{"id":63324,"date":"2020-09-07T14:17:06","date_gmt":"2020-09-07T12:17:06","guid":{"rendered":"http:\/\/www.troeller-deffarge.com\/?page_id=63324"},"modified":"2022-08-03T15:11:37","modified_gmt":"2022-08-03T13:11:37","slug":"vielmaennerei-macht-gluecklich-indien","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/zeitungsreportagen\/1-die-frauen-dieser-welt\/vielmaennerei-macht-gluecklich-indien\/","title":{"rendered":"Vielm\u00e4nnerei macht gl\u00fccklich (Indien)"},"content":{"rendered":"

Stern, Heft 42, 17. Oktober 1965<\/em><\/p>

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Seit zwanzig Minuten folge ich einer Frau. Nicht, weil sie gut aussieht und meine Blicke sich nicht von ihr losrei\u00dfen k\u00f6nnen. Ihr Benehmen fasziniert mich: Sie geht in ein Gesch\u00e4ft, hebt den Rock hoch, erh\u00e4lt Geld und geht gelassen in den n\u00e4chsten Laden. Dort f\u00fchrt sie einen obsz\u00f6nen Tanz auf, kassiert wiederum und trabt weiter. Im dritten Gesch\u00e4ft p\u00f6belt sie die Kunden an und kn\u00f6pft ihre Bluse auf. Bis zum Nabel. Ich entdecke keine Brust. Nur ein paar k\u00fcmmerliche Haare. Trotzdem steckt man ihr Geld zu.
Niemand protestiert oder schreit nach der Polizei. Die Gesch\u00e4ftsleute geben einige Pennies, die Kunden lachen, und jeder scheint das normal zu finden.<\/p>

\u201eIn den letzten Wochen sind hier wenig Kinder geboren worden\u201c, sagt ein Mann, der mich eben so fasziniert verfolgt wie ich die Frau:
\u201eDeshalb mu\u00df er betteln gehen.\u201c
\u201eEr? \u2013 Sie!\u201c
\u201eSie oder er. Man wei\u00df es nie genau. Einmal sind diese Leute mehr sie als er, ein anderes Mal mehr er als sie. Die meisten wollen als \u201asie\u2018 gelten. Deshalb die R\u00f6cke und die langen Haare.\u201c
Wenn hier ein Inder glaubt, englischen Humor an den Mann zu bringen, ist er an der falschen Stelle.
\u201eReden Sie verst\u00e4ndlich, Mann\u201c, sage ich.
\u201eAber Mister\u201c, protestiert er, \u201ehaben Sie denn noch nie etwas von Hermaphroditen geh\u00f6rt?\u201c
\u201eJa, in unserem Museen stehen ein paar Statuen herum, die weder Mann noch Frau sind \u2013 oder beides. Manchmal liest man bei uns auch in der Presse, da\u00df ein Soldat operiert wird und sp\u00e4ter als gl\u00fcckliche Braut vor den Altar tritt.\u201c
\u201eSehen Sie, Mister, ich rede kein dummes Zeug\u201c, sagt der kleine Mann jetzt ganz stolz. \u201eSowas gibt es also auch in Europa. Wollen Sie den Herren \u2013 Verzeihung \u2013 die Dame kennen lernen?\u201c<\/p>

Mit gemischten Gef\u00fchlen n\u00e4here ich mich dem \u201es\u00e4chlichen\u201c Wesen. Er spricht einige Worte Englisch, ist zuvorkommend, fast sch\u00fcchtern und willigt schlie\u00dflich sogar ein, fotografiert zu werden. \u201eAber nicht allein!\u201c Kommen Sie bitte morgen fr\u00fch, dann versammelt sich die ganze Gruppe wir sind einundzwanzig, und ich bin der Chef.\u201c <\/p>

Den Nachmittag und die Nacht verbringen wir damit, uns \u00fcber die Hermaphroditen zu informieren. \u201eWenn wenig Kinder geboren werden, m\u00fcssen sie betteln gehen\u201c, hatte der kontaktfreudige Herr gesagt. Damit kannten wir bereits die zwei Hauptbesch\u00e4ftigungen dieser Leute.: Betteln und Babys. Die befremdende Art des Bettelns hatte ich gesehen. Was aber hatten Babys damit zu tun? \u2013 Wir sollten es bald erfahren.<\/p>

Sobald in ihrer Gegend ein Mensch geboren wird, eilen die Hermaphroditen zum Ort des freudigen Ereignisses, um zu tanzen und zu singen. Das ist so Sitte, und daf\u00fcr bekommen Sie Geld. 
Ihre Eile hat jedoch tiefere Gr\u00fcnde. Sie suchen Nachwuchs. So beugen sie sich \u00fcber die Wiege und betrachten pr\u00fcfend das Neugeborene. Wenn sie geschlechtliche Mi\u00dfbildungen entdecken, nehmen sie das Baby mit. Das ist ihr Recht, und die Eltern atmen erleichtert auf, von einem Wesen befreit zu sein, das nicht normal ist.<\/p>

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Wenn in Indien ein Kind geboren wird, eilen die Hermaphroditen herbei, um zu singen und zu tanzen. Das ist so Sitte, und daf\u00fcr bekommen sie Geld. Wenn das Baby weder Junge noch M\u00e4dchen ist \u2013 wie sie selbst \u2013, nehmen sie es mit. Das ist ihr Recht, und die Eltern des mi\u00dfgebildeten Kindes atmen erleichtert auf, von einem anormalen Wesen befreit zu sein <\/strong><\/em><\/p><\/div><\/div>

In Europa w\u00fcrde man eine Frau verhaften, die absichtlich auf der Stra\u00dfe den Rock hochhebt. In Indien auch. \u2013 Aber nicht die \u201eHinjras\u201c, wie man diese Zwitterwesen hier nennt. Sie haben keine Verantwortung \u2013 weder vor Gott noch vor den Menschen. Denn sie sind als \u201eAu\u00dfenstehende\u201c zur Welt gekommen.<\/p>

Nachdem wir all das erfahren haben, sind wir p\u00fcnktlich zur Stelle, um die \u201eHinjras\u201c zu fotografieren. Ohne ein Wort zu sagen, macht der Chef uns einen Kaffee und streichelt vertr\u00e4umt seine Katzen. Im Hintergrund meinen zwei Mitglieder der Gruppe.
\u201eWir haben unsere beste T\u00e4nzerin verloren\u201c, schluchzte eine oder einer. Claude und ich stehen auf und stammeln verlegen die passenden Worte. 
\u201eAber nein\u201c, sagt der Chef. \u201eSie ist nicht gestorben. Heute Nacht ist sie pl\u00f6tzlich ein Mann geworden. Sie ist aus dem Bett gefallen. Und schon war\u2019s geschehen!\u201c 
Der Schluchzen wird st\u00e4rker. Die Katzen schnurren. Wie sollen wir nur das Lachen unterdr\u00fccken, das unwiderstehlich unsere Kehlen kitzelt? Es wird rechtzeitig von einer \u00dcberlegung aufgefangen, die auch uns die Situation als tragisch erscheinen l\u00e4\u00dft: Was soll ein \u201eneugeborener\u201c drei\u00dfigj\u00e4hriger Mann tun? Wo soll er bleiben? Was soll er werden? Er steht au\u00dferhalb jeder Kaste. Bei den \u201eHinjras\u201c hatte er eine Heimat. Aber jetzt?
\u201eDas ist kein Problem\u201c, beruhigt uns der Chef. \u201eEr mu\u00df jetzt Christ oder Mohammedaner werden. Er hat sich f\u00fcrs Christentum entschieden, denn die Mohammedaner sind falsche Kerle.\u201c<\/p>

So einfach hatten wir uns das nicht vorgestellt. Da f\u00e4llt eine halbe Frau aus dem Bett und wacht als ganzer Mann auf, und schon am n\u00e4chsten Morgen meldet er sich zur Taufe an. Ein Ex \u2013 Hermaphrodit wird einfach Christ. Als ob die Gruppen zu vergleichen w\u00e4ren: \u201eHinjras\u201c und religi\u00f6se Gemeinschaft? In Indien schon. Es kommt einzig und allein darauf an, zu einer Gruppe zu geh\u00f6ren \u2013 zu einer Kaste. In Indien sind die Christen eine Kaste unter anderen.<\/p>

\u201eWir trauern, weil sie nicht mehr unter uns ist\u201c, sagt der Chef, \u201eweil wir ihn liebten. Kommen Sie bitte morgen wieder. Heute gibt es nur Tr\u00e4nen zu fotografieren.\u201c <\/p>

Wir haben schon viele \u201eHinjras\u201c gesehen. In den gro\u00dfen St\u00e4dten gibt es Tausende. Selbst in kleinen D\u00f6rfern laufen einige herum. Nur ist man da nicht sicher, ob es sich um echte Hermaphroditen handelt oder um M\u00e4nner, die sich nur als solche ausgeben und verkleiden.<\/p>

Wem der Kastenterrorismus einer kleinen Gemeinde zum Halse heraush\u00e4ngt, der kann sich eigentlich nur auf diese Weise frei machen. Er stellt sich absichtlich au\u00dferhalb aller Regeln und Gesetze \u2013 und darf sich dann so benehmen, wie es ihm beliebt. Diese \u201eFreiheit\u201c bleibt nat\u00fcrlich beschr\u00e4nkt auf seine Rolle als \u201eHinjra\u201c. Dazu geh\u00f6rt zum Beispiel das Recht, die reichen Herren des Ortes so lange mit unanst\u00e4ndigen Worten und Gesten zu bombardieren, bis diese einige Pennies springen lassen, um ihn loszuwerden. Zun\u00e4chst mu\u00df er auf diese Art betteln. Meistens jedoch werden diese freiwilligen Au\u00dfenseiter auch freiwillig Opfer der m\u00e4nnlichen Prostitution.<\/p>

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Au\u00dferhalb jeder Kaste stehen diese Menschen, die weder Mann noch Frau sind: Hermaphroditen. Sie leben in Gruppen. Da sie als \u201eAu\u00dfenstehende\u201c geboren wurden, haben Sie keine Verantwortung \u2013 weder vor Gott noch vor den Menschen \u2013 und genie\u00dfen Narrenfreiheit<\/strong><\/em><\/figcaption><\/figure>
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Au\u00dferhalb der Kaste stehen auch die heiligen M\u00e4nner. Auf ihrer Suche nach dem Nirwana d\u00fcrfen sie alle Regeln durchbrechen. Es gibt sogar Heilige, die bewu\u00dft nur Verbotenes tun, nackt herumlaufen, wirres Zeug reden und Kot essen <\/strong><\/em><\/figcaption><\/figure>

Das ist der einzige Weg eines Mannes aus dem Gef\u00e4ngnis der Kasten. Es sei denn, er ziehe es vor, ein Heiliger zu werden. Doch hierzu f\u00fchlen sich nur wenige berufen. Sie nutzen lieber heimlich die sexuellen N\u00f6te und Verirrungen ihrer Mitb\u00fcrger aus und nehmen au\u00dferdem \u00f6ffentlich das Recht v\u00f6lliger Narrenfreiheit f\u00fcr sich in Anspruch.<\/p>

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F\u00fcr die indische Frau gibt es keine Flucht aus dem Kerker der Kaste. Sie kann nicht, wie der Mann, Kind und Kegel verlassen, um Nachhaltigkeit zu streben. Ihr bleibt nur der t\u00e4gliche Tempelbesuch <\/em><\/strong><\/p><\/div><\/div>

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F\u00fcr die Frau gibt es diesen \u201eNotausgang\u201c aus der Kaste nicht. Sie kann nicht einfach davonlaufen und Prostituierte werden. Auch dazu muss man in Indien geboren werden.
Schon im Himmel gab es Kurtisanen, die G\u00f6tter, Heiligen und K\u00f6nigen das Leben versch\u00f6nten. Sie standen unter der Schutzherrschaft Indras, des ausgelassensten aller G\u00f6tter des Hinduismus und wurden buchst\u00e4blich verhimmelt.
Auf Erden erging es den Dienerinnen der Liebe nicht anders. Prostitution war ein angesehener, ja ein nahezu heiliger Beruf. Bevor eine Frau das Recht erhielt, diesem Gewerbe nachzugehen, wurde sie feierlich auf dem Altar Shivas geweiht. Das Symbol dieses Gottes ist ein steinerner Phallus. Mit ihm wurde sie verheiratet. Diese Weiher befreite sie von allen moralischen Grunds\u00e4tzen, die das Leben einer normalen Frau beherrschen. Von jetzt ab waren Gewinn und Vergn\u00fcgen die Hauptinhalte ihres Lebens: Sich zu verkaufen wurde zur Pflicht. Sich zu verweigert \u2013 zur S\u00fcnde. <\/p>

Das hat schon wieder mit der Kaste zu tun. Jeder geh\u00f6rt auf seinen Platz und mu\u00df ihn gewissenhaft ausf\u00fcllen. So auch die Prostituierte den ihren. Und wie in jeder Kaste, wird man auch in diese hineingeboren. Der Beruf vererbt sich von der Mutter auf die Tochter.<\/p>

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In den gro\u00dfen St\u00e4dten Indiens ist der Platz so beschr\u00e4nkt, da\u00df viele Gesch\u00e4fte zwei Schichten machen. Am Tage bieten sie Waren an. In der Nacht Frauen. Der biedere Laden wird zum Freudenhaus. Die Lichter gehen nie aus<\/em><\/strong><\/p><\/div><\/div>

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Heute verkaufen zwar Arme in den Gro\u00dfst\u00e4dten ihre T\u00f6chter, und die Dirnenweihe wird nur noch heimlich vollzogen. Trotzdem: Der Gro\u00dfteil der indischen Prostitution rekrutiert seinen Nachwuchs immer noch aus seinen eigenen Reihen \u2013 und weiterhin bewahrt dieser Beruf seinen sakralen Charakter.<\/p>

 Das erkl\u00e4rt wahrscheinlich, warum Indien den Ruf eines erotischen Paradieses hat. Die im Kamasutra detailliert beschriebenen Regeln und Raffinements werden f\u00e4lschlicherweise als der \u201eLiebesknigge\u201c f\u00fcr die Beziehungen zwischen Mann und Frau schlechthin ausgelegt. Weit gefehlt!<\/p>

Dort wird genau unterschieden zwischen Frauen, die man heiratet, um Kinder zu zeugen, und solchen, die zum Vergn\u00fcgen des Mannes bestimmt sind. Nur diese durften die vierundsechzig K\u00fcnste der Liebe beherrschen. Zu ihrer Erziehung geh\u00f6rten auch Musik, Tanz, brillante Unterhaltung und tausend Kniffe, die neben den Sinnen auch den Geist zufriedenstellen sollten. Kurz um: Es handelte sich um \u201ehochqualifizierte Fachkr\u00e4fte\u201c, die ihre Geheimnisse \u00fcber viele Generationen von der Mutter zur Tochter weiterreichten. Nur Ihnen verdankt Indien so eine erotische Legende.<\/p>

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 In Indien war die Prostitution seit jeher ein angesehener Beruf. Dirnen wurden feierlich geweiht. Das Gewerbe vererbte sich von der Mutter auf die T\u00f6chter. Heute ist es offiziell verboten. Dennoch \u00e4ndert sich in diesen H\u00e4usern in Bombay nichts: Ins Freudenhaus wird man hineingeboren wie in eine Kaste<\/strong><\/em><\/figcaption><\/figure>

Interessierte Playboys mu\u00df ich leider entt\u00e4uschen: Heute sind die heiligen K\u00fcnstlerinnen der Liebe zu vulg\u00e4ren Dirnen herabgesunken.<\/p>

Da wir schon von Erotik sprechen und diese \u2013 sofern sie nicht ein ererbtes Vorrecht ist \u2013 in Indien den normalen Frauen verboten bleibt, scheint es an der Zeit, von jenen Damen zu sprechen, die alte Sitten in die Rumpelkammer geworfen haben und mit beiden F\u00fc\u00dfen ins moderne Leben gesprungen sind: den Filmstars, Starlets und anderen Statisten des Schaugesch\u00e4fts. Mit ein wenig Ausdauer haben sie alle Chancen der indischen Erotik wieder einen gewissen Glanz zu geben. Jedenfalls geben sie sich alle M\u00fche.<\/p>

Ich sage das keineswegs ironisch, denn hinter ihrem Hunger nach pers\u00f6nlicher Freiheit steht mehr: Sie geh\u00f6ren zu den wenigen Inderinnen, die von der verfassungsm\u00e4\u00dfig verbrieften Gleichberechtigung der Frau wirklich Gebrauch machen. Neben einer kleinen Gruppe Aufgekl\u00e4rter sind vor allem sie es, die alle modernen Gesetze auch wirklich f\u00fcr sich in Anspruch nehmen: die M\u00f6glichkeit au\u00dferhalb der eigenen Kaste zu heiraten, das Recht auf Scheidung, auf Wiederverheiratung der Witwen, auf Erbschaft, auf Unterhalt, auf Wahl des Ehepartners und so weiter.<\/p>

Die indischen Gesetze erlauben es im Prinzip einer Frau, so zu leben wie in Europa. Im Schaugesch\u00e4ft tut man es. Vielleicht schie\u00dft man manchmal ein wenig \u00fcber das Ziel hinaus. Aber ist das verwunderlich? Nach Jahrhunderten der Unterdr\u00fcckung? Umgeben von einer halben Milliarde Menschen, die stur althergebrachte Sitten \u00fcber das Gesetz stellen?
In solch einem Ozean der Unwissenheit kann der Fortschritt sich nur schreiend Luft verschaffen. Deshalb: Hut ab vor den rundlichen Sittenbrecherinnen des indischen Schaugesch\u00e4fts \u2013 wenn ihre Filme auch k\u00fcnstlerisch in den M\u00fclleimer geh\u00f6ren. Aber das steht hier nicht zur Debatte. Es geht um Indien \u2013 und das Los der indischen Frau.<\/p>

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Das schlanke M\u00e4dchen, das am Strand von Bombay flirrtet, h\u00e4tte in Indien keine Chance beim Film. Es ist zu mager. Die Szene rechts zeigt was man braucht, um Erfolg zu haben. Die Frauen der Schaugesch\u00e4fts<\/em><\/strong> m\u00fcssen dem alten Sch\u00f6nheitsideal entsprechen. In ihrem Privatleben sind sie jedoch moderner als die elegante Jugend. Sie geh\u00f6ren zu den wenigen unter Millionen Inderinnen, die von der gesetzlich verbrieften Gleichberechtigung der Frau wirklich Gebrauch machen<\/em><\/strong><\/p><\/div><\/div>

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\u201eSie sind ein Maulwurf, mein Lieber\u201c, sagt die Dame der Gesellschaft und hebt drohend ihren Finger. \u201eWenn Sie diese furchtbaren Frauen des Films in Schutz nehmen, untergraben Sie unsere Moral!\u201c
Die Dame ist sichtlich ersch\u00f6pft. In einem Elendsviertel von Bombay hat sie den ganzen Nachmittag gratis Anti-Babypillen verteilt \u2013 \u201edamit diese Armen endlich mal weniger Kinder in die Welt setzen\u201c.
\u201eEine Witwe mu\u00df Witwe bleiben\u201c, f\u00e4hrt sie fort. \u201eIn ihrem Leben darf eine Frau nur einem Mann geh\u00f6ren. Nicht wie diese Filmgesch\u00f6pfe, die sich sogar scheiden lassen und wieder heiraten.\u201c
\u201eAber gn\u00e4dige Frau, auch wenn der Mann jung stirbt \u2013 oder gar davon l\u00e4uft?\u201c
\u201eSelbst dann! Unsere Sitten sind gar nicht so dumm. Wenn sie strenger beachtet w\u00fcrden, g\u00e4be es auch wenige Babys \u2013 unser Hauptproblem, wie Sie wissen.\u201c
Ich schlucke ein paar b\u00f6se Worte herunter und mache darauf aufmerksam, da\u00df es in Indien eine gro\u00dfe Gruppe von Menschen gibt, die das Problem der Geburtenkontrolle auf genau umgekehrte Weise gel\u00f6st hat.
\u201eUnd wie, wenn ich fragen darf?\u201c
\u201eIndem eine Frau mehrere M\u00e4nner heiratet.\u201c
Jetzt schluckt sie einige Male, bevor sie das Wort \u00fcber die Lippen bekommt: \u201eVielm\u00e4nnerei\u2013 das meinen Sie? Nicht wahr?\u201c
\u201eSoviel ich wei\u00df, ist sie die einzige Form der Ehe, in der eine echte Geburtenkontrolle stattfindet.\u201c
\u201eVier oder sechs M\u00e4nner mit einer Frau. Pfui Teufel \u2026\u201c<\/p>

Kaum anders reagiert der Pr\u00e4fekt von Dehra Dun, einem St\u00e4dchen am Fu\u00dfe des Himalaja, von wo aus wir unsere Expedition ins Gebiet der Vielm\u00e4nnerei beginnen.
\u201eWas?\u201c ruft er, \u201eSie wollen die Polyandrie (Vielm\u00e4nnerei) studieren? Das geht nicht!\u201c
\u201eWeil diese Menschen nach indischen Sitten unmoralisch leben?\u201c
\u201eDeren Leben ist zweifellos unsittlich\u201c, meint er. \u201eAber das Verbot bezieht sich auf die Gegend, in der diese Leute leben. Grenzgebiet mit China. Nicht weit von Pakistan. Wir lassen keine Ausl\u00e4nder an unsere Grenzen.\u201c <\/p>

Je heftiger wir diskutieren, umso mehr l\u00e4chelt der Laufbursche des Herrn Pr\u00e4fekten. Als wir w\u00fctend davongehen schleicht der Junge uns nach und zupft mich am \u00c4rmel. \u201eIch habe sechs V\u00e4ter\u201c, fl\u00fcsterte er, \u201eund ich sch\u00e4me mich gar nicht.\u201c
\u201eDu hast nichts begriffen warum Striche oben, fahre ich ihn an. \u201eWir suchen keine biologischen Wunder !\u201c
Der Kleine l\u00e4\u00dft nicht locker. \u201eIn der Schule hat man mich auch immer ausgelacht, wenn ich nach dem Namen meines Vaters gefragt wurde und sechs aufz\u00e4hlte.\u201c
Claude Deffarges Gehirn schaltet mit franz\u00f6sischer Geschwindigkeit. \u201eDer stammt aus einer Familie, wie wir sie suchen\u201c, fl\u00fcsterte sie. \u201eSei nett zu ihm.\u201c
Jetzt fehlt auch bei mir der Groschen. Ich bin sofort nett zu dem Jungen. Und f\u00fcnf Minuten sp\u00e4ter ziehen wir strahlend davon. Um die Frauen mit den vielen M\u00e4nnern zu treffen, brauchen wir gar nicht weit in verbotenes Gebiet vorzusto\u00dfen. Nur zwanzig Kilometer von Dehra Dun entfernt leben bereits viele von ihnen. Von dort bis zur Grenze gibt es Hunderttausende.<\/p>

Schon am n\u00e4chsten Abend sitzen wir in einem Dorf, in dem sechzig Prozent der Familie nach den Regeln der Vielm\u00e4nnerei leben, die restlichen vierzig Prozent teilen sich in ein Einehen und Vielweiberei.
Das also gibt es auch: gemischte Gemeinden, in denen alle Formen der Ehe friedlich nebeneinander existieren! Wir besuchen noch zwei dieser D\u00f6rfer und erfahren, dass fast alle Einwohner die Vielm\u00e4nnerei vorziehen.
Ich spreche nicht von denen, die bereits so leben. Nein, selbst in der Zweisamkeit der Einehe und im Harem Vielweiberei h\u00f6rten wir viele Argumente zugunsten der Polyandrie. \u201eDort gibt es weniger innere Spannungen\u201c, hei\u00dft es. \u201eDie Frau ist freier.\u201c \u2013 Viele M\u00e4nner kommen besser miteinander aus als viele Frauen. \u2013 \u201eIn der Einehe gibt es immer sexuelle Schwierigkeiten.\u201c \u2013 \u201eDort mu\u00df einer sich dem anderen opfern. Ohne Unterordnung kann keine Ehe funktionieren.\u201c<\/p>

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Diese Frau hat drei M\u00e4nner. Jedes ihrer Kinder hat drei legale V\u00e4ter. Das ist viel M\u00e4nnerei. Vierzig Millionen Menschen leben heute noch in Familien, wo mehrere M\u00e4nner sich eine Frau teilen: in Japan, in Tibet, in Ru\u00dfland, in Ceylon und in Indien. Am Fu\u00dfe des Malaja haben wir die Frauen mit den vielen M\u00e4nnern besucht<\/strong><\/em><\/p><\/div><\/div>

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So hoch steht hier also die Vielm\u00e4nnerei im Kurs. Sp\u00e4ter erfahren wir von Soziologen, die andere Gebiete studiert haben, da\u00df ihre Erfahrungen \u00e4hnlich waren.
Nur die \u201eVielm\u00e4nner\u201c sind ein wenig traurig. \u201eMan h\u00e4lt uns f\u00fcr unzivilisiert\u201c, klagen sie. \u201eMoral ist doch nur, was man sich dabei denkt. Wie sollen wir denn sonst leben? Sollen wir etwa verhungern, weil unsere Ehe das moralische Gewissen hoher Herrn plagt?\u201c
Mit dieser Frage f\u00fchren sie uns zum Hauptproblem der Vielm\u00e4nnerei: Es ist in erster Linie ein wirtschaftliches Problem.<\/p>

Was passiert zum Beispiel, wenn eine Familie f\u00fcnf S\u00f6hne hat und zwanzig Hektar Land? Nach dem Tode der Eltern bekommt jeder seinen Anteil: vier Hektar. Die S\u00f6hne heiraten, bekommen ihrerseits S\u00f6hne, unter denen das dezimierte Land eines Tages wiederum aufgeteilt wird. Die zweite Generation m\u00fcsste in solchen Fall bereits auswandern oder verhungern.<\/p>

Was tut man also? Der \u00e4lteste Sohn heiratet eine Frau, die er mit allen seinen Br\u00fcdern teilt. Auf diese Weise wird die Zahl der Kinder reduziert, und das Land mu\u00df nicht geteilt werden. Die Br\u00fcder k\u00f6nnen es gemeinsam bewirtschaften. Wenn aus der Ehe zwischen den M\u00e4nnern und einer Frau wiederum sechs oder sieben S\u00f6hne geboren werden, dann heiraten sie ebenfalls gemeinsam eine Frau und besitzen immer noch ihre zwanzig Hektar Land.
Das ist ein sicheres System der Geburtenkontrolle, und es erh\u00e4lt den Familienbesitz intakt, so da\u00df alle folgenden Generationen davon leben k\u00f6nnen. Und niemand wird benachteiligt \u2013 vorausgesetzt, sie bleiben weiterhin bei der Vielm\u00e4nnerei.<\/p>

Ja \u2013 aber? \u2013 F\u00fcr Menschen, die nicht \u2013 wie die Christen \u2013 an den sakralen Charakter der Ehe glauben, gibt es kein \u201eaber\u201c. Auch nicht in Bezug auf die Liebe. Der Einklang zweier Seelen, das romantische Gef\u00fchl des Zusammengeh\u00f6rens, der Glaube, f\u00fcr einander bestimmt zu sein, sind Erfindungen des westlichen Kulturkreises. Begriffe wie Eifersucht und Verrat k\u00f6nnen deshalb hier auch nicht die gleiche Bedeutung haben wie in Europa.<\/p>

Wer wann was tun darf, h\u00e4ngt meistens von der Frau ab. Und die kleinen Damen des Himalaja scheinen klug genug zu sein, ihre Z\u00e4rtlichkeiten gerecht zu verteilen. Hauptsache, es passiert auf dem Boden. Betten mit vier Beinen bringen Ungl\u00fcck! Weshalb \u2013 konnten wir nicht erfahren.
Diese Form Ehe gibt es im Himalaja nur unter Br\u00fcdern. Dabei scheint mir der J\u00fcngste sehr schlecht abzuschneiden. Wir sitzen zum Beispiel bei einer Familie in der acht Br\u00fcder sich eine Frau teilen. Den Sechzehnj\u00e4hrige mu\u00df es eigenartig zumute sein, eine Frau zu haben, die der \u00c4lteste vor dreiundzwanzig Jahren geheiratet hat.<\/p>

Der Altersunterschied ist so gro\u00df, da\u00df wir uns nicht genieren, darauf anzuspielen. Das ist kein Problem\u201c meint der \u00c4lteste, der vielleicht f\u00fcnfzig ist. \u201eUnser Br\u00fcderchen wird eine gleichaltrige Frau bekommen. Sie ist schon ausgesucht. Nach der Ernte wird geheiratet.\u201c 
\u201eDann wird eure Familie sich trennen?\u201c
Der Mann schaut mich verst\u00e4ndnislos an. Dann lacht er, und auch die Frau scheint das lustig zu finden. \u201eKeineswegs\u201c, meint der Familienchef, \u201eseine Frau wird auch unsere Frau. Dann haben wir zwei und alle sind zufrieden.\u201c
\u201eSie auch?\u201c \u2013 frage ich die bis jetzt noch einzige bessere H\u00e4lfte der acht M\u00e4nner.
\u201eJa \u2013 ein bi\u00dfchen Hilfe w\u00fcrde mir auch gut tun.\u201c
So einfach ist das hier. Und wenn ich jetzt noch von den Freiheiten dieser Frauen erz\u00e4hle, werden einige Leserinnen vielleicht vor Neid erblassen.<\/p>

In den Ferien wird die Frau wieder Fr\u00e4ulein<\/strong><\/p>

Hier n\u00e4mlich haben die Frauen Ferien \u2013 echte, richtige Ferien. Nicht wie bei uns mit Kind und Kegel und den ewig gleichen Sorgen und Gesichtern. Nein: Zwei oder dreimal im Jahr kehren diese Frauen in ihr Heimatdorf zur\u00fcck. Und dort sind sie v\u00f6llig frei. Ledig, nicht mehr verheiratet. Sie d\u00fcrfen, Ja sie m\u00fcssen sich viele junge M\u00e4dchen benehmen: tanzen, singen und lieben, soviel sie wollen. Wenn sie ins Heimatdorf zur\u00fcckkehren, wechseln sie sogar den Namen. Die Frau wird wieder Fr\u00e4ulein. Der Alltag wird v\u00f6llig vergessen.<\/p>

Und wenn Fr\u00e4ulein X wieder Frau Y wird und vielleicht sogar schwanger nach Hause kommt, darf keiner ihrer vier, sechs oder acht M\u00e4nner sich dar\u00fcber aufregen. Die Herren Br\u00fcder werden, wie stets, die gemeinsamen V\u00e4ter des Kindes.<\/p>

So wird einige Male im Jahr ein Ausgleich geschaffen f\u00fcr die strengen h\u00e4uslichen Pflichten dieser Frauen. Zu Hause haben sie nicht viel zu melden: Chef ist nicht, wie immer angenommen wird, die Frau, sondern der \u00e4lteste ihrer vielen Ehem\u00e4nner. Es ist eine patriarchalische Familie. Und wenn eine Frau sich im Dorf ihrer M\u00e4nner kleine Freiheiten erlauben sollte, wird sie verpr\u00fcgelt oder davongejagt.<\/p>

Da haben es ihre Schwestern im S\u00fcden besser. Dort gibt es eine Form der Vielm\u00e4nnerei, welche den Mann zum schmachtenden Liebhaber macht und die Frau zu Chef einer Art m\u00e4nnlichen Harems. 
Trotz gro\u00dfer Anstrengung ist es uns nicht gelungen, in dieses Milieu einzudringen. Die Nayars, wie diese Gruppe hei\u00dft, geh\u00f6ren zu den gescheitesten Leuten Indiens. Viele bekleiden hohe Posten. Sie wissen nat\u00fcrlich, da\u00df viele Vielm\u00e4nnerei als r\u00fcckst\u00e4ndig gilt, und haben deshalb eine Mauer des Schweigens errichtet, die Selbst Ethnologen nicht durchbrechen konnten.<\/p>

Wir hatten jedoch das Gl\u00fcck einer jungen Nayar zu begegnen, die in Bombay mit ihrem Vater in unserem Hotel abgestiegen war. Studentin. Intelligent. Sehr gut aussehend. Modern gekleidet. Sie war oft allein, und wir freundeten uns an. Sie stammte aus Malabar, einem K\u00fcstenstreifen in Kerala, dem s\u00fcdlichsten indischen Bundesstaat.
Eines Tages erz\u00e4hlten wir ihr von unserer Expedition in das n\u00f6rdliche Gebiet der Vielm\u00e4nnerei Anstatt unsere Beschreibung zu kommentieren, sagte sie: \u201eWenn wir in Malabar sind, dann bin ich nicht mehr die Tochter meines Vaters. Hier wohne ich mit ihm zusammen und trage seinen Namen. Aber dort gr\u00fc\u00dfen wir einander kaum, wenn wir uns mal zuf\u00e4llig auf der Stra\u00dfe begegnen. Ich wei\u00df nicht einmal, wo er wohnt. In Malabar nehme ich auch wieder den Namen meiner Mutter an.\u201c<\/p>

Erst jetzt wu\u00dften wir, dass wir es mit einer Nayar zu tun hatten. Ohne sich zu zieren, erz\u00e4hlte sie uns von den Sitten ihrer Gruppe. Die Nayars haben seit Menschengedenken eine matriarchalische Ordnung. Das hei\u00dft.: Die Frau ist der Chef der Familie. Alles geh\u00f6rt ihr, die Kinder tragen ihren Namen, und die T\u00f6chter erben sowohl den Besitz als auch das Recht zu befehlen.<\/p>

Es ist genau umgekehrt wie in der traditionellen europ\u00e4ischen Gesellschaft. Solch eine patriarchalische Ordnung unseren Stils brachten die Eroberer aus dem Norden mit, die Nambudris. Bei ihnen erbte der erstgeborene Sohn alles, w\u00e4hrend seine Br\u00fcder Soldaten und Priester werden mu\u00dften oder eine kleine Rente vom \u00c4ltesten bezogen. Um sich standesgem\u00e4\u00df zu verheiraten, fehlte ihnen das Geld.
Aber da gab es ja diese sonderbaren Nayar-Frauen, die gar kein Geld verlangten, um geheiratet zu werden. Im Gegenteil: Oft bezahlten sie sogar ihre M\u00e4nner, von denen sie sich so viele hielten, wie sie verkraften konnten.
Zwar standen die Nayars kastenm\u00e4\u00dfig unter dem wohlgeborenen Nambudris. Aber so genau durfte man das in diesem Fall nicht nehmen. Ging es doch um die psychische und sexuelle Gesundheit dieser mittellosen Herren. Hauptsache man reinigte sich nachher gem\u00e4\u00df den vorgeschriebenen Riten, und alles war in Ordnung.<\/p>

Liebhaber der eigenen Frau<\/strong><\/p>

Und so geschah es denn auch: die unabh\u00e4ngigen Frauen der Nayars erlaubten es den jungen Nambudris, sie zu heiraten. Die Damen suchten aus, wer ihnen am besten gefiel \u2013 doch wohnen durfte der Auserw\u00e4hlte nicht bei ihnen. F\u00fcr Haus und Kost mu\u00dfte er selber sorgen. F\u00fcr sie galt er offiziell als einer ihrer vielen legalen M\u00e4nner. Er jedoch f\u00fchlte sich nur als Liebhaber, denn die Nayars verweigerten ihm das Recht auf seine Kinder. Die geh\u00f6rten der Mutter. Sie sorgte f\u00fcr ihre Ern\u00e4hrung, ihre Ausbildung und vererbte ihnen ihren Namen.<\/p>

Im Grunde lebten die M\u00e4nner dieser Frauen wie Junggesellen. Nur durfte es ihnen nicht einfallen, angerufen im Haus ihrer Frau zu erscheinen. Dann w\u00e4ren sie sicherlich einem ihrer Mit\u2013M\u00e4nner begegnet, von denen sie gew\u00f6hnlich keinen kannten. <\/p>

Es war alles so sch\u00f6n geregelt \u2013 und so ist es denn auch heute noch. Nicht immer im gleichen Ausma\u00df wie fr\u00fcher. Neue Erbgesetze und der Druck der \u00f6ffentlichen Meinung bedrohen die Sitten der Nayars. Deshalb auch ihre Verschlossenheit gegen\u00fcber allen Neugierigen. Aber nach wie vor f\u00fchren sehr viele dieser Frauen das gro\u00dfz\u00fcgige Leben ihrer M\u00fctter.<\/p>

Als die Arier Indien \u00fcberrannten, haben sie nicht, wie andere Eroberer, die besiegten V\u00f6lker versklavt, gleichgeschaltet oder umgebracht. Sie haben sie einfach in ihre Kasten und Rassenpyramide eingebaut. Ganz unten nat\u00fcrlich. Man lie\u00df sie weiterleben wie einst und je. Ja, sie mu\u00dften auf ihrem angewiesenen Platz bleiben. Auf diese Weise wurden alte Sitten und Volksst\u00e4mme, im Kastensystem \u201eeingefroren\u201c, bis auf den heutigen Tag erhalten.<\/p>

So haben die Inder selbst das Paradies auf Erden konserviert.
Dorthin f\u00fchren wir sie im n\u00e4chsten
STERN<\/p>","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Stern, Heft 42, 17. Oktober 1965 Seit zwanzig Minuten folge ich einer Frau. Nicht, weil sie gut aussieht und meine Blicke sich nicht von ihr losrei\u00dfen k\u00f6nnen. Ihr Benehmen fasziniert mich: Sie geht in ein Gesch\u00e4ft, hebt den Rock hoch, erh\u00e4lt Geld und geht gelassen in den n\u00e4chsten Laden. Dort f\u00fchrt sie einen obsz\u00f6nen Tanz…<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":63338,"parent":62861,"menu_order":20,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","template":"","meta":{"_seopress_robots_primary_cat":"","_seopress_titles_title":"","_seopress_titles_desc":"","_seopress_robots_index":"","footnotes":""},"categories":[],"tags":[],"class_list":["post-63324","page","type-page","status-publish","has-post-thumbnail","hentry","entry","has-media"],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/63324"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=63324"}],"version-history":[{"count":5,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/63324\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":64919,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/63324\/revisions\/64919"}],"up":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/62861"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media\/63338"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=63324"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=63324"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.troeller-deffarge.com\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=63324"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}