{"id":63070,"date":"2020-08-01T19:00:36","date_gmt":"2020-08-01T17:00:36","guid":{"rendered":"http:\/\/www.troeller-deffarge.com\/?page_id=63070"},"modified":"2022-08-03T15:12:35","modified_gmt":"2022-08-03T13:12:35","slug":"das-verfluchte-geschlecht-frauen-in-islamischengesellschaften","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/zeitungsreportagen\/1-die-frauen-dieser-welt\/das-verfluchte-geschlecht-frauen-in-islamischengesellschaften\/","title":{"rendered":"Das verfluchte Geschlecht (Frauen in islamischen Gesellschaften)"},"content":{"rendered":"
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Stern<\/em><\/strong> Heft 49, 05. Dezember 1965<\/p>

Die Welt des Islams, eine halbe Milliarde Menschen: Mehr als die H\u00e4lfte dieser Menschen leben heute noch wie Sklaven: die Frauen. Jeder Mann kann vier heiraten und sich so viele Konkubinen halten, wie er will. Die Frau aber mu\u00df keusch sein bis zur Ehe und treu bis ins Grab. Sie mu\u00df ihre Formen verh\u00fcllen und darf das Gesicht nur ihrem Mann zeigen. Ein Fehltritt kann den Tod bedeuten. Nur die moderne Stadtjugend versucht trotzig, mit den Traditionen zu brechen.<\/strong><\/p>

Die Frau ist s\u00fcndhaft, minderwertig, unrein. Sie besitzt weniger Gehirn als der Mann und bleibt deshalb zeitlebens unter seiner Vormundschaft. Vor dem Gericht der Menschen gilt ihre Stimme nur halb soviel wie das Zeugnis eines Mannes. Vor Gott desgleichen. Er zwingt sie mithin weder zum Gebet noch zum Besuch der Moschee. Es gen\u00fcgt, den Mann anzubeten, den Mittler zwischen ihr und Gott.
Ihre Unreinheit ist \u00fcbertragbar. Genau wie der Schmutz von Hunden und Schweinen. Kein Mann sollte eine Frau ber\u00fchren. Wenn es ihn doch dazu treibt, mu\u00df er sich anschlie\u00dfend von oben bis unten waschen. Nur v\u00f6llig vom Weibe gereinigt, darf er wieder beten und vor das Antlitz seines Gottes treten.<\/p>

Das ist kein Greuelm\u00e4rchen. Ich zeichne nur in rohen Strichen die seelische Landschaft, in der die Frauen der islamischen Welt leben m\u00fcssen. Zwischen Marokko und Pakistan. Das Zentrum bilden die Araber.
Die Ideen wurden von den Schriftgelehrten des Islams formuliert \u2013 den Ulemas. Genau wie einst die christlichen Kirchenv\u00e4ter die Bibel erkl\u00e4rten, so haben sie den Koran ausgelegt, um den weniger gelehrten Menschen allgemeing\u00fcltige Lebensregeln zu schenken. Dabei hat die Frau besonders schlecht abgeschnitten. Die \u00dcberlegenheit des Mannes hingegen wurde zum gottgewollten Gesetz.
Heute nehmen die Ulemas nach wie vor zu allen Fragen des Lebens Stellung. Ihre Hochburg ist die islamische Universit\u00e4t el-Azhar in Kairo. Noch heute klingen ihre Entscheidungen wie Dogmen aus dem Mittelalter: \u201eEs ist verboten, sein Blut zur Rettung eines Freidenkers zu spenden.\u201c \u2013 \u201eDer Intellekt der Frau reicht keineswegs aus, um ihr irgendwelche \u00f6ffentlichen \u00c4mter anzuvertrauen.\u201c<\/p>

Trotzdem sitzen heute weibliche Abgeordnete im \u00e4gyptischen Parlament, und Frauen bekleiden hohe Posten in mehreren mohammedanischen L\u00e4ndern. Alle Regierungen wissen, da\u00df es vorw\u00e4rtsgehen mu\u00df, und dazu geh\u00f6rt die Gleichberechtigung der Frau. Aber immer wieder sto\u00dfen sie auf den fanatischen Widerstand der Ulemas.<\/p>

Als der Schah von Persien vor zwei Jahren den Frauen das Wahlrecht schenkte, zettelten die Mullahs (so hei\u00dfen die Schriftgelehrten in Persien) eine Revolte an, die in Teheran allein \u00fcber tausend Opfer forderte.<\/p>

In \u00c4gypten wurde die Beschneidung junger M\u00e4dchen verboten. Ohne Erfolg. Die Ulemas unterst\u00fctzen weiterhin alle V\u00e4ter, die ihre T\u00f6chter verst\u00fcmmeln lassen.<\/p>

Der einzige, der ihnen erfolgreich widersteht, ist der tunesische Staatspr\u00e4sident Burgiba. Er hat es sogar fertiggebracht, die Vielweiberei abzuschaffen. Vor einigen Wochen noch untersagt er:<\/p>