{"id":54275,"date":"2017-03-11T22:15:55","date_gmt":"2017-03-11T21:15:55","guid":{"rendered":"http:\/\/www.troeller-deffarge.com\/?page_id=54275"},"modified":"2017-03-11T22:15:55","modified_gmt":"2017-03-11T21:15:55","slug":"rupert-neudeck","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/biographie\/stimmen-zum-werk\/rupert-neudeck\/","title":{"rendered":"Rupert Neudeck"},"content":{"rendered":"
Kleine Hommage an Gordian Troeller<\/strong><\/p>\n Gordian Troeller unterrichtet uns, ohne uns zu belehren. Er unterrichtet und informiert uns auch dar\u00fcber, wie wir miteinander leben: schlecht n\u00e4mlich leben wir miteinander. Wir haben das Feld des Miteinanderlebens den Politik-Profis \u00fcberlassen. Die Kollegen Journalisten (zumal des Radios und des Fernsehens) zweifeln nicht einmal mehr daran, da\u00df das Zusammenleben von der Politik konstituiert und monopolisiert wird. Deshalb brauen sie jeden Abend in ihren Men\u00fcs – genannt Tagesschau, heute, RTL aktuell, heute-journal – etwas zusammen, dem jedermann\/jedefrau durch langes Kauen nur noch den Geschmack abgewinnen soll: die jeweils Regierenden verf\u00fcgen \u00fcber unseren Alltag. Die Kollegen Mundwerksburschen vergeuden tagt\u00e4glich wertvolle Sendeminuten damit, einem Oskar Lafontaine immer wieder zuzuh\u00f6ren, wie er dem Volk der Habenichtse erkl\u00e4rt, da\u00df er nach Pr\u00fcfung seiner Bez\u00fcge, f\u00fcr die er mehrere staatliche Beh\u00f6rden eingeschaltet hat, zu der \u00dcberzeugung gekommen sei, er verdiene eigentlich zu wenig – zumindest sei sein Einkommen gerechtfertigt… \u201eAlso“, sagt derjenige, den wir allzulange nicht abgew\u00e4hlt haben, \u201eich mag das Wort ‚Krise‘ nicht“. (Mit diesem wunderbaren Satz beginnt der Deutschlandfunk stolz sein Interview der Woche mit Helmut Kohl am Sonntag, den 7. Juni 1992).<\/p>\n Zu reden ist hier von einem Gordian Troeller, der mit unseren wirklichen Krisen zu tun hat, der aber dennoch nicht zu einem intellektuellen Krisen-Schw\u00e4tzer geworden ist. Und da ich mit ihm \u00fcber diese meine (An-)Sicht seiner Person nie gesprochen habe, will ich es mit diesen d\u00fcrftigen Zeilen eines Vorworts tun: als kleine Hommage, als kleine Lobpreisung.<\/p>\n Ich habe im Lauf meines Berufslebens die akademische Ausbildung ein bi\u00dfchen f\u00fcrchten und hassen gelernt. Als kluger Gebildeter – so ist mir klar geworden – hat man immer so verteufelt viele, gute, triftige Gr\u00fcnde, etwas nicht zu tun.<\/p>\n In den Tagen, da ich dies hier schreibe, liegen wir (von der Cap Anamur) in S\u00fcd-Angola fest mit einem riesigen Tross von Ex-Tanks mit Minenr\u00e4umequipment, mit w\u00fcst-gro\u00dfen russischen LKWs der Marken Tatra, Krass, Ural, mit Tankwagen, Br\u00fcckenlege-Panzern und so weiter. Wir kommen da kaum voran. Ich kann nur auf den Geist von Menschen wie Troeller und all denen setzen, die nicht deshalb aufgeben, weil es zu viele Widerst\u00e4nde gibt, zu viele unkonventionelle Wege beschritten werden m\u00fcssen.<\/p>\n Nein, das erh\u00f6ht in uns (darf ich das dem ein wenig \u00e4lteren Kollegen so kumpanenhaft zurufen?) den Widerborstigkeitsgeist: Nun erst recht!<\/p>\n J\u00fcngst traf ich einen jungen Kollegen, der mir die ganze Hoffnung auf meinen mir manchmal verleideten Beruf zur\u00fcckgegeben hat, der mir auf meine wirklich verbl\u00f6dete Frage, was er denn studiert habe, antwortete: \u201eGar nichts, ich bin einfach in den Journalismus hineingerutscht.“ Und ich dachte mir dabei: Wahrscheinlich ist das der Grund, warum Andreas Cichowicz in S\u00fcdafrika und im s\u00fcdlichen Afrika so gute Reportagen und Filme macht, da\u00df er eben nicht so ein Neunmal-Kluger geworden ist…<\/p>\n Ich will ein Beispiel herausgreifen (eines von \u00fcber 70 Beispielen, die alle zu erz\u00e4hlen w\u00e4ren, wenn es so etwas g\u00e4be wie eine Programmgeschichte des Fernsehens – aber es gibt die M\u00f6glichkeit einer solchen TV-Historiographie immer weniger, seit es den Walter Jens alias Momos nicht mehr gibt, die Mainzer Tage der TV-Kritik zu einem Verkaufsgespr\u00e4ch entartet sind, der Chef dieser Journalistentage nichts anderes zu tun hatte, als seinen ZDF-Untergebenen per Dienstanweisung schriftlich zu geben, sie h\u00e4tten ihn jetzt mit Professor, irgendwann auch mit Doktor anzureden; seit jener Clemens M\u00fcnster an der Aufgabe gescheitert ist, eine Fernsehprogramm-Geschichte zu schreiben; seit Egon Netenjakob das wohl auch aufgegeben hat und sich den Monographien hingibt: Wildenhahn, Monk, Fechner) – ich nehme das mir liebste Beispiel:<\/p>\n Eritrea. Ein Land, von dem wir – Gordian Troeller und einige wenige – wu\u00dften, da\u00df es einmal ein richtiges Land werden w\u00fcrde. Zu Gegnern unserer Prognose – Troeller drehte dreimal, sich der Gefahr aussetzend, am Boden und aus der Luft attackiert zu werden, im B\u00fcrgerkriegs-Eritrea – hatten wir das Ausw\u00e4rtige Amt und die Auslandskorrespondenten in Nairobi. Die Vertreter der geballten deutschen Medienmacht verweigerten Eritrea die Anerkennung wie das Ausw\u00e4rtige Amt. Mit einem \u00fcbrigens ber\u00fcckenden journalistischen Argument: Sie w\u00fcrden aus Addis nicht mehr die Einreisegenehmigung von Gnaden des Haile Mariam Mengistu erhalten, wenn sie den Sprung nach Eritrea wagten. Die deutschen Zuschauer, Leser, H\u00f6rer leiden noch immer darunter – ohne es zu wissen: Sie sind Opfer des schlechten Gewissens dieser Reporter. Die m\u00f6chten nicht zugeben, da\u00df sie sich doppelt geirrt haben: Einmal haben sie die Version von Addis \u00fcbernommen, da\u00df es ein eritreisches Volk gar nicht gebe; und sie haben die Version \u00fcbernommen, da\u00df Eritrea nicht unabh\u00e4ngig werden d\u00fcrfe, weil dann \u00c4thiopien nicht mehr lebensf\u00e4hig sei. Beide Standpunktprothesen haben sich als das herausgestellt, was sie sind: fauler Politikzauber. Eritrea wird das einzige Land sein in diesen lausigen Jahren, das Erfolg hat, einen wirklich autarken Enthusiasmus, der nicht auf uns verfluchte Europ\u00e4er wartet, um zurechtger\u00fcckt zu werden. Ich freue mich nach Troellers letztem Film schon auf meinen n\u00e4chsten Besuch in Asmara.<\/p>\n Ich tr\u00e4ume von Troellers f\u00fcnftem Film in Eritrea. Nach dem verschwenderischen ‚Zirkus‘ in Rio de Janeiro, den so viele Umwelt- und Alternativgruppen so verr\u00e4terisch mitgemacht haben, k\u00f6nnte ein einziger Film aus Asmara und Massawa, aus Kerem und Nacfa, aus Tessenie und Gindha uns zeigen, wie eine fleissige und sparsame, haush\u00e4lterisch und pfleglich mit ihren Instrumenten und Gef\u00e4hrten, ihren Investitionen und ihren Geb\u00e4uden umgehende Gesellschaft es schafft, da\u00df selbst G\u00fcter unserer Industriewelt bewahrt werden: durch Wartung.<\/p>\n Kein Land der Welt l\u00e4\u00dft auf seinen wenigen Strassen so viele VW-K\u00e4fer fahren wie Eritrea. Ich habe in meiner ungesch\u00fctzten Begeisterung geglaubt, das dem VW-Werk in Wolfsburg mitteilen zu sollen. Zumal es ein gro\u00dfes VW-K\u00e4fer-Ereignis in Zusammenhang mit der Befreiung gab: Der Leiter der EPLF-Gesundheitsabteilung, Dr. Nerayo, der vor 14 Jahren fliehen mu\u00dfte, hatte seinen kleinen K\u00e4fer in Asmara gelassen. Ein Freund hatte ihm den Wagen eingemauert. Gef\u00e4hrlich, denn Hab und Gut eines Republikfl\u00fcchtlings geh\u00f6rte dem r\u00e4uberischen Staat. Nach 14 Jahren und dem Sieg der EPLF, der Eritrean People’s Liberation Front, kam er am 24. Mai 1991 nach Asmara. Die Mauer wurde gesprengt, der Wagen war da und brauchte nur eine neue Batterie. Dr. Nerayo f\u00e4hrt bis heute mit diesem Wagen. Ein Film-Thema?<\/p>\n Ich habe mich \u00fcber Gordian Troeller auch einige Male ge\u00e4rgert. So, wenn er Kritisches unter den Tisch fallen l\u00e4sst, einen stromlinienf\u00f6rmigen Film macht wie den \u00fcber die Menschen im S\u00fcdsudan, der alles Bedenkliche und Fatale an dem unorganisierten und brutalen Kampf der SPLA, der Sudanese People’s Liberation Front, unter den Tisch fallen l\u00e4sst. Die Schwarzafrikaner im S\u00fcdsudan, denen Gordian Troeller genauso verbunden ist wie ich selbst, werden durch diese allzu milit\u00e4rische, auf den Waffenkampf fixierte „Bewegung“ brutalisiert und maltr\u00e4tiert. Die Bewegung des Dr. John Garang, Oberst, verdient den Ehrentitel Liberation Movement, „Befreiungsbewegung“, nicht. Den mu\u00df man sich verdienen, indem man schon w\u00e4hrend des milit\u00e4rischen Kampfes gegen die \u00fcberm\u00e4chtigen Eroberer, Sklavenhalter und Okkupanten aus Khartoum die Strukturen des neuen Sudan etabliert. Indem man eine zivile Verwaltung schafft, die f\u00fcr das Volk sorgt, der Nahrungsvorsorge und der medizinischen Versorgung, dem gesellschaftlichen Leben wie der Betreuung der Tuberkul\u00f6sen und Lepra-Kranken eine ganz gro\u00dfe Priorit\u00e4t einr\u00e4umt. All das gab es nicht zum Zeitpunkt des S\u00fcdsudan-Films von Gordian Troeller. Sein Film war gut gemeint. Ich erw\u00e4hne das aber, weil wir alle in Gefahr sind, wegen einer Tendenz, die wir zu Recht unterst\u00fctzen, alle begleitenden kritischen Aspekte auszublenden.<\/p>\n Den heftigsten und langwierigsten Streit gab es \u00fcber Troellers Film Die Nachkommen Abrahams (1989). Den Redakteur der Sendereihe, Elmar H\u00fcgler, der sonst seinen breiten R\u00fccken gern zur Verf\u00fcgung stellt, um Gordian Troeller zu decken, hat diese Auseinandersetzung fast zur Verzweiflung getrieben. Die Reaktionen auf diesen Film \u00fcber pal\u00e4stinensische Kinder waren der typische Reflex unserer philosemitischen Verkrampfung. In solchen Situationen reagieren Intendanten und Rundfunkr\u00e4te wie das Kaninchen auf die ber\u00fchmte Schlange: Sie deklarieren solch einen Film sofort (und fast unbesehen) zu einem Werk „mit eindeutiger antisemitischer Tendenz“ (so der Fernsehausschuss des Bayerischen Rundfunks im November 1989), „mit nicht zu \u00fcbersehender anti-j\u00fcdischer Tendenz“ (NDR-Rundfunkrat), nur weil sich die offiziellen und offizi\u00f6sen Vertreter Israels in Deutschland heftig ablehnend, auch \u00f6ffentlich-fordernd, zu diesem Film ge\u00e4u\u00dfert hatten. In solchen F\u00e4llen proben ARD und ZDF nicht etwa die gebotene Gelassenheit, sondern \u00fcbernehmen vollst\u00e4ndig die Argumente der einen Seite.<\/p>\n So etwas f\u00fchrt zu absurden, nie berichteten Folgen. Als der Reporter des BR, Hans Lechleitner, im Jahre 1987 im Deutschen Fernsehen die von Israel inszenierte „Operation Moses“ sachgerecht kommentierte und sich unterstand, die Israelische Regierungsmeinung zur Herausf\u00fchrung der \u00e4thiopischen schwarzen Juden, genannt Falachas, aus dem hungerbedrohten \u00c4thiopien nicht zu teilen, erhob sich heftiger Widerstand. Der Kommentator wurde von seinem Intendanten Reinhold V\u00f6th blind aufgefordert, sich einem deutsch-j\u00fcdischen Gremium in Bonn zu stellen (also etwas v\u00f6llig Illegitimes, ein Nicht-Gremium darf den TV-Kommentator zitieren – ein Gremium, in dem Annemarie Renger und Erik Blumenfeld sassen). Das einzige Vergehen, dessen sich Lechleitner schuldig gemacht hatte, war, da\u00df er nicht die Meinung Israels paraphrasierend wiedergegeben hatte. Ich kann mich an diesen Vorgang deshalb noch so genau erinnern, weil ich ein wenig Mit-T\u00e4ter war: In einer Situation, in der es in Tigray und Gonder allen Bewohnern \u00c4thiopiens bis zum Verr\u00f6cheln schlecht ging (es war mitten in der Hungerkrise, in der wir heftig halfen, den \u00c4thiopiern durch Nahrung und Medizin das \u00dcberleben zu sichern), machte Israel sich daran, exklusiv nur seinen mit-j\u00fcdischen Sch\u00e4fchen auf sehr teure Weise die Ausreise zu erm\u00f6glichen. Ich fand das abgeschmackt, wie ich es auch schlimm finde, da\u00df wir uns manchmal so exklusiv um unsere Aussiedler k\u00fcmmern – oder jetzt in Angola um Entsch\u00e4digungsanspr\u00fcche f\u00fcr die Angola-Deutschen.<\/p>\n So geschah es auch Gordian Troeller. Bis in die S\u00fcddeutsche Zeitung reichte die Kampagne. Die gesch\u00e4tzte Medienseite der SZ brachte einen langen Beitrag von Ellen Hofmann mit dem sch\u00f6nen Titel: „Wahrheitssuche in vermintem Gel\u00e4nde“. Der Beitrag kritisierte nicht etwa die Unerlaubtheit der Eingriffe des Zentralrats der Juden und der Israelischen Botschaft in Bonn, der j\u00fcdischen Gemeinde in Bremen und anderswo, sondern bem\u00e4ngelte, da\u00df der Autor dieser Seite nicht st\u00e4rker Geh\u00f6r verschafft hatte. „Die Problematik von Troellers Beitrag zum Nahostkonflikt besteht nicht darin, da\u00df er Kritik an der Politik des Staates Israel \u00fcbt. Troellers Selbstverst\u00e4ndnis aber ist es, da\u00df ‚ich konsequent in allen L\u00e4ndern gegen Menschenrechtsverletzungen jeder Art zu Felde ziehe‘. Von seiner Wut gegen Menschenrechtsverletzungen hat er sich auch diesmal hinrei\u00dfen lassen, als er von Pal\u00e4stinensern und Juden berichtete. Aber da der Antisemitismus eine uralte Leidenschaft ist, darf man sich eben nicht hinrei\u00dfen lassen …“ (SZ vom 14.11.1989). Als ob seine Aussagen irgendetwas enthielten, das man dem Autor als Fehler nachweisen k\u00f6nnte. Da\u00df er die Politik der dauernden Schul- und Universit\u00e4tsschlie\u00dfungen kommentiert, wie wir alle es tun: nat\u00fcrlich m\u00fcssen die Pal\u00e4stinenser so besorgt um ihre Kinder sein, wie wir es sind, wenn in Nordrhein-Westfalen zu viele Schulstunden ausfallen. Wir halten das f\u00fcr eine Politik, die leichtfertig die junge Generation verbl\u00f6den l\u00e4sst. Da\u00df es in Israel eine de-facto-, oft auch eine eindeutige de-jure-Apartheid gegen\u00fcber Arabern und Pal\u00e4stinensern gibt, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Aber schlimm ist das f\u00fcr alle Freunde Israels, die ihr Israel nicht gern so sch\u00e4big, so rassistisch, so ungerecht sehen m\u00f6chten – und diese versch\u00e4mte Liebe zu Israel f\u00fchrt zu der ungeschm\u00e4lerten Heftigkeit, mit der Israel an den Ma\u00dfst\u00e4ben gemessen wird, die es sich selbst gibt.<\/p>\n Der Skandal ist, da\u00df man es dem Zentralrat der Juden und seinem Vorsitzenden \u00fcberl\u00e4\u00dft, \u00fcber solche Sendungen ein Urteil zu sprechen, das mehr ist als irgendeine Meinungs\u00e4u\u00dferung. Da\u00df es zu einer Debatte dar\u00fcber kommen kann, ob Gordian Troeller ein Antisemit sei. Da\u00df es einen Beschlu\u00df des Fernsehausschusses von Radio Bremen geben mu\u00df, in dem konstatiert wird, „Troellers Beitrag kann nicht als antisemitisch eingestuft werden“. W\u00e4re ich an der Stelle des Kollegen Troeller, w\u00fcrde ich mich f\u00fcr einen so unversch\u00e4mten Persilschein bedanken: „Nach sechsst\u00fcndiger Debatte stimmten diesem Urteil alle Rundfunkr\u00e4te im Anschluss zu, auch der Vertreter der j\u00fcdischen Gemeinde, Ernst Stoppelmann“ (SZ vom 14.11.1989).<\/p>\n Ich beneide ihn. Wenn ich nicht das machen w\u00fcrde, was ich gern mache (Cap Anamur und Journalismus), w\u00fcrde ich auch gern so einen guten kleinen Sender im R\u00fccken und das Abonnement auf drei Filme sicher haben. Einen Sender, der – nehmt nur alles in allem – so heimelig und solidarisch seinen eigenen Journalisten treu bleibt – und nicht wie das ZDF einen so guten, querk\u00f6pfigen Journalisten wie Wolfgang Herles von seinem Stuhl als Bonner ZDF-Studio-Leiter einfach vertreibt, weil der Helmut Kohl das so will… Ich w\u00fcrde auch gern eine solche Kolumne haben, das sichere Anrecht auf drei Sendungen pro Jahr oder jeden Monat auf einen Artikel in einer deutschen Wochenzeitung. Aber jetzt tr\u00e4ume ich.<\/p>\n Gordian Troeller ragt wie Urgestein, wie vergessenes Inventar einer alten Idee von Fernsehen als kritischer Instanz mit der „\u00f6ffentlich-rechtlichen Seele“ (Cornelia Bolesch), als Gemeineigentum der B\u00fcrger in diese Zeit der Neunziger, in der dieses Medium enteignet, den B\u00fcrgern so raffiniert weggenommen wurde, da\u00df sie selbst es kaum wahrgenommen haben.<\/p>\n Es braucht in dieser Gesellschaft und in diesem Fernsehen Menschen wie Gordian Troeller, die sich \u00fcberfordern, wo \u00fcberall die Mehrheit sich nur noch unterfordert. Es braucht Filmemacher wie diesen Gordian Troeller, die oft \u00fcbertreiben, weil so viele andere ausgewogen und behutsam nur noch tiefstapeln und untertreiben.<\/p>\n Ich las in der S\u00fcddeutschen Zeitung (21.8.1992) einen Satz von Gordian Troeller: „Keinem Land der Welt l\u00e4sst man die Chance, sich auf seine Weise zu entwickeln.“ Doch, lieber Gordian, die Eritreer fragen erst gar nicht, sie nehmen sich diese Chance. Ich denke auch an die Kurden – an die Kurden in S\u00fcdkurdistan, nicht an die in der T\u00fcrkei, die haben noch einen langen Weg vor sich. Bei den Kurden habe ich Hoffnung „wider alle Hoffnung“. Alles Gute, Gordian Troeller, wir brauchen noch viele Filme, solange es die ARD noch gibt. In der Sprache unseres Nachbarvolkes, das mir von Herkunft her so viel bedeutet, und dessen Sprache ich etwas radebreche, sage ich: „sto filmow“; hundert Filme sollten es doch mindestens werden !<\/p>\n Aus:<\/em> Kleine Hommage an Gordian Troeller Gordian Troeller unterrichtet uns, ohne uns zu belehren. Er unterrichtet und informiert uns auch dar\u00fcber, wie wir miteinander leben: schlecht n\u00e4mlich leben wir miteinander. Wir haben das Feld des Miteinanderlebens den Politik-Profis \u00fcberlassen. Die Kollegen Journalisten (zumal des Radios und des Fernsehens) zweifeln nicht einmal mehr daran, da\u00df das Zusammenleben…<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":54974,"parent":54274,"menu_order":6,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","template":"","meta":{"_seopress_robots_primary_cat":"","_seopress_titles_title":"","_seopress_titles_desc":"","_seopress_robots_index":"","footnotes":""},"categories":[],"tags":[],"class_list":["post-54275","page","type-page","status-publish","has-post-thumbnail","hentry","entry","has-media"],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54275"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=54275"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54275\/revisions"}],"up":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/54274"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media\/54974"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=54275"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=54275"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=54275"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}
\nKein Respekt vor heiligen K\u00fchen, Gordian Troeller und seine Filme<\/em>
\nHerausgeber: Joachim Paschen<\/em>
\nBremen, 1992<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"