df sich Bild und Text nicht gegenseitig belegen. Bei Reiseberichten oder Propagandafilmen ist das einfach, bei wirtschaftlichen und politischen Analysen hingegen ganz unm\u00f6glich.
\nMan wirft mir auch vor, zu dicht zu texten, den Kommentar zu \u00fcberladen. Die Puristen sind der Meinung, da\u00df ein Dokumentarfilm haupts\u00e4chlich von der Aussagekraft des Bild- und Tonmaterials leben sollte und deshalb letztlich auf den Kommentar verzichten m\u00fc\u00dfte. Wenn ich einen Film \u00fcber die Bundesrepublik drehen w\u00fcrde, wo die Zuschauer mit der Situation vertraut sind, w\u00fcrde auch ich vermutlich weniger sagen. Wenn es jedoch um Fremdes, um die Problematik der Dritten Welt geht, werden kommentarlos ablaufende Bilder die bestehenden Vorurteile nur untermauern. Das hei\u00dft, da\u00df der Zuschauer das wenige, das er auf diesem Gebiet wei\u00df, auf die Bilder projiziert und sich in seinen Vorurteilen best\u00e4tigt f\u00fchlt. Wenn zum Beispiel ein Landarbeiter im Nordosten Brasiliens von der Misere seiner zehnk\u00f6pfigen Familie spricht und sagt, da\u00df sie langsam verhungern, dann muss ich die Zusammenh\u00e4nge erkl\u00e4ren, die f\u00fcr das Elend verantwortlich sind, sonst n\u00e4mlich sagt sich der Zuschauer: der soll mehr arbeiten und nicht so viele Kinder zeugen, der ist doch selbst an seinem Elend schuld. Ich mu\u00df auch erkl\u00e4ren, da\u00df dieser Mann und seine Familie tats\u00e4chlich chronisch unterern\u00e4hrt sind, denn Unterern\u00e4hrung sieht man den Menschen meist nicht an.
\nOder in einem Fl\u00fcchtlingslager in Mosambik. Was soll ich da filmen? Die Menschen sind einfach kaputt. Seelisch und k\u00f6rperlich. Unsere Bilder k\u00f6nnen das kaum vermitteln. Menschliches Leid stellt sich in jedem Kulturkreis anders dar. Dort weniger deutlich f\u00fcr uns, denn unsere Lebensbedingungen, unsere Erwartungen sind nicht \u00fcbertragbar. Auch das mu\u00df gesagt werden.
\nIn einem Kino in Paris lief einmal unser Film \u00fcber den Iran „Die Wei\u00dfe Revolution“. Nach der Vorf\u00fchrung rief eine Zuschauerin: ‚Das ist unertr\u00e4glich. Ihr la\u00dft uns keine Zeit, \u00fcber den Bildern zu tr\u00e4umen.‘ Und Marie-Claude Deffarge antwortete: ‚Genau das ist unsere Absicht. Ihr sollt keine Zeit zum Tr\u00e4umen haben. Dann n\u00e4mlich steigen in euch jene Klischees auf, die die Regenbogenpresse und andere Medien euch in den Kopf gesetzt haben. So zu tr\u00e4umen hei\u00dft, sich der Wirklichkeit zu entziehen.\u2019
\nEs hei\u00dft auch immer wieder, wir sollten die Menschen in unseren Filmen mehr zu Wort kommen lassen und selbst weniger reden. Ich berichte aus einer Welt, die der Zuschauer nicht kennt, und die, \u00fcber die ich berichte, kennen die Welt des Zuschauers nicht und k\u00f6nnen sie ihm nicht erkl\u00e4ren. Ich hingegen kenne beide Welten und versuche, zu vermitteln. Wenn ich einen Indio in Peru frage, warum es seiner Familie so schlecht geht, dann wird er mir aus seinem begrenzten Lebensfeld heraus kaum schl\u00fcssige Antworten geben k\u00f6nnen. Frage ich ihn aber nach seinen t\u00e4glichen Problemen, wird er mir bis ins Detail seine Lebensumst\u00e4nde schildern k\u00f6nnen. Dieses Wissen vermittle ich im Kommentar aufs Wesentliche gek\u00fcrzt und stelle es zudem noch in den gesellschaftlichen und politischen Kontext. F\u00fcr lange Interviews fehlt leider die Zeit. Also kann ich sie nur in ihrem Alltag zeigen und erkl\u00e4ren, warum sie so leben. Ich sage nicht, da\u00df das die Ideall\u00f6sung ist, aber die Zuschauer sollten auch ein wenig Vertrauen in den Filmemacher setzen.“<\/p>\n

Drehgenehmigungen<\/h3>\n

„Filmemacher haben gegen\u00fcber schreibenden Journalisten noch einen anderen Nachteil: Sie brauchen eine Drehgenehmigung. Das gilt f\u00fcr die meisten L\u00e4nder der Dritten Welt. Vor dem Fernsehen haben die M\u00e4chtigen dieser L\u00e4nder eine gewaltige Angst. Sie haben sich n\u00e4mlich mit Leib und Seele dem westlichen Fortschrittsmodell verschrieben und geben keine Ruhe, solange sie aus ihrem Volk nicht Karikaturen der ehemaligen Kolonialherren gemacht haben. Wer Barf\u00fc\u00dfige filmt, verletzt die Ehre des Landes. Nur wenn man die Kamera auf das h\u00e4lt, was die Herrschenden f\u00fcr modern halten: Gesch\u00e4ftsstra\u00dfen, Wolkenkratzer, schlagkr\u00e4ftige Armeen, B\u00fcrger in westlichem Outfit und Bauern mit Krawatte, gilt man als ‚objektiver Filmemacher‘. Um sicher zu sein, da\u00df man nicht filmt, was ihrer Meinung nach dem Ansehen des Landes schaden k\u00f6nnte, wird man meist von einem Beamten des jeweiligen Informationsministeriums begleitet. Aber das ist halb so schlimm. Entweder man legt ein derartiges Arbeitstempo vor, da\u00df er nach wenigen Tagen lieber im Auto schl\u00e4ft, als den Wachhund zu spielen, oder man bessert sein Gehalt ein wenig auf.
\nIn \u00c4gypten verlangte der Chef des Informationsministeriums mein ‚Ehrenwort als Gentleman‘, da\u00df ich ohne Begleiter nicht filmen w\u00fcrde. Ich gab es freim\u00fctig und filmte anschlie\u00dfend auf Teufel komm raus. Ich konnte mir n\u00e4mlich unter den gegebenen Umst\u00e4nden nicht vorstellen, was dieser wichtige Herr unter ‚Gentleman‘ versteht und habe deshalb einen unserer sch\u00f6nsten Filme nach Hause gebracht. Selbstverst\u00e4ndlich protestierte die \u00e4gyptische Botschaft in Bonn nach der Ausstrahlung des Films.
\nUm in Indien filmen zu d\u00fcrfen, mu\u00df man unterschreiben, den Film vor der Ausstrahlung der Botschaft in Bonn vorzuf\u00fchren und allen eventuellen \u00c4nderungsw\u00fcnschen zu entsprechen. So wurde zum Beispiel ein Bericht der ARD \u00fcber Indira Gandhi dreizehnmal ver\u00e4ndert, bis nichts mehr \u00fcbrig blieb als reine Hofberichterstattung.
\nDie in Indien akkreditierten TV-Korrespondenten m\u00fcssen jeden Bericht, der l\u00e4nger als acht Minuten ist, der Zensur vorlegen. Auch ich unterschrieb vor einigen Jahren, da\u00df ich den Film der Botschaft vorlegen w\u00fcrde, tat es dann aber selbstverst\u00e4ndlich nicht. Ich wollte es auf einen Proze\u00df ankommen lassen, endlich einmal der \u00d6ffentlichkeit klar machen, mit welchen Schwierigkeiten TV-Korrespondenten in der Dritten Welt zu k\u00e4mpfen haben. Leider belie\u00df es die indische Botschaft bei einigen Drohanrufen bei Radio Bremen.“<\/p>\n

\u00dcber die Arbeit der Korrespondenten<\/h3>\n

„Ich kann mir einen solchen Eklat leisten, denn ich bin nicht gezwungen, noch einmal in Indien zu drehen. Aber wie steht es mit den dort akkreditierten Korrespondenten? Die m\u00fcssen sich mit Kritik zur\u00fcckhalten, sonst sind sie weg vom Fenster. Und das gilt f\u00fcr die meisten L\u00e4nder der Dritten Welt. Da\u00df die Korrespondenten und ihre Anstalten sich damit abfinden, ist selbstverst\u00e4ndlich. Sie haben keine Wahl. Da hat sich ein Mensch auf ein Land eingestellt, hat alles gelesen, die n\u00f6tigen Kontakte gekn\u00fcpft, eine sch\u00f6ne Wohnung und liebe Freunde, und nun soll er all das aufs Spiel setzen, indem er berichtet, was wirklich Sache ist? Wem kann man das schon zumuten? Die Anstalten sind ja einverstanden.
\nHier liegt einer der Gr\u00fcnde, weshalb sich unsere Filme so radikal von der \u00fcblichen Auslandsberichterstattung unterscheiden. Wir brauchen keine R\u00fccksichten zu nehmen. So wird vielleicht auch verst\u00e4ndlich, warum unsere Berichte von vielen Fernsehgewaltigen immer wieder als \u00fcberspitzt, verzerrt, dogmatisch, apodiktisch oder unsachgem\u00e4\u00df kritisiert werden. Sie enth\u00fcllen n\u00e4mlich beim genauen Hinsehen, da\u00df die festen Korrespondenten aus der Dritten Welt nur sehr beschr\u00e4nkt berichten k\u00f6nnen und das kostspielige Nachrichtennetz der Anstalten zwar schnelle Nachrichten, aber nur oberfl\u00e4chliche Analysen liefern kann oder darf.
\nPrintmedien haben die gleichen Probleme. Deshalb schicken sie hin und wieder einen Sonderkorrespondenten in die betreffenden Gebiete. Was der dann schreibt, kann dem akkreditierten Vertreter nicht angelastet werden, obwohl meist er es ist, der die brisanten Informationen liefert und so endlich einmal Dampf abl\u00e4\u00dft, ohne f\u00fcrchten zu m\u00fcssen, des Landes verwiesen zu werden.
\nAls eine Art ‚Sonderkorrespondenten‘ sollte man auch uns akzeptieren, anstatt uns vorzuwerfen, in ‚fremden Jagdgr\u00fcnden zu wildern‘.
\nUnsere Filme bringen manchmal sogar den lokalen Vertreter der ARD in Schwierigkeiten, denn sie werden ja im ersten Programm ausgestrahlt. Oft gen\u00fcgt dann der Hinweis, da\u00df wir gar nicht dazu geh\u00f6ren, sondern freie Mitarbeiter sind. Jedesmal, wenn es \u00c4rger gab, konnte dieses Argument den Korrespondenten zumindest entlasten. Deshalb stellen wir uns auch nie bei ihm vor oder bitten ihn um Hilfe. Er (oder sie) soll nicht mit uns in Verbindung gebracht werden k\u00f6nnen. Die Korrespondenten haben keinen einfachen Job.
\nHautnah erlebten wir das vor vielen Jahren in Indien, als wir eine Reportage f\u00fcr den Stern machten. Wir wohnten bei Hans-Walter Berg, dem damaligen Korrespondenten in Delhi. Er gab uns seine Informationen, die er jahrelang hatte zur\u00fcckhalten m\u00fcssen, und wir schrieben einen aufsehenerregenden Bericht. Kurz darauf fragte ihn ein Herr der Deutschen Botschaft in Delhi, ob er wisse, wen er beherbergt habe. ‚Gordian Troeller und Marie-Claude Deffarge‘ war seine Antwort. – ‚Sie irren, Troeller ist Bormann, der Stellvertreter des F\u00fchrers (Adolf Hitler). Die indische Regierung hat uns den Tip gegeben‘. Da konnte Hans-Walter Berg sich vor Lachen nicht mehr einkriegen, denn wir hatten uns schon als Kinder kennengelernt.“<\/p>\n

Der Mut des Redakteurs<\/h3>\n

Was die Redaktion von Radio Bremen immer wieder erstaunt, ist die gro\u00dfe Zahl von Zuschauerbriefen. Es gab Filme, da mu\u00dfte sie bis zu 1.500 Zuschriften bew\u00e4ltigen, davon waren die meisten positiv. Bemerkenswert scheint dabei vor allem, da\u00df es immer wieder hei\u00dft: „Wo nimmt Troeller den Mut her, so zu berichten, er soll um Gottes Willen so weitermachen, sich nicht unterkriegen lassen.“ Es wurden sogar Unterschriften gesammelt und Protestmeetings organisiert, als Troellers Position nach der Ausstrahlung des Films „Die Nachkommen Abrahams“ – einer kritischen Bewertung der israelischen Besatzungspolitik – gef\u00e4hrdet schien.
\n„Viele Zuschauer wissen also, da\u00df das, was sie allt\u00e4glich an Berichten serviert bekommen, nicht unbedingt ihrer Information dient. Sonst n\u00e4mlich w\u00fcrden sie nicht bef\u00fcrchten, da\u00df es Kopf und Kragen kosten kann, wenn man gegen diesen Informationsstrom anschwimmt.“
\nTroeller meint jedoch, da\u00df es nicht sein Verdienst ist, weiterhin im Programm zu sein. Das hat er vor allem Elmar H\u00fcgler, dem verantwortlichen Redakteur von Radio Bremen (1) zu verdanken, der trotz massiven Drucks zu seinem Autor steht.
\n„Seinen Mut sollten die Zuschauer w\u00fcrdigen. Mein Verdienst ist es lediglich, da\u00df ich nicht bereit bin, meine Filme der \u2019vorherrschenden Meinung‘ anzupassen und mich weigere, den fortschreitenden Verdummungs- und Entpolitisierungsproze\u00df zu unterst\u00fctzen. Ich versuche nur, die angeblich wertfreien und somit meist wertlosen Informationen wertend zu entmystifizieren.“<\/p>\n

Die entwicklungspolitische Diskussion und das ‚Scheitern der Modelle‘<\/h3>\n

„Weil ich keiner Partei angeh\u00f6re, ideologisch nicht so recht einzuordnen bin, gingen die meisten ‚Dritte-Welt-Theoretiker‘ zu mir auf Distanz. Auch weil ich mich an der theoretischen Diskussion nicht beteiligte, sondern mich damit begn\u00fcgte, an konkreten Beispielen aufzuzeigen, wie sehr die im Norden konzipierten Theorien im S\u00fcden in der Praxis versagten.
\nDa\u00df die gesamte ‚Entwicklungsstrategie‘ zur fortschreitenden Verarmung der betroffenen V\u00f6lker gef\u00fchrt hat, wird heute fast einm\u00fctig anerkannt. Man spricht vom ‚Scheitern der Modelle‘ und bedauert, da\u00df sich die Dritte Welt ‚jenseits theoretischer Begreifbarkeit‘ unterentwickelt hat.
\nOffensichtlich hat man einen der Wesensz\u00fcge der Entwicklungshilfe nicht ber\u00fccksichtigt, die Tatsache n\u00e4mlich, da\u00df sie Menschen zusammenf\u00fchrt, zwischen denen ein un\u00fcberbr\u00fcckbares Machtgef\u00e4lle besteht und deren Interessen nicht zu vereinbaren sind. Der D\u00fcnkel, Menschen anderer Kulturen ‚zu entwickeln‘, also dem Selbstbild anzupassen, kann doch nur dazu f\u00fchren, herk\u00f6mmliche \u00dcberlebensstrategien zu zerst\u00f6ren und selbst\u00e4ndige Initiativen im Keim zu ersticken.
\nDas ist im sogenannten Abendland seit wenigstens 500 Jahren Tradition. Zun\u00e4chst mu\u00dfte das Christentum daf\u00fcr herhalten, den \u00dcberlegenheitsanspruch des wei\u00dfen Mannes zu rechtfertigen. All jene, die nicht wie er an seinen angeblich einzig wahren Gott glaubten, erkl\u00e4rte er zu minderwertigen Gesch\u00f6pfen, zu Heiden, denen er das Heil bringen m\u00fcsse, hatte doch Gott den Christen aufgetragen, dies zu tun. So k\u00fcrte der wei\u00dfe Mann sich zur Krone der Sch\u00f6pfung und zum Retter der Menschheit.
\nDie Ergebnisse sind bekannt: Unter dem Schutz des Kreuzes w\u00fcteten Feuer und Schwert. Millionen wurden ermordet, Millionen wurden versklavt, und wer \u00fcbrigblieb, wurde getauft.
\nDas war das erste Entwicklungsmodell, das Europa, wo immer es konnte, der \u00fcbrigen Welt aufzwang. Es wurde dabei reich, die Bekehrten hingegen immer \u00e4rmer, vor allem kulturell.
\nIm Laufe der Zeit entdeckten die Europ\u00e4er, da\u00df der christliche Glaube die Welt doch nicht erkl\u00e4ren k\u00f6nnte. Wissenschaft und Rationalit\u00e4t traten an seine Stelle. Von nun an wurden sie ins Feld gef\u00fchrt, um die \u00dcberlegenheit des wei\u00dfen Mannes zu rechtfertigen. Materiell war er ja der st\u00e4rkere und konnte den S\u00fcden der Welt zwingen, seinem Vorbild nachzueifern.
\nSo entstand das zweite Entwicklungsmodell, und es wirkte nicht weniger zerst\u00f6rerisch als das erste: 60% der S\u00fcdbev\u00f6lkerung leben heute unterhalb der Armutsgrenze, t\u00e4glich sterben dort 40.000 Kinder an Hunger oder leicht zu heilenden Krankheiten. Die Schulden der L\u00e4nder der Dritten Welt belaufen sich mittlerweile auf 1.900 Milliarden Dollar – eine unvorstellbare Summe. Zwar pumpen die Industrienationen j\u00e4hrlich etwa 10 Milliarden Dollar an Entwicklungshilfe in diese L\u00e4nder, doch von dort flie\u00dfen in der gleichen Zeit an die 60 Milliarden Dollar in die Banken des Nordens. Dennoch wird kr\u00e4ftig weiter ‚entwickelt‘. Das neue Evangelium hei\u00dft Fortschritt, Modernisierung und wird nicht weniger fanatisch verbreitet als das Christentum. Bekehrt werden die ‚Heiden‘ in unseren Universit\u00e4ten und in Schulen, die von uns eingef\u00fchrt wurden. Die neuen Missionare nennen sich Entwicklungshelfer, und wie seinerzeit Kirchen und Kathedralen schie\u00dfen allerorts Entwicklungsprojekte aus dem Boden. Ein wirtschaftlicher Aufschwung ist dennoch nicht in Sicht, die kulturelle Gleichschaltung hingegen ist nahezu abgeschlossen.
\nBei den Navajos in Nordamerika stie\u00df ich auf eine \u00fcberlieferte Prophezeiung. Sie besagt, wenn alle Menschen die gleiche Sprache sprechen, ist das Ende der Welt gekommen. Tats\u00e4chlich gibt es wohl keine Alternative mehr zum Denken des wei\u00dfen Mannes, es sei denn, in seiner Gesellschaft w\u00fcchse die Besinnung und f\u00fchrte zu einem radikalen Umdenken.
\nAngesichts des entwicklungspolitischen Debakels und der daraus drohenden Gefahr f\u00fcr den Norden wird auf h\u00f6chster Ebene erwogen, den verarmten Teil der Menschheit nicht mehr als Entwicklungspotential zu betrachten, sondern als globalen Sozialfall zu behandeln. Das hei\u00dft, sie nach vorprogrammierter Verarmung nun endg\u00fcltig zu Bettlern zu erkl\u00e4ren und ihnen genug zu geben, damit sie nicht aufm\u00fcpfig werden. Caritas zu unserem Nutzen.
\nDie Theoretiker hingegen geben sich weiter M\u00fche, neue Entwicklungsmodelle zu entwerfen. Schon 1974 denunzierte ich in der Serie „Im Namen des Fortschritts“ die g\u00e4ngige ‚Entwicklungshilfe‘ als „Verarmungshilfe“. Damals wurde ich als ‚linker Spinner‘ abgetan, und heute wollen Spezialisten nicht wahrhaben, da\u00df jemand, der keine ‚wissenschaftliche Legitimation‘ hat, immerhin schon vor fast 20 Jahren das Scheitern jeder wie auch immer ausgerichteten Entwicklungspolitik voraussagte.
\nIch bin weiterhin der Meinung, da\u00df es selbst eine ‚alternative Entwicklung‘ nicht geben kann, sondern allenfalls eine Alternative zur Entwicklung, und die kann nur von den Betroffenen selbst gefunden werden, unter Ausschlu\u00df der ‚Entwicklungshelfer‘.
\nDamit stehe ich schon wieder im Gegensatz zu den Spezialisten und der Mehrzahl der NRO’s (Nichtregierungsorganisationen), deren Vertreter – wohl bezahlt, versteht sich – den angeblich ‚Unterentwickelten‘ mit zweifelhaften Rezepten zu einem besseren Leben verhelfen wollen. Da\u00df die \u00dcberlebensstrategien dieser Menschen, die von unseren Theoretikern als ‚Schattenwirtschaft‘ bezeichnet werden, nach dem voraussehbaren Kollaps der Umwelt und damit unseres Wohlstandes wahrscheinlich dann auch die unseren sein werden, das will keiner h\u00f6ren.“<\/p>\n

Aus:
\nKein Respekt vor heiligen K\u00fchen, Gordian Troeller und seine Filme<\/em>
\nHerausgeber: Joachim Paschen<\/em>
\nBremen, 1992, Seite 96-127<\/em><\/p>\n

Nachtrag<\/h3>\n

Bis 1998 hat Gordian Troeller noch gedreht. Mit 82 Jahren h\u00f6rt er schweren Herzens auf zu filmen. Gleichgewichtsst\u00f6rungen machten ihm die Arbeit mit seiner geliebten 16mm Kamera unm\u00f6glich. \u201eKinder dieser Welt\u201c, diese letzte Filmserie, schlie\u00dft er mit einem Zusammenschnitt aus seinen fr\u00fcheren Dokumentationen ab \u2013 einer Art Bilanz, die 1999 gesendet wurde.
\nDer Titel: \u201eWenn die Irrt\u00fcmer verbraucht sind<\/strong>\u201c.<\/p>\n

Gordian Troeller starb am 22. M\u00e4rz 2003.<\/strong><\/p>\n

In 36 Jahren und 89 Filmen hat er die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklungen an vielen Brennpunkten des 20. Jahrhunderts mit der Kamera verfolgt. \u00dcber fast alle Freiheitsbewegungen der zweiten H\u00e4lfte des vergangenen Jahrhunderts hat er berichtet. Er hat die Antriebskr\u00e4fte der westlichen Gesellschaften analysiert, ihr Selbstverst\u00e4ndnis in Frage gestellt und vor den Auswirkungen des \u201eFortschrittsdenkens\u201c gewarnt.<\/p>\n

(1) Unter der Rubrik \u201e\u00dcber Gordian Troeller\u201c befindet sich auf dieser Website ein Aufsatz von Elmar H\u00fcgler: Ein Fall f\u00fcr sich – Meine Arbeit mit einem Unikat.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Aus: Kein Respekt vor heiligen K\u00fchen. Gordian Troeller und seine Filme. Bremen, 1992 Gordian Troeller, Luxemburger, wurde am 16. M\u00e4rz geboren. Das Jahr verschweigt er. „Nicht etwa aus Eitelkeit, sondern weil dann alle denken, so und so alt, aha – und sich einbilden, meine Arbeit in eine vorgefertigte Schublade stecken zu k\u00f6nnen.“ In der S\u00fcddeutschen…<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"parent":54267,"menu_order":1,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","template":"","meta":{"_seopress_robots_primary_cat":"","_seopress_titles_title":"","_seopress_titles_desc":"","_seopress_robots_index":"","footnotes":""},"categories":[],"tags":[],"class_list":["post-54270","page","type-page","status-publish","hentry","entry","no-media"],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54270","targetHints":{"allow":["GET"]}}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=54270"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54270\/revisions"}],"up":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54267"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=54270"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=54270"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=54270"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}