{"id":62691,"date":"2020-07-13T00:23:00","date_gmt":"2020-07-12T22:23:00","guid":{"rendered":"http:\/\/www.troeller-deffarge.com\/?page_id=62691"},"modified":"2022-08-03T15:11:57","modified_gmt":"2022-08-03T13:11:57","slug":"liebe-in-afrika","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/zeitungsreportagen\/1-die-frauen-dieser-welt\/liebe-in-afrika\/","title":{"rendered":"Liebe in Afrika"},"content":{"rendered":"

Stern, Heft 45 , 7. November 1965<\/em><\/p>

Ich wei\u00df nicht, ob Bernhardinerhunde manchmal so mit den Nerven herunter sind, da\u00df sie heimlichzur Kognakflasche greifen. Mein Freund Knud sieht jedenfalls genauso aus. Sein rotbrauner Schnurrbart ist zum wilden Kn\u00e4uel zusammengeschrumpft. Die aus dem offenen Hemd hervorquellenden Haare kleben an der schwei\u00dftriefenden Brust.
\u201eKognak\u201c, st\u00f6hnt er und l\u00e4\u00dft sich neben mich auf einen Stuhl fallen. \u201eSag dem Kerl, da\u00df ich einen doppelten Kognak brauche \u2013 und schnell!\u201c
Der \u201eKerl\u201c ist ein steinalter Neger*, der im \u201eEast Africa Hotel\u201c von Dar es-Salaam, der Hauptstadt Tansanias, den Ober spielt. Er war sicher schon vor dem Ersten Weltkrieg hier, als deutsche Kolonialherren dieses Haus gebaut haben.
Mit dem ersten Schluck scheint Knud die Wut zu packen: \u201e\u00c4pfel hat sie gegessen. Jawohl, Herr Weiberspezialist! Kleine, gr\u00fcne, h\u00e4\u00dfliche \u00c4pfel, die ihr anscheinend besser schmeckten als ich. \u2013 Und da behauptest du, die Afrikanerinnen seien die tollsten Frauen der Welt!
\u201eDu sprichst jetzt wahrscheinlich von Liebe\u201c, werfe ich ein. \u201eIch sprach von der Frau.
Er lacht, als wolle er Gift in mein Bier spucken.
\u201eIst das nicht vielleicht dasselbe? Nein, mein Lieber. Kleine, gr\u00fcne \u00c4pfel gefielen ihr besser. Stell dir vor, als keine \u00c4pfel mehr da waren, r\u00fcmpfte sie die Nase, als sei ich aus einer Jauchegrube gestiegen.\u201c
\u201eIn Deutschland essen betrunkene Autofahrer eifrig \u00c4pfel\u201c, versuchte ich Knud zu belehren, \u201edamit die Polizei die Alkoholfahne nicht riecht. Gewisse schwarze Damen tun das gleiche, um ihrerseits dem Geruch wei\u00dfh\u00e4utiger Herren ertragen zu k\u00f6nnen. Blonde riechen nun mal nicht gut f\u00fcr schwarze Nasen.\u201c
\u201eQuatsch\u201c, sagt er. \u201eNeger* sind bessere Liebhaber. Das ist es. Wir Wei\u00dfen machen uns hier nur l\u00e4cherlich.\u201c<\/p>

\"\"
Mama Afrika schl\u00e4gt alle Rekorde der Z\u00e4rtlichkeit. Selbst M\u00e4nner sind verr\u00fcckt nach Kindern \u2013 auch wenn sie nicht von ihnen stammen. Der Zeugerstolz ist unbekannt<\/em><\/figcaption><\/figure>

Sicherlich. In Afrika machen sich viele Europ\u00e4er l\u00e4cherlich. In ihrem buschfreuden-schwangeren Hirn haben sich die g\u00e4ngigen Klischees wie L\u00e4use eingenistet: Jeder wei\u00df, da\u00df die afrikanischen Frauen nur Sklaven sind, willige Objekte der m\u00e4nnlichen Lust und Laune. Untergeben und gef\u00fcgig. Jederzeit bereit, und dazu noch feurig wie verhexte Nonnen. Auf Grund des Klimas vermutlich \u2013 und der z\u00fcgellos amoralischen Triebhaftigkeit nat\u00fcrlich.
Und die Schlu\u00dffolgerung dr\u00e4ngt sich auf: Wenn eine Frau zur Sklavin erzogen ist, dann kann sie nur Kraft und Arroganz bewundern. Als Partner will sie einen echten Mann. Eine Mischung von Tarzan, James Bond, wei\u00dfem J\u00e4ger und Hemingway.
So sehen sie dann auch aus, jene europ\u00e4ischen Herren, die auf den Kriegspfad der schwarzen Liebe gezogen sind, um einmal richtig auf die Buschpauke zu hauen: obligater Bart, sorgf\u00e4ltig geb\u00fcrstete Brusthaare, dreckige Hemden und die Peitsche der Lust im Auge.
Man hat f\u00e4lschlicherweise behauptet, da\u00df Bart-, Haar- und Dreckkult der Buschfreudenj\u00e4ger eine nat\u00fcrliche Reaktion auf die europ\u00e4ische Etikette seien. Ein befreiender Sprung aus Schlips und Kragen. Das ist keineswegs so. Die borstigen Supermann-Darsteller k\u00e4mpfen verzweifelt gegen einen bohrenden Minderwertigkeitskomplex, der ebenso alt ist wie die erste Begegnung zwischen Schwarz und Wei\u00df: die Vorstellung n\u00e4mlich, da\u00df der Afrikaner ihnen sexuell haushoch \u00fcberlegen sei.
Seri\u00f6se Psychologen behaupten sogar, da\u00df der Rassentrennungsfanatismus gewisser Amerikaner letztlich nur ein Ausdruck dieser sexuellen Eifersucht sei.
Kenner wissen zwar, da\u00df der Afrikaner von Natur keineswegs begnadeter oder begabter ist als die M\u00e4nner anderer Erdteile. Aber es hat sich nun einmal herumgesprochen, und nichts ist langlebiger als falsche Wahrheiten.<\/p>

Wie dem auch sei, wer zur Jagd auf schwarze Liebe auszieht, will wie ein ganzer Kerl aussehen. Knud hatte sich also z\u00fcnftig ausger\u00fcstet. Zu seinem Gep\u00e4ck geh\u00f6rten auch ein paar kurze Abhandlungen \u00fcber Afrikas Frauen. Darin stand zu lesen, da\u00df M\u00e4dchen hierzulande vom Mann gekauft werden. Genau wie Vieh und Acker. Und ohne gefragt zu werden. Die Ehe ist kaum mehr als ein Kuhhandel, und zu allem \u00dcberflu\u00df hat die Frau auch keineswegs das ausschlie\u00dfliche Recht auf Liebe und Treue ihres K\u00e4ufers. Sie mu\u00df ihn teilen. Mit \u00e4lteren Matronen, die er schon vorher gekauft hat, oder mit j\u00fcngeren Frauen, die nach ihr erworben werden \u2013 wenn die krank ist, oder schwanger, und zu nichts mehr nutze. Im Vielweiber-Haushalt ist sie ein Arbeits- und Bruttier unter vielen.<\/p>

\"\"
Die jungen M\u00e4dchen der afrikanischen St\u00e4dte streben ihren wei\u00dfen Schwestern nach. In der Arbeit und im Aussehen. Nur das krause Haar macht Schwieri<\/em>gkeiten<\/figcaption><\/figure>
\"\"
Auch ihre M\u00fctter wollen heute nachholen, was ihnen vor der Unabh\u00e4ngigkeit verwehrt blieb. Sie versuchen, sich mit den neuen Techniken des Haushalts vertraut zu machen. Das B\u00fcgeleisen unserer Gro\u00dfm\u00fctter ist f\u00fcr Sie ein moderner Segen<\/em><\/figcaption><\/figure>\n\n

<\/p><\/div>\n\n

\"\"
In kleinen D\u00f6rfern beginnt der Weg ins moderne Leben mit dem ABC. Um ihre Nachkommen eine bessere Welt zu schaffen, besuchen die Frauen mit ihren Kindern am Abend unter freiem Himmel selbst organisierte Schulen<\/em><\/figcaption><\/figure>\n\n

<\/p><\/div><\/div>

Ungef\u00e4hr so hatte Knud seine kurze Lekt\u00fcre \u00fcber die afrikanischen Frauen verstanden. Sein Wissen entsprach der in Europa g\u00e4ngigen Vorstellung von afrikanischer Folklore: Die M\u00e4nner tanzen, w\u00e4hrend die Frauen schuften.
Und es wunderte mich gar nicht, als er daraus den Schlu\u00df zog: \u201eSolche Frauen m\u00fcssen doch f\u00f6rmlich nach Liebe d\u00fcrsten und f\u00fcr die kleinste Aufmerksamkeit dankbar sein.\u201c
Er verk\u00fcndete auch seine Absicht, einigen dunklen Damen durch Liebe zum Bewu\u00dftsein menschlicher W\u00fcrde zu verhelfen.
Es hat mich immer gewundert, wie selbstlos Europ\u00e4er hier werden k\u00f6nnen. In Afrika scheinen sie schlagartig nur das Gute in sich zu entdecken: H\u00e4ndler wollen nur Fortschritt bringen, Missionare vor ewiger Verdammnis retten, Milit\u00e4rs Stammesfehden verhindern, und selbst die b\u00e4rtigen Lustj\u00e4ger opfern sich auf dem Altar der N\u00e4chstenliebe.
Es gibt nat\u00fcrlich auch andere. Sie tragen keine B\u00e4rte. Linksintellektuelle mit Schuldgef\u00fchlen. Jeder von ihnen glaubt, ganz pers\u00f6nlich f\u00fcr die Greueltaten des europ\u00e4ischen Kolonialismus verantwortlich zu sein. Sie entschuldigen sich fast, als Wei\u00dfe zur Welt gekommen zu sein, und wollen hier vor allem \u201everstehen\u201c.<\/p>

Aber auch sie sind gegen die Faszination der schwarzen Venus nicht gefeit. Im Gegenteil. Uneingestandenes Verlangen, Wille zur Bu\u00dfe und Wissensdrang bilden gerade bei ihnen eine explosive Mischung.<\/p>

\"\"<\/figure>

Gro\u00dfstadtm\u00e4dchen \u00fcben sich im ABC des \u201es\u00fc\u00dfen Lebens\u201c. Man nennt sie \u201eFr\u00e4ulein Unabh\u00e4ngig\u201c. Ihre Vorbilder: Sex-Stars amerikanischer Filme<\/em><\/p><\/div><\/div>

<\/p>

Solch einen Intellektuellen mit wei\u00dfem Schuldgef\u00fchl und schwarzem Venuskomplex lernten wir in Nigeria kennen. Er hie\u00df Charles und studierte Kunstgeschichte in Lagos. Seine schwarze Freundin Lucy war Christin. Sie hatte studiert und lehrte jetzt an einer Schule der nigerischen Hauptstadt.
Charles war stolz auf ihre Intelligenz und berauscht von ihrer Sch\u00f6nheit. Besonders gl\u00fccklich war er, wenn sie, in nigerischer Tracht gekleidet, Sartre unterm Arm trug und wie eine Karavelle dahinglitt.<\/p>

Eines Tages treffe ich Charles allein. Mit gebrochener Stimme bestellt er einen Tee ohne Zucker.
\u201eBauchschmerzen?\u201c frage ich.
\u201eDem Tode entronnen\u201c, st\u00f6hnt er.
\u201eAm\u00f6ben?\u201c
\u201eKr\u00f6tenaugen, Katzend\u00e4rme, Fingern\u00e4gel, Affenhirn und Eulenkrallen mit Ohrenschmalz!\u201c
Er l\u00e4\u00dft seinen Kopf auf den Tisch fallen. Seine Brille klirrt gegen das Geschirr. Ein Gast fragt, ob er einen Arzt holen soll. Mir scheint, hier kann niemand helfen, und ich komme mir vor wie ein seelischer Korkenzieher, als ich zu erfahren versuche, was passiert ist.<\/p>

Er hatte einen Mann in Lucys Wohnung getroffen. Zwar wurde dieser als Bruder vorgestellt, doch f\u00fchlte Charles sich sofort als die l\u00e4cherliche Figur des klassischen Dreiecks-Kom\u00f6die und stellte Lucy zur Rede\u201eAber Darling\u201c, sagte sie erstaunt, \u201ewie kannst du mich des Betruges beschuldigen, wenn du mich noch gar nicht geliebt hast?\u201c\u201eDu gibst also zu, da\u00df dieser Mann dein Liebhaber ist?\u201c
\u201eBin ich eine Nonne?\u201c
\u201eMein Gott \u2013 und ich wollte dich wie eine Dame behandeln.\u201c
\u201eDarf ich wissen, was das ist?\u201c
\u201eDir mit Achtung begegnen. Eine gewisse Zeit verstreichen lassen. Wenn du es genau wissen willst: Ich wollte dich nicht wie eine begehrenswerte Negerin* behandeln.\u201c
An Stelle von Tr\u00e4nen und bitteren Worten antwortete ihm ein schallendes Gel\u00e4chter. \u201eUnd ich glaubte, du seiest impotent, Darling. Aber es ist nie zu sp\u00e4t. Warte, ich bin gleich wieder da.\u201c
Wenige Sekunden sp\u00e4ter stand sie nackt vor ihm.
Charles f\u00fchlte sich wie die V\u00e4ter der Kirche beim Anblick des Teufels. Ein Tintenfa\u00df war nicht zur Hand. So schleuderte er nur ein paar Worte gegen den Versucher im Evakost\u00fcm: \u201eWas \u2013 du wagst es \u2013 nach ihm\u2026\u201c
\u201eEr ist mein Bruder. So nennen wir im Dorf alle M\u00e4nner, die im gleichen Jahr beschnitten worden sind wie wir.\u201c
Beschnitten war sie auch. Sie \u2013 eine Christin! Eine Frau, die studiert hatte und die Bibel auf Lateinisch lesen konnte. Charles mu\u00dfte sich hinsetzen. Wie konnte er seine Tr\u00e4ume verwirklichen und Br\u00fccken der Verst\u00e4ndigung schlagen, wenn die Intelligentesten noch bis zum Hals im Dickicht des Dschungels steckten? Den Kopf im zwanzigsten Jahrhundert, die Gef\u00fchle im Dorf und den Leib in den H\u00e4nden von Hexen. Pl\u00f6tzlich ekelte es ihn sogar vor diesem einst so begehrten K\u00f6rper, den schwarze Zauberinnen verst\u00fcmmelt hatten.
\u201eMir ist \u00fcbel\u201c, sagte er. \u201eGib mir etwas zu trinken. Und zieh dich um Gottes willen wieder an.\u201c
Diesmal dauerte es sehr lange, bis Lucy mit einem Getr\u00e4nk zur\u00fcckkam. Charles st\u00fcrzte es in einem Zug hinunter. Dann verabschiedete er sich. Es sollte dramatisch klingen und f\u00fcr immer sein, aber Lucy l\u00e4chelte nur: \u201eBis morgen, Darling \u2013 dann wirst du stark sein wie ein L\u00f6we und verliebt wie \u2013 wie ich.\u201c
\u201eDu glaubst doch nicht, da\u00df wir uns jemals wiedersehen?\u201c
\u201eKr\u00f6tenaugen, Katzend\u00e4rme, Fingern\u00e4gel, Affenhirn, Eulenkrallen\u201c, murmelte sie vertr\u00e4umt und deutete auf das leere Glas.<\/p>

Um Charles zu tr\u00f6sten, behauptete ich, da\u00df Liebestr\u00fcnke nur selten giftig seien.
\u201eIch wollte, dieser w\u00e4r’s, und ich w\u00fcrde krepieren.\u201c
Sein Wunsch ging nicht in Erf\u00fcllung. Als ich ihn einige Zeit danach wiedersehe, ist er stark wie ein L\u00f6we \u2013 und verliebt wie Lucy. Jetzt trinkt er Whisky und behauptet, Afrika sei ein Paradies. Strahlend erz\u00e4hlt er, wie er morgens aufsteht: Lucy ruft ganz z\u00e4rtlich seinen Namen. Wenn er n\u00e4mlich ungerufen aufwachen w\u00fcrde, k\u00f6nnte seiner Seele die Zeit fehlen, in seinen K\u00f6rper zur\u00fcckzukehren. Lucy fl\u00fcstert auch jedesmal ihren eigenen Namen in sein schlafendes Ohr. So kann auch die Liebe sich wieder einstellen, falls sie im Traum einen kleinen Bummel gemacht haben sollte.
\u201eCharles\u201c, sage ich warnend, \u201eKr\u00f6tenaugen und Eulenkrallen scheinen doch in den Kopf zu steigen.\u201c
Er wird pl\u00f6tzlich ernst. \u201eIm \u00fcbertragenen Sinne schon. Mir ist pl\u00f6tzlich klargeworden, da\u00df die Sexualit\u00e4t bei uns Wei\u00dfen mehr Menschen innerlich auseinandertreibt als zusammenf\u00fchrt. Und wei\u00dft du warum? Weil wir sie immer noch mit Schmutz und S\u00fcnde verbinden.\u201c<\/p>

\"\"<\/figure>

Trotz Vielweiberei ist die Frau keineswegs die Sklavin des Mannes. Sie kann ihn auf die Anklagebank bringen und die Scheidung verlangen. Oft geht der Streit um die N\u00e4hmaschine, deren Benutzung die M\u00e4nner als ihr Vorrecht betrachten.<\/em><\/p>

\"\"<\/figure>

<\/p>

S\u00fcnde \u2013 mit ihr fing das Mi\u00dfverst\u00e4ndnis zwischen Europa und Afrika an. Wer schon beim Anblick einer nackten Brust den Teufel witterte und das Kreuz schlug, der konnte auch afrikanische Erotik, Vielweiberei und Brautkauf nur als Ausdr\u00fccke primitiver S\u00fcndhaftigkeit verurteilen.
Was waren das f\u00fcr Menschen, die in der Sexualit\u00e4t die h\u00f6chste Form der Freude sahen und sich nicht einmal die M\u00fche gaben, sie mit einem g\u00f6ttlichen Alibi zu tarnen? Wilde nat\u00fcrlich!<\/p>

\"\"<\/figure>

In kleinen D\u00f6rfern beginnt der Weg ins moderne Leben mit dem ABC. Um ihren Nachkommen eine bessere Welt zu schaffen, besuchen die Frauen mit ihren Kindern am Abend unter freiem Himmel selbstorganisierte Schulen<\/em><\/p><\/div><\/div><\/div>


Die Liebe, die einzig richtige Liebe, das war selbstverst\u00e4ndlich unsere europ\u00e4ische Liebe: ein himmlischer Einklang von Geist und Seele, vorsichtig gemischt mit einem Hauch von Leidenschaft und innigst verquickt mit Monogamie und Treue, mit Eifersucht und Verrat.
Aus der Sicht der Afrikaner war das nichts anderes als eine totalit\u00e4re Liebe. Sie fanden es barbarisch, einen Menschen seelisch und k\u00f6rperlich besitzen zu wollen, und geradezu grotesk, das Aufgeben jeder pers\u00f6nlichen Freiheit als Liebe zu bezeichnen.
Ich spreche hier nat\u00fcrlich von jenen hundert Millionen Afrikanern, die immer noch am traditionellen Lebensstil festhalten. Die afrikanischen Christen sehen das verst\u00e4ndlicherweise anders.<\/p>

Mein schwarzer Freund Joseph fand es zum Beispiel skandal\u00f6s, als ich ihm vorschlug, seiner Frau einen Liebhaber zu suchen oder selbst eine Nebenfrau ins Haus zu nehmen. Dabei hatte ich gar nichts B\u00f6ses im Sinn. Ich machte mich nur zum F\u00fcrsprecher afrikanischer Sitten. Und keineswegs ohne Grund. War doch Joseph zum Skelett abgemagert, weil der Kummer um seine kinderlose Ehe ihn buchst\u00e4blich auffra\u00df. Auch seine Frau schleppte sich wie eine Auss\u00e4tzige durchs Dorf. Von einer harmonischen Ehe konnte nicht mehr die Rede sein.
Mir schien, da\u00df der Christ Joseph weit weniger menschlich handelte als seine heidnischen Stammesbr\u00fcder. Wenn n\u00e4mlich bei ihnen der Kindersegen ausbleibt, fragen sie sich zun\u00e4chst einmal, ob sie nicht selbst daran schuld sind. Auch M\u00e4nner k\u00f6nnen unfruchtbar sein, oder Blutgruppen m\u00f6gen nicht zusammenpassen. Nichts scheint ihnen deshalb logischer zu sein, als die Fruchtbarkeit ihrer Frau von anderen M\u00e4nnern testen zu lassen.<\/p>

Trotz seiner anf\u00e4nglichen Emp\u00f6rung wandte sich Joseph sofort an den wei\u00dfen Priester: Er fragte ihn, ob es in seinem besonderen Fall nicht doch vielleicht m\u00f6glich w\u00e4re, nach den alten Sitten zu handeln. Dem lieben Gott k\u00f6nnte es doch kaum mi\u00dffallen, wenn Josephs Br\u00fcder es einmal versuchen w\u00fcrden, ihm Kinder zu schenken.
Ergebnis: der Herr Priester gr\u00fc\u00dfte mich nicht mehr, und Josef stellte mich erregt zur Rede: \u201eDu hast meinen Seelenfrieden gest\u00f6rt.\u201c
\u201eIch habe dich nur an die Weisheit deiner V\u00e4ter erinnert.\u201c\u201e
Ein wei\u00dfer Mann, der das tut, ist ein Kommunist!\u201c
Was soll ich darauf antworten?
\u201eAber ich liebe dich trotzdem\u201c, f\u00e4hrt er fort. \u201eDu hast mich wieder n\u00fcchtern gemacht. Die Worte der Kirche sind wie der Palmwein. Nur wenige k\u00f6nnen davon trinken und doch noch weise bleiben. Ich hatte die Vernunft verloren. Weil Gottes Wasser auf mein Haupt gefallen war, f\u00fchlte ich mich wie ein wei\u00dfer Herr. Das war ein gro\u00dfer Fehler. Jetzt bin ich ein besserer Christ!\u201c<\/p>

Und Josef ging in andere H\u00fctten, um den M\u00e4nnern zu sagen, da\u00df sie jetzt das Lager seiner Frau teilen d\u00fcrften, wenn Ihnen danach zumute sei.
Schon am gleichen Abend wurde ich von den eingefleischten Heiden des Dorfes eingeladen, die R\u00fcckkehr des verlorenen Sohnes zu feiern. Es war ein homerisches Gelage. Das selbstgebraute Bier flo\u00df in Str\u00f6men.
Auch die Vorfahren machten mit, wie es die Sitte verlangt. Aus den
Bechern sch\u00fctteten wir jedesmal einen Schluck auf die Erde und damit direkt in ihre H\u00e4lse. Die meinen mu\u00dften mindestens bis zur siebenten Generation betrunken sein, als auch ich vom Hocker fiel.<\/p>

\u201eKill me quick\u201c (T\u00f6te mich schnell) hie\u00df das selbstgebraute Bier. Um dem Namen gerecht zu werden, hatten die Frauen meiner Gastgeber etwas Brennspiritus, Benzin und berauschende Kr\u00e4uters\u00e4fte hinzugemischt.<\/p>

Aus europ\u00e4ischer Sicht ist Josephs Geschichte unmoralisch. Sie schl\u00e4gt auch der m\u00e4nnlichen Eitelkeit empfindlich vors Schienbein. Da\u00df ein anderer Mann der leibliche Vater seiner Kinder wird, ist dem normalen Europ\u00e4er undenkbar. Und da\u00df da ja nicht nur St\u00f6rche klappern, sondern auch Freude geschenkt und empfangen wird, ist schier unertr\u00e4glich. Bei dieser Vorstellung entdeckt jeder Mann schlagartig seine ethischen Grunds\u00e4tze \u2013 wenn er auch selbst vielleicht keine moralischen Bedenken hat, heimlich der stolze Vater von Kindern anderer M\u00e4nner zu werden.<\/p>

Diese Moral mit doppeltem Boden kann der schwarze Heide nicht kennen. Wenn er den Brautpreis f\u00fcr seine Frau entrichtet \u2013 das hei\u00dft, wenn er sie heiratet -, dann wird sie keineswegs sein Eigentum. Der immer wieder als Menschenhandel geschm\u00e4hte Aspekt der afrikanischen Heirat \u2013 das Feilschen um Vieh und Geld \u2013 mag f\u00fcr uns zwar wie der k\u00e4ufliche Erwerb eines M\u00e4dchens aussehen und an Sklaverei erinnern. F\u00fcr die schwarze Braut ist er das unerl\u00e4\u00dfliche Symbol der Ehe \u2013 wie bei uns der Ring \u2013 und das sichtbare Zeichen ihres Wertes.<\/p>

\"\"<\/figure>

Mit dem Kreuz auf der Brust und dem Fetisch auf dem Kopf gehen diese M\u00e4dchen zu einem heidnischen Fest. Afrika versucht, fremden Glauben und eigene Tradition zu vers\u00f6hnen. Wie auf dieser christlichen Hochzeit, wo der wei\u00dfe Priester und die schwarze Zauberin koexistieren <\/em><\/p>

\"\"<\/figure>

Durch die Mitgift wurde die afrikanische Frau v\u00f6llig entwertet. Sie, f\u00fcr die man Verm\u00f6gen opferte oder jahrelang schuftete und die man deshalb verehrte, sollte jetzt verschenkt werden wie ein alter Schuh? Ausgeliefert den Launen des Mannes?
Nein, das System des Brautpreises darf nicht verschwinden, entschied Fr\u00e4ulein Afrika. Es erlaubt der Frau Freiheiten, von denen Europ\u00e4erinnen nur heimlich zu tr\u00e4umen wagen. Dem Mann r\u00e4umt es letztlich nur ein unumst\u00f6\u00dfliches Recht ein: das Recht auf die Frucht ihres Leibes. Und auf diesem Gebiet kennt er dann ebensowenig Spa\u00df wie wei\u00dfe Herren in bezug auf die Treue. Manche Afrikaner n\u00fctzen dieses Recht sogar recht geschickt aus, wie unser Freund Mubito.
\u201eEs gibt Frauen, die wie Blumen sind\u201c, erkl\u00e4rt er uns. \u201eWenn sie nicht t\u00e4glich von der Sonne gestreichelt werden, verwelken sie. Wer solch eine Frau zu sich nimmt, der legt mit offenen Augen gl\u00fchende Kohlen aufs eigene Haupt. Das habe ich getan, als ich Sanda ins Haus nahm. Wenn ihre Schultern nachts die Erde k\u00fc\u00dften, verlangte sie nach Liebe. Ihre Rufe blieben selten unerh\u00f6rt \u2013 und eines Tages lief sie davon. Das ist sechs Jahre her. Seither hat sie mir drei S\u00f6hne geschenkt. Jeder ist von einem anderen.\u201c
\u201eUnd weshalb dr\u00e4ngst du nicht auf die R\u00fcckzahlung des Brautpreises\u201c, will ich wissen.\u201eSanda ist so fruchtbar\u201c, sagt er. \u201eIch liebe ein volles Haus. Und wer wei\u00df, was ich f\u00fcr den gleichen Preis bekomme. Vielleicht einen Eimer, der kein Wasser h\u00e4lt.\u201c<\/p>

\"\"<\/figure><\/div>\n\n
\"\"<\/figure><\/div><\/div>

Die afrikanische Koketterie dreht sich haupts\u00e4chlich um die Frisur. Nicht ohne Grund. Es ist schwer, krauses, drahthartes Haar zu b\u00e4ndigen. Jeder Stamm l\u00f6st das Problem auf eigene Art. Die moderne St\u00e4dterin tr\u00e4gt eine Per\u00fccke oder l\u00e4\u00dft sich das Haar gl\u00e4tten. Sie sch\u00e4mt sich ihrer \u201eprimitiven\u201c Schwester, die stolz und bewu\u00dft ihr Drahthaar zum Kunstwerk modelliert. unter Frauen<\/em><\/p>

\"\"<\/figure>

Vielweiberei unter Frauen <\/strong><\/p>

Tats\u00e4chlich h\u00e4tte die R\u00fcckzahlung des Brautpreises die Scheidung bedeutet und ihm endg\u00fcltig das Recht auf Sandas zuk\u00fcnftige Kinder entzogen. Die meisten Afrikaner aber lieben Kinder \u00fcber alles.
Einen ganz besonderen \u201eEimer, der kein Wasser h\u00e4lt\u201c (unfruchtbare Frau) trafen wir in Nigeria. Der Name: Frau Ekwani. Da sie nicht ohne Nachkommen sterben wollte, hatte sie drei Frauen geheiratet und war der stolze \u201eVater\u201c von sieben Kindern.
Wir hatten oft gelesen und geh\u00f6rt, da\u00df Ehen zwischen Frauen in Afrika nicht selten sind. Doch glaubten wir, sie nur noch bei isolierten St\u00e4mmen vorzufinden. Wir waren deshalb nicht wenig \u00fcberrascht, dieser Art Ehe ausgerechnet im exklusivsten Herrenklub von Onitsha zu begegnen, einem der bedeutendsten Handelszentren Nigerias.<\/p>

Im Klub flo\u00df der Whisky ebenso reichlich wie die Banalit\u00e4ten. Zu unseren Ehren hatten die Herren ihre \u201ewei\u00dfen Masken\u201c aufgesetzt und mimten Europa. Das geschieht immer, wenn Schwarze Wei\u00dfen gegen\u00fcbertreten, und die Wohlhabenden sind dann noch gr\u00f6\u00dfere Kom\u00f6dianten als die Armen. Gesagt wird nur, was in wei\u00dfen Ohren \u201ezivilisiert\u201c klingen soll.<\/p>

Wenn so das lustlose Weltbild verwelkter Missionsdamen wie Bibelzitate aus schwarzen M\u00fcndern sprudelt, kann man nur g\u00e4hnend warten, bis der Alkohol den europ\u00e4ischen Firnis davonschwemmt und dem wirklichen Afrika wieder zu Worte verhilft.
Als das endlich geschehen war, zogen wir mit einer Flasche geschmuggelten Champagners zu jenem Mitglied des Klubs, das man uns in n\u00fcchternem Zustand verheimlicht h\u00e4tte: Frau Ekwani.
\u201eObwohl nur Herren zugelassen sind, ist sie ein vollwertiges Mitglied unseres Klubs\u201c, erkl\u00e4rte der Pr\u00e4sident, und wir verbeugten uns etwas verwirrt vor der zwar nicht mehr jungen, aber \u00fcppig weiblich geformten Dame.
\u201eSie vertritt amerikanische und europ\u00e4ische Firmen\u201c, erkl\u00e4rte der Herr Au\u00dfenminister.
\u201eVor Ihnen steht eine der Handelsprinzessinnen unserer Stadt\u201c f\u00fcgte der Finanzminister hinzu.
In diesem Klub hatte jeder Titel und Funktion, auf die er stolz war. Man spielte Regierung und hoffte im stillen, es einmal zu werden. Worte sind machtvolle Fetische. Vor der T\u00fcr noch hatten wir ein Motorrad gesehen, auf dessen Schutzblech geschrieben stand: \u201eZuk\u00fcnftiger Minister\u201c.
Jetzt nahm der \u201eMinister f\u00fcr kulturelle Beziehungen\u201c das Wort: \u201eWir haben also die Ehre, die ganz gro\u00dfe Ehre, Ihnen Frau\u2026\u201c<\/p>

\u201ePapa \u2013 Papa\u201c, rief pl\u00f6tzlich ein kleiner Junge und st\u00fcrzte sich zwischen die R\u00f6cke von Frau Ekwani. \u201ePapa\u2026\u201c
Wir konnten zwar nicht verstehen, was jetzt gesprochen wurde. Es war jedoch klar, da\u00df dieser Knirps Frau Ekwani als seinen Vater betrachtete.<\/p>

Bei Betrunkenen dr\u00fcckt sich Verlegenheit gew\u00f6hnlich als wirrer Wortschwall aus. Als der \u201eMinister f\u00fcr innere Sicherheit\u201c die Ruhe wiederhergestellt hatte, erkl\u00e4rte er: \u201eSie m\u00fcssen verstehen. Frau Ekwani ist der Vorstand dieses Familienhaushaltes, der Chef. Nur als solcher hat sie Zutritt zu unserem Herrenklub.\u201c
Und w\u00e4hrend der L\u00e4rm wieder losbrach, f\u00fchrte Frau Vater ihren Sohn zu seiner Mutter, einer h\u00fcbschen Frau von vielleicht zwanzig Jahren, die l\u00e4chelnd vor der T\u00fcr wartete.<\/p>

Die V\u00e4ter haben nichts zu sagen<\/strong><\/p>

Ich bin \u00fcberzeugt, \u201ePapa\u201c Ekwani hatte diese kleine Familienszene absichtlich inszeniert, um uns auf die Spur zu setzen. Denn sie war stolz auf ihre Familie. Sie wu\u00dfte aber auch, da\u00df die Herren nie betrunken genug sein w\u00fcrden, um uns die ganze Wahrheit zu sagen.
Das moderne Afrika sch\u00e4mt sich seiner alten Sitten \u2013 vor Europ\u00e4ern. Dabei handelt es sich hier weder um eine physische Mi\u00dfbildung noch um geheimnisvolle Formen lesbischer Liebe. Die Ehe zwischen Frauen ist lediglich eine logische Folge der afrikanischen Heiratsmoral. Wenn der Mann mit dem Brautpreis in erster Linie das Recht auf die Frucht eines Leibes erwirbt, warum sollte dann eine unfruchtbare Frau, die selbstst\u00e4ndig im Leben steht und \u00fcber die n\u00f6tigen Mittel verf\u00fcgt, auf Nachkommenschaft verzichten?
Frau Ekwani ist eine solche Frau. Sie geh\u00f6rt sogar zu den reichsten Leuten von Onitsha. Ihren Erfolg verdankt sie ausschlie\u00dflich ihrer eigenen Kraft und Energie. Leider blieben zwei Ehen kinderlos. Sollte sie deshalb allein altern? Nein. Diese weltgewandte Frau, die jedes Jahr nach Amerika und Europa fliegt, entschlo\u00df sich, wie die \u201eWilden\u201c zu leben. Sie suchte sich drei junge M\u00e4dchen aus und heiratete sie. Mit der Entrichtung des Brautpreises an die Eltern wurde sie rechtlich der Vater aller Kinder, die da kommen w\u00fcrden. Von wem? Das ist nicht ihre Sache. Die Wahl der Erzeuger \u00fcberl\u00e4\u00dft sie ihren Frauen, und sie wundert sich auch nicht im geringsten, wenn Geschwister sich nicht \u00e4hnlich sehen.<\/p>

\"\"
Diese Frau ist \u201eVater\u201c von sieben Kindern. Sie hat drei Frauen geheiratet und somit das Recht auf die Frucht ihrer Leiber erworben.
Unten eine der M\u00fctter mit Kindern<\/em><\/figcaption><\/figure>
\"\"<\/figure>

So ist jeder gl\u00fccklich. Vor allem die Kinder. Der \u00e4lteste Sohn studiert in London, eine Tochter in Rom. Andere gehen noch zur Schule. Die M\u00fctter machen die Hausarbeit wie jede normale Ehefrau. Sie verh\u00e4tscheln die Kinder und verw\u00f6hnen den \u201eVater\u201c. Zu dritt teilen sie sich die Arbeit. Und an Gespr\u00e4chsstoff d\u00fcrfte es auch nicht fehlen, besonders wenn es um M\u00e4nner geht.
Selbst \u201ePapa\u201c kommt auf diesem Gebiet nicht zu kurz. Keine seiner Frauen wird sich aufregen, wenn \u201eer\u201c sich einen Liebhaber nimmt.
\u201eIst das nicht die ideale Ehe?\u201c seufzt einer der Herren \u201eMinister\u201c. Erst morgens um f\u00fcnf, in der letzten offenen Kneipe der Stadt, gesteht er mir unter vier Augen alles. Er deutet sogar an, da\u00df es viele solcher Ehen in Onitsha gibt.<\/p>

\u201eDie ganze Welt sollte so leben\u201c, lallt er weiter. \u201eDann w\u00e4ren alle Frauen und M\u00e4nner frei, und alle Kinder h\u00e4tten ein Zuhause. So stell ich mir das Paradies vor. Jawohl, Mister. Das Paradies auf Erden. Ich bin christlich verheiratet \u2013 mit einer einzigen Frau. Sehe ich vielleicht gl\u00fccklich aus?\u201c<\/p>

Ein Bier f\u00fcr den Seitensprung<\/strong><\/p>

Das kann man beim besten Willen nicht sagen. Vielleicht liegt es nur am Alkohol \u2013 oder aber an einem pl\u00f6tzlichen Anfall von \u201eBuschsehnsucht\u201c. Im fremden Reich der Einehe \u00fcberf\u00e4llt sie den Schwarzen ebenso hinterlistig wie uns das Heimweh in fernen L\u00e4ndern.<\/p>

Dann tr\u00e4umt er von der traditionellen afrikanischen Familie, von Tanz und Palaver, von Stammestreue und Vielweiberei. Er sieht sich von mehreren Frauen umsorgt. Jede wohnt in ihrer eigenen H\u00fctte, mit ihren Kindern \u2013 und er, als h\u00f6chste Autorit\u00e4t, in der gr\u00f6\u00dften und sch\u00f6nsten. Der Mann bestellt seine Felder. Die Damen die ihren. Und jede kann mit ihrem Erwerb tun, was sie will. Das ist Freiheit und Gleichheit. Selbst in der Liebe. Wenn sich da mal einer dazwischendr\u00e4ngelt, wird die Frau nicht einfach davongejagt. Ihr Herr Vater mu\u00df lediglich eine kleine Entsch\u00e4digung an den rechtm\u00e4\u00dfigen Ehemann zahlen. Oder man nennt den Liebhaber \u201emein Bruder in dieser Frau\u201c und l\u00e4\u00dft sich hin und wieder zu einem Bier einladen. Wer gro\u00dfz\u00fcgig ist, der mu\u00df auch beschenkt werden. Gibt es ein besseres Leben?<\/p>

So haben wir viele Schwarze laut tr\u00e4umen h\u00f6ren \u2013 wie die Wei\u00dfen, fern der Heimat, wenn sie an Weihnachten denken.<\/p>

*Anmerkung: Der Begriff Neger\/Negerin wird aus dem Originaltext beibehalten. Diese Bezeichnung war damals ohne Abwertung als Fremd- und Selbstzuschreibung gel\u00e4ufig.<\/em><\/p>

Im n\u00e4chsten stern<\/strong><\/em><\/p>

Afrikas Teenager<\/p>","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Stern, Heft 45 , 7. November 1965 Ich wei\u00df nicht, ob Bernhardinerhunde manchmal so mit den Nerven herunter sind, da\u00df sie heimlichzur Kognakflasche greifen. Mein Freund Knud sieht jedenfalls genauso aus. Sein rotbrauner Schnurrbart ist zum wilden Kn\u00e4uel zusammengeschrumpft. Die aus dem offenen Hemd hervorquellenden Haare kleben an der schwei\u00dftriefenden Brust.\u201eKognak\u201c, st\u00f6hnt er und l\u00e4\u00dft…<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":62672,"parent":62861,"menu_order":2,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","template":"","meta":{"_seopress_robots_primary_cat":"","_seopress_titles_title":"","_seopress_titles_desc":"","_seopress_robots_index":"","footnotes":""},"categories":[],"tags":[],"class_list":["post-62691","page","type-page","status-publish","has-post-thumbnail","hentry","entry","has-media"],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/62691"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=62691"}],"version-history":[{"count":5,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/62691\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":64921,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/62691\/revisions\/64921"}],"up":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/62861"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media\/62672"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=62691"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=62691"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=62691"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}