{"id":62870,"date":"2020-07-25T10:50:47","date_gmt":"2020-07-25T08:50:47","guid":{"rendered":"http:\/\/www.troeller-deffarge.com\/?page_id=62870"},"modified":"2022-08-03T15:09:07","modified_gmt":"2022-08-03T13:09:07","slug":"die-frauen-dieser-welt-einleitung","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/zeitungsreportagen\/1-die-frauen-dieser-welt\/die-frauen-dieser-welt-einleitung\/","title":{"rendered":"Die Frauen dieser Welt (Das Thema)"},"content":{"rendered":"
Stern<\/em>, Heft 43, 25. Oktober 1964<\/p> <\/p> Ich bin f\u00fcnfundvierzig Bis zu meinem zwanzigsten Lebensjahr war ich Herrn M\u00fcllers Tochter. Dann wurde ich Herrn Lehmanns Frau und im Laufe der Zeit immer mehr die Mutter von Karl, Walter und Ursula. Ich bin nie ich selbst gewesen. Vielleicht kurz zwischen achtzehn und zwanzig, als ich arbeitete. Aber das waren nur Ferien. Ein kleiner gestohlene Aufschub. Und jetzt? Die Kinder sind aus dem Haus. Mein Mann geht in seiner Arbeit auf. Und ich? Wer bin ich? Was kann ich noch erwarten? Nichts! Ich bin noch Hausm\u00e4dchen, K\u00e4uferin und Organisatorin einer sterilen Gem\u00fctlichkeit, einer gesellschaftlichen Fassade. Mit Sch\u00f6nheitspflege verschaffe ich mir die Illusion, noch jemand zu sein. Dabei opfere ich den letzten Respekt vor mir selbst auf dem Altar des einzigen Gottes, der heute noch herrscht: der Jugend.<\/p> Das ist die bittere Bilanz einer Frau mit einer \u201egl\u00fccklichen\u201c Familie. Sie ist kein Einzelfall, sondern eher typisch f\u00fcr die Situation der Frauen in aller Welt. Aus diesem Unbehagen sucht die Frau einen Ausweg.<\/p> <\/p> <\/p>